Das Gebiet des ehemaligen Nordbahnhofs im zweiten Wiener Gemeindebezirk war eine wilde Gstetten. Bis 2025 entstehen hier rund um einen großen naturbelassenen Park, die „Freie Mitte“, sechs Wohnhochhäuser, die das urbane Quartier nachhaltig prägen.
„Im Nordbahnviertel entsteht auf einer ehemaligen Brachfläche ein völlig neuer Staddteil. Wir legen großen Wert darauf ein lebendiges und urbanes Quartier zu schaffen und haben uns mit einem Pionierprojekt an diesem Prozess beteiligt: ein Wohnhochhaus mit öffentlicher Erdgeschoßzone und unverwechselbarem Charakter“, sagt Thomas Auböck, Geschäftsführer.
Lage - Hoch hinaus
An der Ecke Taborstraße/Leystraße bilden drei Baukörper einen geschützten Platz: Hier hat die Straßenbahn O ihre Umkehrschleife, und hier liegt gegenüber dem Schulcampus das Zentrum des Quartiers. Das Hochhaus mit Sockel und insgesamt 21 Geschoßen und 196 Wohnungen kratzt noch nicht ganz an den Wolken, seinen Bewohner:innen bietet es dennoch einen imposanten Ausblick – im Osten auf die Stadt, im Westen auf den neuen wilden Park, die „Freie Mitte“.
Architektur – Let’s twist again
Die identitätsstiftende Form und die Fassade des Hochhauses sehen nicht nur schön aus. Mit der leichten Drehung des Turms und dem Knick zweier Hausseiten werden diese zu den Grünflächen geöffnet. Das Gebäude wirkt dynamisch, elegant und steht luftig am Park. Die unterschiedlich ausgestalteten Balkonfronten bieten hohe Aufenthaltsqualitäten und sorgen für Sonnenschutz sowie Privatsphäre. Die Oberflächen in der Erdgeschoßzone und im ersten Obergeschoß stechen besonders hervor: Der Betonsockel besteht aus Sichtbetonelementen mit Weißzement.
Konstruktion: Stahlbeton und Fertigteile für eine effiziente Temperierung
Die Tragkonstruktion von „Leywand.das Wohnhochhaus“ ist aus Stahlbeton. Durch die Bauteilaktivierung werden die Decken der Wohnungen zur effizienten Temperierung genutzt, was eine gleichmäßige und behagliche Wärmeverteilung im Winter sowie eine angenehme Kühlung im Sommer gewährleistet. Diese innovative Technik spart Energie und sorgt für ein komfortables Wohnklima.
Zusätzlich wurden bei der Konstruktion großteils Fertigteilschächte verbaut. Diese Schächte sind so konzipiert, dass sie ohne Brandschutzklappen auskommen, was den Bewohner:innen die regelmäßige Wartung dieser Systeme erspart. Diese Lösung trägt zur Verringerung der Betriebskosten bei und erhöht gleichzeitig den Wohnkomfort.
Baustoffe und Komfort: Gesundheit und Nachhaltigkeit im Fokus
Bei der Auswahl der Baustoffe wurde besonders darauf geachtet, keine gesundheitsschädlichen Materialien zu verwenden. Dies beginnt bereits bei der Gebäudehülle, wo hochwertige Holz-Alu-Fenster verbaut wurden, die nicht nur für eine ausgezeichnete Energieeffizienz sorgen, sondern auch zur Verbesserung der Raumluftqualität beitragen.
Auch im Innenausbau lag der Fokus auf nachhaltigen und langlebigen Materialien. So wurden in allen Wohneinheiten Parkettböden aus Eiche verlegt, die nicht nur optisch ansprechend, sondern auch besonders strapazierfähig und dadurch langlebig sind. Holzvertäfelungen aus hochwertigem Eichenholz finden sich in ausgewählten Bereichen wieder und verleihen den Allgemeinräumen eine warme und natürliche Atmosphäre. Auf den Einsatz von Laminaten wurde bewusst verzichtet.
Haustechnik und Energiekonzept
Die Haustechnik basiert auf modernen, intelligenten Systemen, die den Wohnkomfort maximieren und gleichzeitig die Umwelt schonen. Ein Beispiel dafür sind die windstabilen Außenjalousien, die den Sonneneintrag in die Wohnungen effektiv reduzieren und so zur passiven Kühlung beitragen. Ausgestattet mit Windsensoren, fahren sie bei starkem Wind automatisch hoch, um Sturmschäden zu verhindern.
„Ein nachhaltiges Gebäude beginnt mit einer wohlüberlegten Planung. Beispielsweise können der CO2-Ausstoß und die Gesamtkosten mit einer adäquaten Haustechnik und klimaschonenden Baumaterialien, aber auch mit durchdachten Grundrissen, gesenkt werden“, meint Projektleiterin Mikolt Piller.
Das Energiekonzept des Projekts setzt auf eine nachhaltige und effiziente Energieversorgung durch die Anbindung an das Fernwärme- und Fernkältenetz der Stadt Wien. Besonders hervorzuheben ist die konsequente Nutzung der Dachflächen für Photovoltaikanlagen: Die Fläche auf dem obersten Dach wurde maximal ausgenutzt, um eine Leistungskapazität von 36 kWp zu erreichen. Durch die extensive Dachbegrünung wird zudem die Effizienz der PV-Paneele gesteigert. Der erzeugte Strom dient hauptsächlich der Versorgung der Allgemeinbereiche des Gebäudes, während überschüssige Energie ins Netz eingespeist wird. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Senkung der Betriebskosten bei, sondern verdeutlichen auch das Engagement für eine umweltfreundliche Energieversorgung.
Mobilitätskonzept
Das Haus ist sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen – neben der bereits erwähnten Straßenbahn O, wird derzeit die Linie 12 gebaut. Die U2 und die U1 sind mittels dieser Straßenbahnlinien oder mit dem Fahrrad in wenigen Minuten erreichbar. Um die zukünftigen Bewohner:innen zu emissionsarmen Fortbewegungsmöglichkeiten zu motivieren, wurden umfassende Maßnahmen zur Förderung der E-Mobilität getroffen. Alle Stellplätze sind für die Installation von E-Ladestationen vorbereitet. Im großzügigen Fahrradraum können E-Bikes bequem geladen werden, und es gibt ausreichend Platz für Fahrradanhänger und Lastenräder.
Sharing Economy: Gemeinschaft stärken
Um das Zusammenleben zu fördern und den Austausch zwischen den Bewohner:innen zu erleichtern, wurden Gemeinschaftsflächen und ein innovatives Sharing-Economy-Konzept geschaffen. Im Erdgeschoss lädt eine großzügige Lobby zum Verweilen ein, und der angrenzende Homeoffice-Bereich ermöglicht gemeinsames und konzentriertes Arbeiten. Die Terrasse im zweiten Obergeschoss mit Spielplatz und Outdoorküche bietet Platz für gesellige Treffen. Der angrenzende Gemeinschaftsraum mit Küche und Beamer eignet sich für Kurse und Filmabende. Ein Highlight ist der Wellnessbereich mit Saunen und Infrarotkabine, der über ein Buchungssystem reserviert werden kann. Eine Werkstatt mit Werkzeugen und eine Fahrradreparatursäule stehen den Bewohner:innen ebenfalls zur Verfügung. Zwei Gästewohnungen können gegen einen Unkostenbeitrag gebucht werden, was die Notwendigkeit eines eigenen Gästezimmers überflüssig macht und die Wohnflächen effizienter nutzt.
Projektbeteiligte:
- Bauherrschaft: KIBB Hoch zwei Errichtungs GmbH
- Architektur: Franz und Sue ZT GmbH
- Bauphysik: Dr. Ronald Mischek ZT
- HKLS: Mischek ZT GmbH
- Gebäudedeklaration: bauXund forschung und beratung gmbh