Bei 30 Grad Außentemperatur wird dann überflüssiger Weise Öl und Gas verheizt – trotz Klimakrise und horrender Energiepreise. Wie kann das passieren? „Der Grund dafür liegt in der teilweisen Automatisierung von Heizungsanlagen“, weiß Armin Themeßl, Heizungsexperte der Klimaschutzinitiative klimaaktiv.
Die Erklärung: Sehr viele Heizungen werden über einen so genannten Außentemperaturfühler geregelt. Ab einer gewissen Außentemperatur – ein Großteil der Regelungen ist auf eine Heizgrenztemperatur von 18 °C eingestellt – geht die Heizung in Betrieb und je kälter es wird, desto mehr Energie wird vom Heizkessel an Heizkörper oder Fußbodenheizung geliefert. Doch zuvor muss noch der Kessel selbst aufgewärmt werden um die Energie überhaupt an das Wasser abgeben zu können. Der Haken dabei ist: Auch klare Sommernächte sind kühl. Häufig fallen die Temperaturen unter 18 °C und dann macht die Heizung genau das, worauf sie programmiert wurde - sie geht in Betrieb. Im Herbst und Winter sorgt diese Funktion für Komfort und Effizienz. Im Sommer jedoch werden Räume geheizt, die man eigentlich abkühlen möchte. Zudem verursacht der unnötige Heizbetrieb vermeidbare Kosten!
Es ist davon auszugehen, dass in Österreich jeden Tag unzähligen Heizungsanlagen in Betrieb gehen, Kessel und Verteilsystem auf Betriebstemperatur laufen, nur um dann wieder langsam auszukühlen. Wer nicht auf die Thermometer im Heizraum schaut, wird es kaum bemerken. „Bei so einem Start wird schnell ein Liter Öl oder ein Kubikmeter Gas verbrannt, und summiert über den Sommer und Österreich kommen nach vorsichtigen Schätzungen zumindest 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr zusammen, was in etwa dem Gegenwert von 5.500 jahresdurchgängig mit Erdgas beheizten Gebäuden entspricht“, ist sich Andreas Riedmann, Leiter des Bereichs Gebäudetechnik der Energie Tirol sicher.
Das Gute daran: Das Problem ist einfach und schnell zu beheben. Man kann die Heizung einfach ab April oder Mai aktiv ausschalten bzw. in den Sommerbetrieb nehmen und im Herbst wieder einschalten oder auf Winterbetreib umstellen. Ein Tastendruck bedeutet dabei 100 Prozent Einsparung bei Null Prozent Komfortverlust. „Wer sich nicht mehr ganz sicher ist, wie seine Heizungsregelung funktioniert, wirft einen Blick in die Betriebsanleitung oder fragt beim Sommerservice einfach die Fachfirma – denn nur wer in den Grundzügen mit seiner Heizung vertraut ist, kann diese auch vernünftig betreiben“, stellt Armin Themeßl fest.
Weitere Energiespartipps für Ihre Heizungsanlage im Sommer
- Beim Auto eine Selbstverständlichkeit – bei der Heizung wenig beachtet: Spätestens alle 24 Monate sollte jede Heizung vom Hersteller oder Servicepartner unter die Lupe genommen werden. Gut servicierte Heizungen laufen effizienter. Auch werden gegebenenfalls kleine Probleme frühzeitig erkannt und ein Heizungsstillstand im Winter wird vermieden.
- Sie sollten sich die wichtigsten Funktionen Ihrer Heizung von einer Fachkraft erklären lassen. Dazu gehören jedenfalls das Einstellen von Sommer- und Winterbetrieb, der Solltemperaturen von Heizung und Warmwasser, der Heizkurve und der Zeitprogramme.
- Überprüfen Sie beim Blick in den Heizungskeller gleich auch, ob alle Rohre gedämmt sind. Wenn nicht, können Sie dies noch rasch vor der Heizsaison nachholen. Das ist unkompliziert und kann meist selbst erledigt werden. Dabei helfen zahlreiche Videos und Do-it-Yourself Tipps verschiedener Baumärkte. Wer sich nicht sicher ist, frägt die Fachfirma. Je nach Rohrlänge ist hier ein nicht unbeträchtliches Energie- und Kosten-Einsparpotenzial vorhanden.