In die Jahre gekommene Bausubstanz, Gasthermen und ein Mobilitätskonzept, das hauptsächlich auf Autos ausgerichtet ist. Die Wohnanlage in der Friedrich-Inhauser-Straße im Salzburger Stadtteil Aigen stammt aus den 1980er- Jahren und war ein Musterbeispiel für den sanierungsfälligen Gebäudebestand in Österreich. Der gemeinnützige Bauträger Heimat Österreich entschied sich für eine nachhaltige Sanierung nach klimaaktiv Standard. Es galt, im Sinne des geförderten Wohnbaus, kostenschonend zu planen und die sozialen Bedürfnisse der Bewohner:innen zu berücksichtigen.
„Wir wollten aus einer 80er-Jahre Wohnanlage eine klimaneutrale Siedlung machen. Viele hielten das Vorhaben für unmöglich. Heute zeigt das fertige Projekt, dass Klimaschutz und leistbares Wohnen auch bei älteren Bestandsgebäuden funktionieren kann. Wir sind aus der Gasversorgung ausgestiegen und betreiben die 99 Wohnungen nun mit erneuerbaren Energien – dabei nutzen wir sogar die Wärme des Abwassers, das bei Dusche, Klospülung und Co. anfällt. Gemeinsam mit der Unterstützung von klimaaktiv und dem Klima- und Energiefonds konnten wir diese innovativen Ideen umsetzen“, so Bauträger Stephan Gröger, Geschäftsführer der Heimat Österreich.
Die Bestandsgebäude der Siedlung wurden saniert und erweitert. Durch Aufstockung wurden aus den ehemals 75 Wohnungen nunmehr 99 Wohneinheiten. Es wurden überwiegend nachwachsende Rohstoffe verwendet. Der Energieverbrauch der Gebäude konnte durch ein Fassadendämmsystem aus Cellulose drastisch reduziert werden. Neben einer thermischen Sanierung mit innovativer Wärmeversorgung wurde auch das Mobilitätskonzept grundlegend modernisiert.
Gassaustieg unter wissenschaftlicher Begleitung umgesetzt
Ziel des Sanierungskonzepts war es, den CO₂-Ausstoß der Wohnungsanlage auf ein Minimum zu reduzieren. Statt mit Gas, werden die Wohnungen zu 100% aus erneuerbaren Energieträgern versorgt. Dabei kommen Photovoltaik, Wärmerückgewinnung aus Abwasser und Raumluft sowie ein Pufferspeicher zum Einsatz.
So wird beispielsweise das gesamte Abwasser in einem Becken gesammelt, um mittels Wärmpumpe die Wärmeenergie aus dem Wasser wieder für Raumwärme und Warmwasser zurückzugewinnen. Während das Warmwasser bisher ungenutzt in den Kanal geflossen ist, kann durch das neue ausgeklügelte System die komplette Siedlung mit Energie versorgt werden.
Möglich machte dies eine umfassende Begleitforschung, die durch den Klima- und Energiefonds im Rahmen der „Smart Cities Initiative“ finanziert wurde.
Mobilitätskonzept: Sharing statt Garage für jeden einzeln
Eine Vorreiterrolle übernimmt das Projekt auch mit seinem Mobilitätskonzept. Ziel war es, die Nutzung des privaten Pkws durch alternative Fortbewegungsmöglichkeiten zu reduzieren. Garagenplätze wurden reduziert und für jede Wohnung mehrere Fahrradparkplätze eingeplant. Im sogenannten „Mobility Point“ werden unterschiedliche Sharing-Produkte kostengünstig zur Nutzung angeboten. Das Portfolio umfasst neben einem E-Auto, einem E-Lastenpedelec, E-Scootern und E-Bikes auch Fahrrad-Korbanhänger und Fahrrad-Kinderanhänger. Ladestationen für die E-Mobilitätsbausteine befinden sich ebenfalls dort.
Auch die stärkere Nutzung des Onlinehandels wurde im Mobilitätskonzept mitgedacht. Um unnötige Wege einzusparen, wurde ein Paketraum mit intelligent vernetztem Schließfachsystem eingerichtet. Dort können Pakete und andere Gegenstände sicher hinterlegt und rund um die Uhr abgeholt werden.
Umzug erforderlich: Betreuung der Bewohner:innen
Für die umfassende Sanierung mussten die Bewohner:innen für die Zeit der Baumaßnahmen umziehen. Besonders wichtig war daher die persönliche Betreuung der Bewohner:innen im Projektverlauf durch einen fix abgestellten Mitarbeiter des Bauträgers und eine Soziologin. Mithilfe anderer gemeinnütziger Bauvereinigungen und dem Wohnservice der Stadt Salzburg wurden Ersatzwohnungen gefunden, die Umzüge organisiert sowie die Kosten übernommen. Der Kontakt zu den Mieter:innen wurde so über die Dauer der Bauarbeiten gehalten und rund ein Drittel der ehemaligen Bewohner:innen ist nach Abschluss der Umbauten wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt.
Beteiligte
- Bauträger: Heimat Österreich gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft m.b.H.
- Architektur: Arch. DI Ing. Christoph Scheithauer
- Bauphysik: Bauphysik Team Zwittlinger & Staffl Engineering OG
- Haustechnik: TB Stampfer
- Bauleitung: Heimat Österreich gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft m.b.H.
- Weitere Beteiligte: Marius Consulting ZT GmbH
- Gebäudedeklaration durch: Bauphysik Team Zwittlinger & Staffl Engineering OG
- Plausibilitätsprüfung: SIR - Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen