Zu Beginn wurde das Netzwerk der „klimafitten Betriebe“ kurz vorgestellt. Dieses Netzwerk besteht aus klimaaktiv Projektpartnerbetrieben, die an der fortlaufenden Verbesserung der Energieeffizienz und am Ausstieg aus fossilen Energieträgern arbeiten. Der erste Schritt zum Beitritt in das Netzwerk ist die Einreichung von umgesetzten Energieeffizienz- oder Erneuerbare-Maßnahmen auf der Plattform effizienzprojekt.at. Weitere Informationen über die Schritte zur Projektpartnerschaft.
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe lag bei der Wärmebereitstellung in Unternehmen. Im ersten Beitrag stellten Deyan Dimov und Konstantin Kulterer, beide Österreichische Energieagentur, den neuen klimaaktiv-Leitfaden „Erneuerbare Wärmesysteme in Betrieben“ vor. Dieser Leitfaden unterstützt Betriebe im Bereich Industrie und Gewerbe dabei, effizientere und regenerative Wärmesysteme zur Erzeugung von Raumwärme, Warmwasser und Bereitstellung von Prozesswärme einzusetzen.
- Leitfaden: Erneuerbare Wärmesysteme in Betrieben [PDF]
- Fact Sheet: Erneuerbare Wärmesysteme für Prozesswärme in Industriebetrieben [PDF]
- Fact Sheet: Erneuerbare Wärmesysteme für Raumwärme und Warmwasser in Betrieben [PDF]
Ein gutes Beispiel aus der Praxis präsentierte der Projektpartnerbetrieb Electroplast. Der gesamte Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser kann durch die Nutzung der Kondensationsabwärme der bestehenden Kälteanlagen in der Produktion gedeckt werden.
Hermann Kunesch, Geschäftsführer der Electroplast GmbH, berichtet von den umgesetzten und geplanten Maßnahmen im Unternehmen. Er betont dabei auch die Rolle eines guten Teams: „Kunststoff ist in den letzten Jahren sehr in die Kritik geraten. Als kunststoffverabredendes Unternehmen müssen wir uns diese Kritik stellen und alles tun, um unseren Beitrag für eine nachhaltige Wirtschaft zu leisten. Daher stellen wir bei allen unseren Entscheidungen Energie- und Ressourceneffizienz ins Zentrum. Ich bin froh, dass mich dabei ein großartiges Team an MitarbeiterInnen und BeraterInnen unterstützt. Denn es braucht Ausdauer und freundliche Penetranz um die Transformation zu einem nachhaltigen Unternehmen, gegen die Macht der Gewohnheit, zu bewerkstelligen.“
Entscheidend für nachhaltiges Handeln ist eine ganzheitliche Betrachtung, die alle relevanten ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekte einbezieht. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, einzelne Prozesse zu verbessern oder Emissionen zu reduzieren, sondern alle Bereiche - von der Ressourcengewinnung über die Produktion bis hin zur Entsorgung - im Zusammenhang zu optimieren. Nur so können unerwünschte Nebeneffekte und Problemverlagerungen vermieden und echte, langfristige Lösungen gefunden werden, die sowohl dem Planeten als auch der Gesellschaft und der Wirtschaft zugutekommen.
Wie wichtig der Ansatz der ganzheitlichen Betrachtung in der Praxis ist, berichtet Klemens Gratzel, Josef Recheis Eierteigwaren und Walzmühle GmbH: „Aus unserer Sicht kann sehr viel mehr bewegt werden, wenn man gemeinsam die gesamte Lieferkette betrachtet und mitgestaltet. Oft gibt es Synergien oder Maßnahmen, die zu einem früheren Zeitpunkt in der Lieferkette einen stärkeren Effekt hätten als eine spätere Reaktion. Ein Beispiel hierfür ist unser eigener Hühnerhof – den Rohstoff „Ei“ könnte man am Markt sicherlich günstiger einkaufen, allerdings nicht in der Qualität und Versorgungssicherheit, bei gleichzeitig kurzen Lieferwegen und vor allem in der Tierwohlqualität. FunFact am Rande: der Hühnermist kommt zur Düngung auf die Felder unserer 200 Weizen-Vertragsbauern im Weinviertel – auch hier lassen sich Kreise schließen und ganzheitliche Ansätze finden.“
Auf die Frage, wo er noch große Herausforderungen sieht, antwortet Klemens Gratzel: „Spannend wird es, wie sich die technischen Lösungen, die wir als Unternehmen am dringendsten benötigen, um weiter unseren Energieverbrauch senken zu können, weiterentwickeln und vor allem auch wie rasch. Dann sind es auch wir als Gesellschaft, die bereit sein muss, den Mehrpreis dieser technischen Lösungen zu bezahlen und damit direkt die Kosten zu tragen für Maßnahmen, deren positiven Effekt der Einzelne nicht sofort wahrnimmt. Oder ob wir, wie bisher eher dazu tendieren die Verantwortung und die Kosten bzw. die ökologischen Schulden auf spätere Generationen zu übertragen. Klar ist früher oder später, direkt oder indirekt werden wir die Kosten übernehmen müssen, die nötig sind, um eine lebenswerte Umwelt zu erhalten.“
Nachgefragt: Welche Herausforderungen die Teilnehmer:innen des Webinars bei der Umstellung auf ein erneuerbares Wärmesystem oder einen erneuerbaren Brennstoff sehen, wurde im Rahmen einer Mentimeter-Umfrage abgefragt.
Die am häufigsten genannte Herausforderung ist das Temperaturniveau, gefolgt vom Platzbedarf und den Kosten. Ein weiterer Punkt ist der Platzbedarf, der unter anderem Betriebe in Ballungsräumen betrifft, wenn es um die Lagerung oder Anlieferung erneuerbarer Brennstoffe geht. Aber auch die Verfügbarkeit der Brennstoffe spielt eine wichtige Rolle.
Bei der Frage nach dem wichtigsten Kriterium bei der Auswahl des Wärmesystems steht die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle, gleich gefolgt von den Temperaturanforderungen und einer Kombination der genannten Punkte - Wirtschaftlichkeit, Temperaturanforderungen, Nachhaltigkeit, Brennstoffverfügbarkeit und Platzbedarf.
Das klimaaktiv Betriebe-Team bedankt sich bei den Referenten für die interessanten Vorträge und freut sich auf weitere Ausgaben der Webinar-Reihe.