Objekt des Monats 12/2023: BH Salzburg-Umgebung

Der Baukörper

Die sechs, auf einem Sockel liegenden Kuben sind von unterschiedlicher Höhe und versetzt zueinander angeordnet, wodurch begrünte Terrassen in den Innenhöfen geschaffen wurden und alle Räume von Sonnenlicht erreicht werden können. Das besondere Merkmal der neuen Bezirkshauptmannschaft ist, dass sie zu einem großen Teil als Holzbau errichtet wurde. Einzig das Untergeschoss und das Erdgeschoss mussten aufgrund der Überschwemmungsgefahr, die sich aus der Nähe zur Fischach ergibt, in Stahlbetonskelettbauweise ausgeführt werden. Die drei oberen Geschosse wurden in nur 15 Wochen als Holzkonstruktion erbaut. 993m³ Holz aus Salzburg und Tirol wurden dafür verwendet. Die Konstruktion ist ebenso langlebig wie auch rückbaufähig, denn es gibt keine unlösbaren Holzverbundsysteme. Die Einzelteile können einfach und sauber voneinander getrennt werden. Um die Nutzungsdauer des Gebäudes maximal zu verlängern, wurde die Flexibilität des Gebäudes optimiert: Alle Zwischenwände sind flexibel und können an die jeweilige Nutzung angepasst werden. Installationen, Strom, IT wurden eigens in die Parapete gelegt, um einen schnellen Umbau zu gestatten.

Soziale Nachhaltigkeit

Das Wohlbefinden der Besucher:innen und Mitarbeiter:innen wurde von Beginn an in die Planung miteinbezogen. Daraus resultiert folgendes Raumkonzept: Im Erdgeschoss befinden sich die Bürgerservices und die  Besprechungsräume, ebenso der Flachgausaal, dessen Größe an die jeweilige Nutzung angepasst werden kann. Für Kinder wurden sowohl im Wartebereich als auch in den Bürgerservices eigens Möbel aus Holz angefertigt, auf den Böden liegen Sitzpolster und kleine runde Teppiche aus Wolle.  Das zentrale Bürgerservice ist nicht hinter einer grauen Tür verborgen, sondern nur durch verglaste Flächen vom großflächigen Warteraum getrennt. Dort, wie auch im gesamten Gebäude, wurde neben der Transparenz allerdings auch auf Diskretion Wert gelegt. Ermöglicht wird das unter anderem durch eine gelochte Holzdecke, die akustisch wirksam ist und den Schall absorbiert. Einzelne Bereiche sind durch Lamellenwände aus Holz geteilt, um ein wenig Rückzug zu ermöglichen. Begrünte Wände schaffen ein naturnahes Umfeld. Diese werden über eine computergesteuerte Tröpfchenbewässerung mit Wasser, sowie über LED-Strahler (zusätzlich zum Tageslicht) mit Licht versorgt.

In den oberen drei Geschossen sind die Räume der Bezirkshauptfrau und der Referent:innen  angesiedelt. Material und Konstruktion wurden in diesen Geschossen sichtbar gehalten, denn der Baustoff Holz schafft eine wohnliche Atmosphäre. Um Licht und Transparenz Raum zu geben, wurden großzügige Flächen aus Glas gestaltet. Der Blick reicht an wolkenlosen Tagen quer durch das Gebäude, von der Kirchturmspitze bis zum Watzmann. Multifunktionale Mittelzonen mit Kücheninseln fördern den sozialen Austausch der Mitarbeitenden. Vom obersten Geschoss aus können die begrünten Terrassen aufgesucht werden.

Energiekonzept:

Die Wärmeversorgung erfolgt über das Nahwärmenetz von Seekirchen, die Zuluft wird über einen Erdkollektor vorgewärmt. Im Sommer kommt eine Fußbodenkühlung, gespeist aus Erdwärme-Tiefensonden, zum Einsatz. Die Dachflächen sind mit Photovoltaik-Paneelen bestückt, ebenso die Überdachungen der Pkw- und Fahrradstellplätze (in Summe 180 kW/p).

Projektbeteiligte

• Bauherrschaft: Amt der Salzburger Landesregierung
• Architektur: SWAP Architekten ZT GmbH
• Generalplaner und Örtliche Bauaufsicht: ARGE SWAP Architekten ZT GmbH und DELTA Projectconsult GmbH
• Bauphysik und Haustechnik: Allplan GmbH
• Statik: Bollinger + Grohmann ZT GmbH
• Brandschutz: IBS – Institut für Brandschutztechnik
• Zertifizierung: Allplan GmbH