Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit

Die Doppelte Wesentlichkeit bezieht sich auf zwei Perspektiven der Wesentlichkeit im Kontext der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit veranlasst Unternehmen dazu, Nachhaltigkeit aus zwei verschiedenen Perspektiven zu betrachten:

1. Outside-in Perspektive ("Financial Materiality")  - Finanzielle Wesentlichkeit

Die Außenwesentlichkeit hebt die Auswirkungen der Geschäftsaktivitäten eines Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft hervor. Es geht vor allem um die Auswirkungen und Konsequenzen, die ein Unternehmen auf externe Stakeholder und sein Umfeld, wie die Umwelt, hat.

Beispiel

Umweltauswirkung: Ein Textilhersteller produziert an vielen Standorten auf der ganzen Welt und braucht für das Färben bzw. Waschen der Textilien erhebliche Mengen Wasser. Führt dieser Wasserverbrauch in der Region zu Ressourcenengpässen/-knappheit, ist dies eine negative Außenwesentlichkeit. Der Hersteller kann Maßnahmen setzen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Zum Beispiel das Optimieren der Waschprozesse oder Wiederaufbereitung des Wassers.

2. Inside-out Perspektive (“Impact Materiality”) – Ökologisch und soziale Wesentlichkeit

Die Innenwesentlichkeit stellt dar, wie sich Umwelt, Sozial und Governance Themen (ESG-Themen) die finanzielle und wirtschaftliche Performance des Unternehmens auswirken. Es geht vor allem um die Betrachtung von Risiken und Chancen, die sich aus globalen und lokalen ESG Themen ergeben, die das Unternehmen direkt betreffen. Das können Zum Beispiel finanzielle Auswirkungen oder auch Unterbrechungen in der Produktion sein.

Beispiel:

Umweltauswirkung: Um die Produktion aufrecht zu halten, ist der Textilhersteller auf das Wasser in der Region angewiesen. Steht nicht ausreichend Wasser zur Verfügung, könnte dies zu Produktionsstillständen und damit zu wirtschaftlichen Schäden oder Strafzahlungen durch Lieferverzögerungen führen. Gute Planung und die Investition in Optimierungsmaßnahmen können dem entgegenwirken, das Risiko verringern.

Warum doppelte Wesentlichkeit wichtig ist

Die CSRD legt fest, welche Unternehmen verpflichtet sind einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung folgt dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit, was einen klaren Unterschied zur bisherigen Regelung, der NFRD, darstellt.
Das Konzept der doppelten Wesentlichkeit trägt dazu bei, einseitige Berichterstattung zu verhindern, indem es Unternehmen dazu anregt, sich sowohl mit positiven als auch negativen Aspekten sowie mit potenziellen und tatsächlichen Auswirkungen auseinanderzusetzen.

Wann ist ein Thema wesentlich?

Definition nach European Sustainability Standards (ESRS)

Außenwesentlichkeit: Ein Nachhaltigkeitsaspekt ist aus Sicht des Impacts wesentlich, wenn er sich auf die wesentlichen tatsächlichen oder potenziellenpositiven oder negativen Auswirkungen des Unternehmens auf Mensch oder Umwelt auf kurze, mittlere oder lange Sicht bezieht. Zu den wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekten gehören die Auswirkungen, die das Unternehmen verursacht oder zu denen es beigetragen hat, sowie die Auswirkungen, die direkt mit der eigenen Geschäftstätigkeit, den Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens durch seine Geschäftsbeziehungen verbunden sind. Die Geschäftsbeziehungen umfassen die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette des Unternehmens und sind nicht auf direkte vertragliche Beziehungen beschränkt.

Innenwesentlichkeit Ein Nachhaltigkeitsaspekt ist aus finanzieller Sicht wesentlich, wenn er Folgendes auslöst oder auslösen kann: finanzielle Auswirkungen auf die Entwicklung des Unternehmens, einschließlich der Cashflows, der Finanz- und Ertragslage, kurz-, mittel- oder langfristig. 

Veröffentlicht am 18.04.2024