Objekt des Monats 06/2015: JAspern, 1220 Wien

Das partizipative Passivhaus-Projekt in der Seestadt Aspern erreichte mit 970 Punkten den klimaaktiv Gold-Standard.

JAspern ist ein partizipatives Passivhaus-Projekt in der Seestadt Aspern, das sich durch höchsten energetischen Standard, besonderen NutzerInnen-Komfort, einen innovativen soziokulturellen Ansatz zum Wohnen in Gemeinschaft sowie ein ökologisches Gebäude- und Freiraumkonzept auszeichnet. 

Im Gegensatz zu heutzutage üblichen partizipativen Wohnbauprojekten war es hier die Baugruppe selbst, die als Gruppe von EigentümerInnen eigenverantwortlich und auf eigenes Risiko, ohne finanzielles Backup durch Bauträger, alle Entscheidungen getroffen hat. Möglich wurde dies durch die Konstellation von Projektsteuerer, Generalplaner und Baugruppe, basierend auf einem speziellen Entscheidungsprozess.

Generationsübergreifender Nachhaltigkeitsgedanke

Die optimierte und flexible Grundrissgestaltung der Wohneinheiten erlaubt Nutzungsänderungen und spiegelt den generationsübergreifenden Nachhaltigkeitsgedanken wider. Dafür grundlegend waren die punktgestützte Decke und das Fassadenraster. Stützenraster an der Fassade erlauben das Verschieben der Fenster innerhalb einer bestimmten Ordnung, wodurch eine maximale Variabilität im Grundriss gegeben ist.  Auf jeder Fassade gibt es durch das Hinzufügen eines Rasterfeldes für die Befensterung die Möglichkeit, Fenster in der Lage zu verschieben und damit die innere Aufteilung variabel zu halten.

Architektur

Die Fenster sind mit einem kostengünstigen, in einem Zug mit dem Fenster montierten Blindstock ausgestattet: Ein Detail, das einen zukünftigen Fenstertausch ermöglicht, ohne die Fassade in Mitleidenschaft zu ziehen. Neben statisch relevanten Wandpfeilern aus Beton besteht ein großer Teil der Fassade aus Ziegelit-Elementen mit hohem Ziegelsplitt-Recyclinganteil. Diese sind nichttragend und können jederzeit gegen Fenster oder andere Elemente getauscht werden.

Die Außenräume sind vom Straßenraum und vom Gemeinschaftshof barrierefrei zugänglich und gut einsehbar. Im Keller liegt ein großer Fahrrad-/Kinderwagenraum, der bei 18 Wohneinheiten über 80 Fahrrädern Platz bietet. Eine Werkstatt für handwerkliche und künstlerische Aktivitäten steht den BewohnerInnen zur Verfügung.

Die Wohnräume sind 2,8 m hoch. Dadurch wird der normalerweise bestehende Konflikt zwischen Belichtung und Tiefe des Balkons aufgehoben und gute Besonnung - selbst im Winter – ermöglicht.

Haustechnik

Im zentralen Lüftungsgerät wird die Frischluft nach einer Filterstufe durch ein solegeführtes Fundamentabsorber-System auf mind. -2°C vorgewärmt und weiters durch die Abwärme der Abluft auf 16°C bis 20°C nachgewärmt (Wärmerückgewinnung mind. 85%).

Die Energieversorgung für Heizung und zentrale Warmwasserbereitung erfolgt durch die Fernwärme Wien. Die Nutzwärme kommt über die Übergabestation. Der Heizwärmebedarf beträgt 14,9 kWh/m²EBF.a (PHPP).

Urban Gardening

Hohe stadtökologische Qualitäten werden durch Urban Gardening und einen hohen Anteil an intensiv begrünten Dachflächen erreicht. Im 6. OG wird Regenwasser zum Gießen für die Hochbeete gesammelt. Das überschüssige Wasser wird im Gartenbereich in eine Zisterne geleitet, die dem Sickerschacht vorgeschaltet ist. Im 1. sowie 6. OG sind Gemeinschaftsterrassen mit Hochbeeten angelegt.

Beteiligte

  • Bauträger: Baugruppe JAspern, Fritz Oettl (www.jaspern.at)
  • Architektur, Generalplanung, Ausschreibung und örtliche Bauaufsicht: pos architekten (www.pos-architecture.com)
  • Fachplanung: Team GMI (Haustechnik), werkraum wien (Statik), zwoPK (Landschaftsplanung), Pokorny Lichtarchitektur (Lichtplanung), IBO (Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH)
  • Plausibilitätsprüferin: Cristina Florit (IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH)
  • Generalunternehmer: Ing. Harald Weissel GmbH

Zur Gebäudedatenbank: http://www.klimaaktiv-gebaut.at/

Veröffentlicht am 06.08.2015