Nachlese - Unternehmen umbauen Teil 4/2022

Am 24. November 2022 fand der vierte Teil der diesjährigen klimaaktiv Energieeffiziente Betriebe Webinar-Reihe Unternehmen umbauen – Erfahrungen auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität statt.

Eine der zentralen Herausforderungen für Unternehmen auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Die UFI-Förderung Raus aus Öl und Gas – Erneuerbare Prozessenergie für Betriebe bietet Unternehmen eine Unterstützung beim Umstellen beziehungsweise Umrüsten von bestehenden Produktionsanlagen und Produktionsprozessen auf erneuerbare Energieträger (inklusive Ökostrom) beziehungsweise das Erhöhen des Anteils erneuerbarer Energie in bestehenden Anlagen.

Wo können Betriebe ansetzen? Petra Lackner, Programmleiterin klimaaktiv Energieeffiziente Betriebe, stellte den Energie-Check für Betriebe vor. Mit diesem Leitfaden erhalten Unternehmen 240 konkrete Maßnahmen und Lösungsvorschläge für die Reduktion des Energieverbrauchs.

Wie Betriebe ein Teil des Projektpartner Netzwerks werden können, erklärt Petra Lackner: „klimaaktiv Vorreiterbetriebe – unsere Projektpartner gehen mit gutem Beispiel voran. Sie planen strategisch den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern bis 2040 mit schon sehr konkreten Maßnahmen bis 2030. klimaaktiv bietet Anleitungen zur Erstellung eines Maßnahmenplans und berichtet regelmäßig von den Erfahrungen der Projektpartner. Die Good Practice Beispiele der Projektpartner können als weitere Anleitung für die Entwicklung von Maßnahmen herangezogen werden.“

Voraussetzung für die Projektpartnerschaft ist das Einreichen einer umgesetzten Effizienzmaßnahme und eines Maßnahmenplans 2030. Mehr Informationen zur Einreichung von Effizienzmaßnahmen und zur Projektpartnerschaft, erhalten Sie von Karin Hauer, die für das Partnermanagement im Programm zuständig ist. Die aktuellen Projektpartner finden Sie unter folgendem Link: https://www.klimaaktiv.at/energiesparen/energieeffiziente_betriebe/partner/projektpartner.html 

Wer bereits Maßnahmen umgesetzt hat, kann diese bis 31. März 2023 über die Einreichplattform effizienzprojekt.at einreichen.

Karin Hauer von der Österreichischen Energieagentur stellt das Klimafonds Projekt „Hotspots“ vor. In diesem Projekt analysiert die Energieagentur gemeinsam mit 12 Pilotbetrieben die Scope-3 Hotspots in den Unternehmen, also die Treibhausgasemissionen von vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten. Hotspots, weil die Bereiche betrachten werden, in denen die größten Hebel zur Reduktion der Treibhausgas Emissionen zu erwarten sind. Mehr Informationen und die Projektfortschritte werden unter klimaaktiv.at/hotspots und auf der Energy Transistion Timeline des Klimafonds veröffentlicht.

Einer der Hotspots Pilotbetriebe berichtete im ersten Beitrag von seinem Weg/seinen Erfahrungen in eine klimaneutrale Zukunft. Die Firma HIRSCH Porozell GmbH ist nicht nur Pilotbetrieb, sondern arbeitet auch am Maßnahmenplan 2030 zur Verlängerung der Projektpartnerschaft. Bereits vor einem Jahr präsentierte Philipp Hutter, Technology and Service bei der HIRSCH Porozell GmbH, drei alternative Varianten zur Erzeugung von Prozessdampf, die in der HIRSCH Gruppe auf Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit geprüft wurden.

Philipp Hutter zu den Herausforderungen des vergangenen Jahres: „Das Jahr 2022 brachte trotz vieler Unsicherheiten und schlimmer Dinge auch einige positive Entwicklungen mit sich. Die Menschen sind hinsichtlich Energieverbrauch und -effizienz sensibilisiert worden.

Durch die gestiegenen Energiepreise haben Investitionen im Bereich Energieeffizienzsteigerung plötzlich wesentlich kürzere Return on Investment-Zeiten.

Auch das Thema erneuerbare Energie hat durch das Bewusstwerden der Abhängigkeit vom Weltmarkt neuen Schwung erhalten. Diesen gilt es nun zu nutzen und Klimaschutz-Maßnahmen aktiv voranzutreiben.“

Im zweiten Beitrag präsentiert Christoph Dolna-Gruber, Experte der Österreichischen Energieagentur, die Ergebnisse der Analyse „Österreichische Gasversorgung ohne Importe aus Russland“.

„Rund 80 Prozent des nach Österreich importierten Gases stammten traditionell aus Russland. Diese über Jahrzehnte gewachsene Abhängigkeit konnte im Laufe des Jahres signifikant reduziert werden und lag im September 2022 bei nur 21%. Die kurzfristige Not-Diversifizierung der Gasversorgung erfolgte zu einem hohen Preis. Bis 2027 gilt es, durch eine nationale und internationale Kraftanstrengung, die Abhängigkeit von russischem Erdgas vollständig zu beenden und den Ausstieg aus fossilem Erdgas voranzutreiben.

Die Handlungsoptionen für den Ersatz der Erdgasimporte aus Russland können sehr einfach in drei Punkten zusammengefasst werden. Erstens: Einsparen. Zweitens: Selbst produzieren - die heimische Erzeugung aufrechterhalten und vor allem grünes Gas im Inland produzieren. Drittens: Diversifizieren der Lieferländer - Ausweitung der Importe aus z. B. Norwegen sowie von verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas - LNG) und dabei ein sukzessiver Übergang zu erneuerbaren Importen – allen voran Wasserstoff und Ammoniak, so Dolna-Gruber.“

Wasserstoff – Wunderkind? Hoffnung grünes Gas? - lautete der Titel des dritten Beitrages, in dem Andreas Indinger, Experte der Österreichischen Energieagentur, einen Einblick in die beiden Themen bietet: „Wasserstoff und die damit verbundenen Technologien bietet viele neue Möglichkeiten zu Dekarbonisierung. Wasserstoff ist aber keine „Silver Bullet“, sondern einer von vielen Bausteinen der klimaneutralen Energiezukunft. Die Wasserstoff-Nutzung ist dabei oft weniger effizient als die direkte Nutzung von Strom, bietet aber in Bereichen mit wenig anderen Alternativen als „Last resort“ Möglichkeiten für Emissionsreduktion. Wichtig für die Produktion von grünem Wasserstoff in Österreich werden ausreichende Mengen an grünem Strom sein, und damit ein forcierter Ausbau dieser Energiequellen. Zahlreiche Förderungen von der Forschung bis zur Innovation stehen zur Verfügung und werden weiter ausgebaut.“

Wir bedanken uns bei den Referentinnen und Referenten für die spannenden Vorträge und Interviews.

 

Veröffentlicht am 01.12.2022