Der neue Österreichische Aktionsplan Mikroplastik setzt auf eine Reduktion des Reifenabriebs durch Innovationen in der Materialzusammensetzung, eine spritsparende und damit reifenschonende Fahrweise und durch die Motivation zum Umstieg auf umweltfreundliche Mobilitätsformen.
Umweltschadstoff Mikroplastik
Mikroplastik ist als Umweltschadstoff in aller Munde: In den Medien wird Mikroplastik bisher vor allem als Zusatz in Kosmetikprodukten oder als Schadstoffpartikel in den Meeren erwähnt. Doch Mikroplastikemissionen betreffen auch Luft und Boden hierzulande (Liebmann 2015). Die meisten Mikroplastikpartikel stammen aus synthetischen Polymeren. Das sind langkettige, schwer abbaubare Kunststoffmoleküle. Sobald die Kunststoffteilchen aufgrund von Abrieb oder Zerfall eine Größe unter fünf Millimeter erlangen, zählen diese zur Gruppe der Mikroplastikpartikel (BMK, 2022).
Mehr als die Hälfte des Mikroplastiks durch Kfz-Verkehr
Wenig bekannt ist, dass auch der Abrieb von Kfz-Reifen Mikroplastikpartikel verursacht. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts in Deutschland verglich eigene Messdaten mit internationalen Studien. Das Ergebnis: Fast 43 Prozent aller Mikroplastikpartikel in Deutschland stammen aus dem Abrieb von Kfz-Reifen (Bertling et al. 2018). Das entspricht jährlich 1,2 Kilogramm pro Person. Zählt man die Partikel aus dem Abrieb des Bitumens im Asphalt sowie aus Fahrbahnmarkierungen hinzu, kann festgehalten werden, dass mehr als die Hälfte der Mikroplastikpartikel aus dem Verkehr stammen.
Mikroplastik als Feinstaub in Luft und im menschlichen Körper
Laut einer aktuellen Studie der Boku Wien (2021) stammen neun Prozent aller Staubanteile unter fünf Millimeter in Österreich aus Reifenabrieb. Zum Vergleich: Staubanteile aus Kfz-Abgasen betragen knapp vier Prozent. Durch Winde – auch Fahrtwind – gelangen die Staubpartikel unkontrolliert in die weitere Umgebung. Zehn Prozent des Reifenabriebs gelangen als Feinstaubpartikel kleiner als zehn Mikrometer in die Luft, sind in dieser Größe lungengängig und gelangen über die Atemwege in den menschlichen Körper. Besonders gefährlich sind Ultrafeinstaubpartikel im Nano-Bereich von unter 0,1 Mikrometer Partikelgröße. Manche Abbauprodukte von Reifenzusatzstoffe wirken in Nano-Größe im menschlichen Körper wie Hormone und sind daher besonders gesundheitsgefährdend (Boku Wien 2021).
Reifenabrieb-Partikel belasten Gewässer und Böden
Nicht nur die Feinstaubpartikel aus der Luft sind problematisch. Es wird angenommen, dass Mikroplastikpartikel aus Reifenabrieb auch über Straßenbankette und Entwässerungstechnik in den Boden und damit ins Wasser gelangen können. Laut Aktionsplan Mikroplastik (BMK 2022) ist das Ausmaß der Einträge aus Reifenabrieb in die Umwelt aktuell Gegenstand von genaueren Untersuchungen.
Reduktion von Reifenabrieb im Aktionsplan Mikroplastik
Das sind alarmierende Ergebnisse, die EU-weit und in Folge auch im Österreichischen Aktionsplan Mikroplastik aufgegriffen werden, um Kunststoffpartikel in Zukunft zu vermeiden. Die EU-Kunststoffstrategie (Juni 2019) ist Bestandteil des Europäischen Green Deals (Dezember 2019). Im Jahr 2021 wurde der europäische Null-Schadstoff-Aktionsplan für Luft, Wasser und Boden beschlossen. Auf Basis der europäischen Strategien ist nun der Österreichische Aktionsplan Mikroplastik (Mai 2022) erschienen. Dieser setzt auf die Verringerung des Reifenabriebs im gesamten Produkt-Lebenszyklus durch Änderung des Reifendesigns und Veränderung von Zusatzstoffen bei der Herstellung von Kfz-Reifen sowie durch eine Fahrweise, die weniger Mikroplastik freisetzt.
Spritsparendes Fahren und Umstieg auf Öffis verringern Reifenabrieb
klimaaktiv mobil setzt seit vielen Jahren auf Trainingsprogramme für eine spritsparende Fahrweise sowohl im Pkw-Bereich sowie für Nutzfahrzeuge wie Lkw oder Busse. Laut Umweltbundesamt (2020) wird durch eine spritsparende Fahrweise als Nebeneffekt auch der Abrieb von Kfz-Reifen reduziert. Auch die Umweltberatung (2022) empfiehlt:
- Das Vermeiden von abruptem Bremsen und raschem Beschleunigen (vorausschauendes Fahren) schont Reifen
- Der richtige Reifendruck und das Nutzen von Sommerreifen verringert den Reifenabrieb.
- Der Umstieg auf klimaverträgliche Mobilität – Gehen, Radfahren und Öffentlicher Verkehr – vermeidet individuelle Kfz-Fahrten.
- Der Einkauf regionaler Produkte mit kurzen Lieferketten der beste Weg um Kfz-Reifenabrieb zu vermeiden.