Name des Projekts:
Zukunftsfittes Ortszentrum
Beteiligte Institutionen:
Marktgemeinde Ober-Grafendorf
Projektstandort:
Hauptstraße
Name Kontaktperson:
Sonja Kadanka
Position/Funktion Kontaktperson:
KEM Managerin und Energiebeauftragte
Zitat zum Projekt:
"Viele Gemeinden leiden unter unbelebten Zentren – das Leben spielt sich am Gemeinderand ab: Man spricht vom Donut-Effekt. Wir wollen weg vom Donut zum Krapfen mit Dirndlmarmelade, das Beste im Zentrum."
Person hinter dem Zitat inkl. Funktion:
Bürgermeister DI(FH) Rainer Handlfinger
Gesamtinvestitionsvolumen:
ca. 2,1 Mio.
Art der Finanzierung:
Über 3 Jahre wurde nur mit Eigenmittel und diversen Förderungen (siehe unterhalb) das Projekt verwirklicht.
Kurzbeschreibung des Projekts:
Nach einer Bevölkerungsumfrage im Jahr 2014 gab es drei große Themen, die von der Bevölkerung gewünscht wurden. Erstens ein Wochenmarkt, zweitens ein Gesundheitszentrum und drittens ein neuer Hauptplatz mit mehr Aufenthaltsqualität. Diese Themen prägten das Wirken von Politik und Verwaltung der darauffolgenden Jahre enorm. Im Jahr 2015 folgte der Projektstart mit der NÖ Dorf- & Stadterneuerung unter dem Motto: “Gemeinsam Zukunft gestalten“.
Ablauf und Meilensteine:
Mit dem Erstellen des ersten Masterplans wurde klar, dass für die Zentrumsentwicklung vor allem auch ein Verkehrskonzept für Ober-Grafendorf erstellt werden musste. Seitens der TU Wien wurden als Subunternehmer für die Zentrumsentwicklung die Fa. Archipel Architekten, Mag. Johannes Kraus und der Landschaftsplaner DI Gerhard Rennhofer beauftragt. In diesem Prozess wurden Gemeinde-, Platz-, und Gebäudestrukturen genauestens erhoben und analysiert. Für die Verkehrsanalyse wurde das Mobilitätsverhalten der Ober-Grafendorfer Bevölkerung mittels Haushaltsfragebogen abgefragt. Ein Betriebsfragebogen wurde von den Wirtschaftsbetrieben ausgefüllt. Mittels einer elektronischen Verkehrszählung konnte der motorisierte Individualverkehr und öffentliche Verkehr erfasst werden. Anfang 2019 erfolgte mit vielen interessierten Gemeindebürger*innen ein Ge(h)staltungsdialog zum zukünftigen Hauptplatz mit dem Experten DI Robert Krasser (Architekt und Stadtplaner), bei dem weitere Erkenntnisse bezüglich Platzbelebung und Gestaltung gesammelt wurden.
Für die Findung eines innovativen Planers für die Gestaltung des neuen Hauptplatzes wurde ein Ideenwettbewerb durchgeführt. Im Oktober 2019 entschieden sich die Jurymitglieder für das Projekt der „Projektgemeinschaft schumacher.schindl.freiß“.
Wir empfinden es als sehr positiv, dass diese für Ober-Grafendorf über viele Jahrzehnte prägenden Entscheidungen alle gemeinsam und mit großer Bürgerbeteiligung durchgeführt wurden, da nun, wo der neue Hauptplatz mit seinem Gesundheitszentrum entstanden ist, die meisten Gemeindebürger*innen verstehen, warum diese große Veränderung notwendig war. Der Hauptplatz soll für die Bevölkerung neu erlebbar werden. Somit trägt das Projekt stark zur Ortskernbelebung bei und hilft das Gemeinschaftsleben zu stärken. Großes Augenmerk wurde auf die zu erwartenden klimatischen Veränderung der nächsten Jahrzehnte gelegt. So waren wichtige Projektbestandteile eine verstärkte Begrünung, ausreichende Versickerungsfähigkeit sowie eine geringe Abstrahlung von Hitze durch die eingesetzten Pflastersteine. Zusätzlich kommen auch Nebeldüsen zum Einsatz, die die sommerliche Hitze erträglicher machen. Besonderes Augenmerk wurde auf natürliche Schattenspender gelegt. Die GREENPASS® Certification, die im Zuge der Hauptplatzgestaltung eingesetzt wurde, ist ein wissenschaftlich entwickeltes Prüfverfahren, um die klimabezogene Aufenthalts- und Lebensqualität, die Wirtschaftlichkeit sowie die Wirkung eines Projekts zu optimieren und zu bestätigen. Sie liefert den ersten international gültigen Qualitätsnachweis für die Klimaresilienz von Gebäuden, Quartieren und Freiräumen. Die Verkehrswege bei diesem Bauprojekt wurden verändert, um sie an die neu entstehende Verkehrssituation anzupassen und zu verbessern. Das Schließen von Radwegelücken sowie der Verzicht auf den ein oder anderen Parkplatz wurde forciert, um mehr Raum für das Verweilen am Hauptplatz zu schaffen und eine nachhaltigere Anreise zu ermöglichen.
Wurde das Projekt über Förderungen mitfinanziert? Wenn ja, über welche und wie hoch waren sie?
Kommunales Investitionsprogramm (KIP 2020) - 439.000 Euro
Stadterneuerung Land NÖ - 131.000 Euro
Raumordnungsförderung Land NÖ - 30.000 Euro
Natur im Garten - noch offen
Projekterfolge:
Dieses Projekt bekämpft das Ortskernsterben mit folgenden Impulsen:
1) Von der Brachfläche zur Funktionsmischung: Von zwei bestehenden Wohneinheiten zu 33 Wohneinheiten, sechs Geschäften und eine Ganztagesgastronomie.
2) Die erste GREENPASS ® Certification für einen Hauptplatz in Österreich: Entsiegelung sowie die Auswahl der verwendeten Materialien schützt den Platz vor Überhitzung im Sommer und sichert so Aufenthaltsqualität für kommende Generationen.
3) Mitfinanzierung „Gesundheit im Zentrum“: Die Marktgemeinde Ober-Grafendorf hat ein Stockwerk des Genossenschaftsbaus angekauft, um das vielfach gewünschte Gesundheitszentrum direkt im Ortskern ansiedeln zu können. Vier brachliegenden Gebäuden wurden somit neue Funktionen zugeteilt.
4) Expertenwissen: Verkehrskonzept von Em. O. Univ. Prof. DI Dr. techn. Hermann Knoflacher Ausschreibung: „Ideenwettbewerb“ für den neu entstandenen Hauptplatz. Einbindung aller Fraktionen und der Wünsche der Gemeindebürger*innen. Der Zuschlag ging an das Planungsbüro: schumacher.schindl.freiß
5) Weg vom Parkplatz hin zum Hauptplatz mit mehr Aufenthaltsqualität im Ortskern von Ober-Grafendorf. Förderung der nachhaltigen Anreise.
Weitere Anmerkungen/Aus was haben wir gelernt?
Die Entscheidungsträger:innen sind überzeugt, einen effizienten Umgang mit Flächen in seiner höchsten Form gestaltet zu haben. Auf einer Fläche, wo zuvor 2 Wohneinheiten bewohnt waren, leben und wohnen nun 58 Personen. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben kurze Wege zum nächsten Arzt, zur Apotheke oder zum Einkaufen und in die Gastronomie. Das ist das Wohnen der Zukunft. Endlich tummeln sich auch Menschen und nicht nur Autos am neuen Hauptplatz von Ober-Grafendorf. Dieses Bauprojekt ist ein positives Beispiel für die Zentrumsbelebung, Reduzierung von Flächeninanspruchnahme (Nachverdichtung) und für das Bauen mit Funktionsmischung im Zentrum.
