Das kleine Zinshaus hatte vor der Sanierung zehn Wohnungen, teilweise im Substandard, mit WC am Gang. Die Fensterlandschaft reichte vom Nachkriegskastenfenster über deren renovierte Variante bis hin zum Ein-Flügel-Kippfenster aus weißem PVC. Ein ähnliches Bild zeigten die Leitungsinstallationen samt diverser Nachrüstungen mithilfe unterschiedlichster Technologien. Der Heizwärmebedarf lag nur knapp unter 180 kWh pro m2 und Jahr (OIB).
Den EigentümerInnen ist es schließlich zu verdanken, dass sie diesem Zustand ein Ende setzen und dem Bauwerk einen neuen Anfang geben wollten. Ziel war die Umsetzung moderner Bau- und Wohnstandards, die Erneuerung der haustechnischen Einrichtungen bei gleichzeitiger Sanierung zum Passivhaus im bewohnten Zustand von rund der Hälfte der Wohnungen. Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens war ein intensiver Planungs- und Verhandlungsprozess mit den im Haus verbliebenen BewohnerInnen. Unterstützt wurde der Bauherr von der Schöberl & Pöll GmbH, der Manschein GmbH und den KoordinatorInnen des Forschungsprojekts „Gründerzeit der Zukunft“ von der e7 Energie Markt Analyse GmbH.
Die Herstellung einer möglichst luftdichten Gebäudehülle stellte eine der größten Herausforderungen dar. Von n50-Werten jenseits 4 bis hin zur passivhaustauglichen Hülle war es ein mühsamer, aber erfolgreicher Weg. Die neu eingebaute Lüftungsanlage wird durch ein zentrales Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung realisiert, welches im Keller außerhalb der thermischen Hülle verortet ist. Im unbeheizten Keller wurde der Lehmboden durch einen (leicht gedämmten) Betonboden ersetzt, das Mauerwerk saniert und an der gewölbten Kellerdecke unterseitig die Dämmung für den Abschluss der thermischen Hülle angebracht. Dabei wurde mit abgehängten Deckensystemen gearbeitet, seitlich ergänzt durch 20 cm starke Kragendämmungen an den Kellerwänden. Die neuen Fenster sind – wie vor knapp 130 Jahren – aus Holz, haben jetzt aber eine außen liegende Aluminiumschale und eine 3-ScheibenVerglasung.
Die Restenergie für Heizwärme wird mittels Grundwasserbrunnen mit Wärmepumpe beigestellt, Photovoltaik am Dach ergänzt das Energieversorgungskonzept. Um auch die Betriebsenergie möglichst gering zu halten, wurden, wo immer das ging, energiesparende Haushaltsgeräte als Standardausstattung angeschafft. LED-Leuchten für die Allgemeinbereiche reduzieren zusätzlich den Energieverbrauch.
Mit Hilfe eines Lifteinbaus wurde die Erschließungsqualität des Gebäudes verbessert. Im Bereich des Innenausbaus wurde auf die Verwendung emissionsarmer Materialien geachtet. Sämtliche Wohnungen wurden umfassend renoviert. Im Erdgeschoss wurden vormals vier Wohneinheiten zu zwei neuen Einheiten zusammengelegt, im Dachgeschoß wurden zwei hochwertige Einheiten vollkommen neu errichtet. Auf Garagenplätze im Erdgeschoss wurde bewusst verzichtet.
Andreas Kronberger: „Die Sanierung der Eberlgasse zeigt, dass eine energetisch hochwertige Bestandsentwicklung möglich ist. Aus finanzieller Sicht war die hochwertige Sanierung nur mit entsprechend hoher Förderung unter anderem durch den Wohnfonds Wien, das BMVIT im Rahmen der Programmlinie „Haus der Zukunft Plus“, durch Mietzinsbeiträge (§18 MRG) sowie durch erhebliche Eigenmittel realisierbar.“
Mehr zum Gebäude:
- Haus der Zukunft-Website: http://www.hausderzukunft.at/results.html/id7142
- Weißbuch „Nachhaltiges Bauen in Österreich – tatsächlich und nachweislich“: http://www.monitorplus.at/upload/file/Buch_MonitorPlus_2014.pdf
Mehrfamilienhaus Eberlgasse, 1020 Wien
Konzept & Planung: Andreas Kronberger
Fachplanung: Schöberl&Pöll GmbH (Bauphysik), Ing. Siegfried Manschein GmbH (Haustechnik)
Einreichung, örtl. Bauaufsicht: Ageres Baumanagement
Plausibilitätsprüferin: Beate Lubitz-Prohaska (pulswerk GmbH)
Zur Gebäudedatenbank: http://www.klimaaktiv-gebaut.at/