„Zu Beginn gab es doch von einigen Seiten Unverständnis, warum wir als Gemeinde das Thema Zu-Fuß-Gehen aufgreifen. Fürs Spazieren gab es Bewusstsein, aber fürs Gehen im Alltag nicht wirklich“, erinnert sich Umweltstadtrat Wolfgang Leitner zurück an den Start. Der fiel vor zwei Jahren. Und die Initialzündung war die im Frühjahr 2021 gestartete erstmalige bundesweite Förderung für das Zu-Fuß-Gehen im Rahmen von klimaaktiv mobil. „Wir hatten das Thema Barrierefreiheit schon vorher am Tisch. Ohne diese Förderinitiative hätten wir aber sicher nur Einzelmaßnahmen gesetzt. Und wir hätten uns nicht so viel Zeit genommen und einen mehrstufigen Plan ausgearbeitet. So etwas geht – im wahrsten Sinn des Wortes – sonst im Gemeindealltag unter“, so Leitner.
27 Maßnahmen in 5 Handlungsfeldern
Den Rahmen bildete das örtliche Fußwegkonzept. 27 Maßnahmen in fünf Handlungsfeldern wurden darin definiert: Sicherer Schulweg, Vernetzung der Ortsteile, Themenwege, Leitsystem und Einbindung in den öffentlichen Verkehr. Am Weg dorthin wurde auch die Bevölkerung eingebunden und Wünsche sowie Anregungen abgeholt und aufgegriffen. Leitner: „Wir haben einen Fragebogen ausgeschickt und online gestellt, wir sind aber auch in Industriebetriebe, in Schulen und in das Kur- und Rehabzentrum gegangen und haben auch Senior:innen und Pensionist:innen-Vereine kontaktiert.“ Auf der Wunschliste fanden sich schlussendlich konkrete Punkte wie „mehr Sitzgelegenheiten in regelmäßigen Abständen“, „optisch unterschiedliche Sitzmöglichkeiten“, „ein öffentliches, ganzjährig verfügbares WC“ oder „mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen“.
Barrierefreiheit wird groß geschrieben
Wer heute durch die knapp 5.000 Einwohner:innen zählende Kärntner Altstadt geht, dem fallen bereits einige Verbesserungen für Fußgänger:innen auf. Am auffälligsten ist der neu gestaltete Hauptplatz samt Fußgänger- und verkehrsberuhigter Zone und dem Park „Garten der Freude" mit vielen Verweilmöglichkeiten. Ein Schwerpunkt wurde auch auf die Barrierefreiheit gelegt – nicht nur am Hauptplatz, sondern auch am Friedhof oder rund um den zentral gelegenen Kreisverkehr. Bauliche Maßnahmen wurden auch bei den Themenwegen und Aufenthaltsplätzen gesetzt. Gearbeitet wird noch an einem verkehrsreduzierten Umfeld beim Kindergarten und der Volksschule.
Tipps für andere Städte und Gemeinden
Und was empfiehlt Umweltstadtrat Wolfgang Leitner anderen Städten und Gemeinden, die das Thema Zu-Fuß-Gehen erst in Angriff nehmen: „Ein Blick aufs Ganze ist sehr wichtig und hilfreich. Auch wenn der Planungshorizont von zehn Jahren sehr lange klingt, sollte man sich nicht zu viel vornehmen und Projekte stückchenweise umsetzen.“ Und mit jeder umgesetzten Maßnahme steigt auch die Wertschätzung in der Bevölkerung, wie Leitner mittlerweile weiß: „Die Leute müssen sehen, was aus den Plänen wird und wie das ihren Alltag verbessert. Dann verschwindet auch das anfängliche Unverständnis.“
klimaaktiv mobil Beratungsprogramm
Wenn auch Sie die aktive Mobilität in Ihrer Gemeinde verbessern möchten und die Förderungen von klimaaktiv mobil beantragen wollen, wenden Sie sich an das Beratungsprogramm Mobilitätsmanagement für Städte, Gemeinden, Regionen.