Das Programm klimaaktiv Gebäude bietet mit seinen Gebäudestandards und Kriterienkatalogen für die Planung und Ausführung von Gebäuden seit Jahren Instrumente an, die dazu beitragen, die Diskrepanz zwischen berechnetem Bedarf und realem Verbrauch zu verringern.
Als Ergänzung zu den Deklarationsstufen „Planung“ und „Fertigstellung“ setzt klimaaktiv mit der neuen Deklarationsstufe „klimaaktiv in der Gebäudenutzung“ einen weiteren Anreiz zur realitätsnahen Energiebedarfsberechnung und zur Optimierung in der Nutzung des Gebäudes.
In der neuen, zusätzlichen Deklarationsstufe wird die energetische Qualität des deklarierten Gebäudes nicht mehr anhand seines berechneten Energiebedarfs, sondern anhand seines realen Energieverbrauchs bewertet. Die neue Deklarationsstufe ermöglicht es dadurch, Gebäude anhand ihrer tatsächlichen energietechnischen Performance zu bewerten. Darüber hinaus bietet der systematische Vergleich des Bedarfs mit dem Verbrauch die Chance, etwaige Mehrverbräuche rasch zu erkennen, Ursachen zu analysieren und zu beseitigen.
Um die Einordnung der tatsächlichen Verbräuche auch für Laien zu ermöglichen, wird die energetische Performance in der Deklarationsstufe „In der Gebäudenutzung“ auf der Ebene Endenergie bewertet, so dass Zählerdaten bzw. Energiekostenabrechnungen verwendet werden können. Zur Vereinfachung werden alle Verbräuche in der Deklarationsstufe auf die Wohnnutzfläche (WNFL) bezogen und damit auf die gleiche Bezugsgröße, wie sie auch in der Energiekostenabrechnung verwendet wird.
Umfassende Qualitätssicherung in der Gebäudenutzung
Die Bewertung im Rahmen der Deklarationsstufe in der „Gebäudenutzung“ folgt dem Bewertungs- und Bepunktungsschema der bisherigen klimaaktiv Gebäudestandards mit vier unterschiedlichen Bewertungskategorien.
- In der Kategorie A „Standort und Qualitätssicherung“ wird u.a. die Übereinstimmung des in der Verbrauchsprognoseberechnung ermittelten Bedarfs mit dem raumlufttemperatur- und klimakorrigierten Verbrauch bewertet. Zusätzlich zur energietechnischen Performance werden auch wichtige Behaglichkeits- und Luftqualitätsparameter bewertet. In der Kategorie A wird daher auch die empfundene Behaglichkeit der Nutzerinnen und Nutzer beurteilt. Diese wird mit einer NutzerInnenbefragungen erfasst.
- Die Bewertung der Kategorie B „Energie und Versorgung“ erfolgt auf der Basis der gemessenen Verbräuche bzw. der gemessenen PV-Erzeugung. Wie in den vorhergehenden Stufen „Planung“ und „Fertigstellung“ können in der Kategorie B maximal 500 Punkten erreicht werden.
- In der Kategorie D „Komfort und Raumluftqualität“ werden die Messwerte der Raumluftqualität und der Raumlufttemperaturen bewertet.
Alle weiteren Kriterien werden in der Deklarationsstufe „In der Gebäudenutzung“ nicht neu bewertet, da sie gegenüber der Deklarationsstufe „Fertigstellung“ unverändert sind. Die Bepunktung für diese Kriterien wird aus der Deklaration der Stufe „Fertigstellung“ übernommen.
Deklaration von Standard versus komplexen Gebäuden
In der Deklarationsstufe „klimaaktiv in der Gebäudenutzung“ stehen zwei Nachweiswege zur Verfügung, je nachdem, ob es sich um ein „Standard-Gebäude“ oder um ein „Komplexes Gebäude“ handelt.
Nachweisweg für Standard-Gebäude: Wohn- und Bürobauten
Bei Standard-Gebäuden können allein durch einen SOLL-IST Vergleich auf Gebäudeebene die energetische Performance beschrieben und Ursachen für Abweichungen gefunden werden. Mit dem Nachweisweg für Standardgebäude können Wohn- und Bürobauten deklariert werden.
Für die Deklaration der Standard-Gebäude stehen Ihnen folgende Dokumente und Unterlagen zur Verfügung
Wohnbauten – Standard-Gebäude
- Kriterienkatalog für Wohngebäude in der Nutzung 2017
- Nachweise für Wohngebäude in der Nutzung 2017
- Kriterienliste für Wohngebäude in der Nutzung 2017
Bürobauten – Standard-Gebäude
- Kriterienkatalog für Bürogebäude in der Nutzung 2017
- Nachweise für Bürogebäude in der Nutzung 2017
- Kriterienliste für Bürogebäude in der Nutzung 2017
Nachweisweg für Komplexe-Gebäude: Wohn- und Bürobauten
Bei komplexeren Gebäuden hingegen ist eine Verbrauchsprognose als Soll-Größe auf Gebäudeebenen oft schwierig und die Ursachensuche für Soll-Ist-Abweichungen ist allein durch Gebäudekennzahlen nicht möglich bzw. ausreichend. Deshalb wird bei der Deklaration klimaaktiv „In der Gebäudenutzung“ zwischen Standard-Gebäuden und komplexen Gebäuden unterschieden. Bei komplexen Gebäuden werden die SOLL-IST Vergleiche auf der Ebene der einzelnen HLK(S)-Systeme und nicht auf Gesamtgebäudeebene durchgeführt.
Basis für die Zuordnung ist eine nachvollziehbare Beurteilung durch die energietechnische Fachplanung, inwieweit für das konkrete Gebäude eine realistische Verbrauchsprognose mit den verfügbaren Rechenmodellen (PHPP od. adaptierte Berechnung nach OIB) auf Gesamtgebäudeebene möglich ist.
Für die Deklaration von Komplexen-Gebäuden wenden Sie sich bitte an das klimaaktiv Bauen und Sanieren Programmmanagement in der ÖGUT.