Rund ein Drittel aller Treibhausgasemissionen in Österreich sind auf den Verkehrssektor zurückzuführen (ohne internationalen Flugverkehr). Es ist auch der einzige Sektor, in dem die Treibhausgasemissionen jährlich zunehmen. Damit bildet der Verkehr eine der größten Herausforderungen für die österreichische Klima- und Umweltpolitik und dem Ziel zur Klimaneutralität bis 2040.
Straßenverkehr ist größter Emittent im Verkehrssektor
Der Straßenverkehr ist Hauptemittent im Verkehrssektor, wobei rund zwei Drittel der Emissionen im Straßenverkehr allein auf den Pkw zurückzuführen sind. Hier haben sich die Werte über die letzten Jahrzehnte verschlechtert. Das hat verschiedene Ursachen: Einerseits ist die gesamte Verkehrsleistung gestiegen. Zudem lässt sich im Vergleich zu 1990 ein niedrigerer Besetzungsgrad bei Pkw feststellen – auf ein Auto kommen nur 1,14 Personen, in den Neunzigern waren es noch 1,4 Personen pro Fahrzeug. In Folge von Zersiedelung und Dezentralisierung ist auch die Tagesweglänge pro Auto gestiegen. Das Wohnen und Einkaufen, Freizeitaktivitäten sowie Arbeits- und Ausbildungsstätte sind oft nicht mehr an einem Punkt verortet. Die Möglichkeit, ohne Auto in die Arbeit zu kommen oder Besorgungen zu erledigen, ist vielerorts nicht gegeben.
Die technologische Effizienzsteigerung bei Fahrzeugen und die Zunahme von E-Autos in den letzten Jahren kann die steigende Fahrleistung und den Trend zu größeren und schwereren Autos nicht kompensieren.
Rahmenbedingungen fördern Pkw-Nutzung
Der Bericht kritisiert vor allem die derzeitigen Rahmenbedingungen, welche sich fördernd auf die Pkw-Nutzung auswirken. Bestehende Infrastrukturen sind auf das Auto ausgelegt und Subventionen begünstigen die Wahl zum Pkw. Die Bauordnung als wichtiges Regulativ für Bund und Länder schreibt vielerorts eine gewisse Anzahl von Abstellplätzen bei Neubauten fest. Dadurch wird die Verkehrsmittelwahl stark beeinflusst. So werden 82 Prozent aller Arbeitswege mit dem Pkw zurückgelegt, sofern ein Abstellplatz vorhanden ist.
Expert:innen empfehlen zudem die Abschaffung der Pendlerpauschale, welche die Zersiedelung von Ortsgebieten vorantreibt. Auch die Mineralölsteuer wird gegenüber Nachbarstaaten als relativ günstig angesehen und die Mineralölsteuerbegünstigung für Diesel als kontraproduktiv erachtet.
Adäquate Kostenzuordnung
Externe Kosten für Umweltschäden und Lärmbelastung, Infrastrukturkosten oder Feinstaubkosten werden nicht angemessen berücksichtigt. Rund 19,2 Milliarden Euro an Verkehrsfolgeschäden entstehen jährlich, wobei 18,3 Milliarden Euro allein auf den Straßenverkehr entfallen. Die APCC empfiehlt daher eine verursachergerechte Zuordnung der Kosten.
Weitere Empfehlungen
- Reduktion Höchstgeschwindigkeit
- Citymaut
- Qualitätsoffensive für das Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und für den öffentlichen Verkehr
- Einbeziehung von Umwelt- und Klimapolitik in die Raumplanung
Im Güterverkehr:
- Elektrifizierung
- Einhebung einer flächendeckenden Maut
- Digitalisierungsinitiativen
Gerade im Verkehrsbereich, mit noch immer steigenden Treibhausgasemissionen, sind Strukturveränderungen wichtig um letztlich Verhaltensänderungen in der Gesellschaft und im Wirtschaftssystem hervorzubringen.
Hintergrund zum APCC Sachstandsbericht „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“
Der APCC Special Bericht „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“ ist das Ergebnis eines umfassenden wissenschaftlichen Erstellungsprozesses, der sich an der Arbeitsweise des Weltklimarates IPCC orientierte: mehr als 80 Autor:innen analysierten die aktuelle wissenschaftliche Literatur zur Gestaltung von Strukturen für ein klimafreundliches Leben. Dazu wurden über 2000 Literaturquellen ausgewertet. Zur Absicherung der Qualität wurden die Ergebnisse der Autor:innen von etwa 180 Expert:innen und circa 100 Stakeholdern in mehreren Runden begutachtet.
Im Bericht werden neben dem Bereich Mobilität ebenso die Klimawirkungen in den Bereichen Wohnen und Ernährung sowie für die Handlungsfelder der Erwerbsarbeit, Versorgung, Betreuungs- und Pflegearbeit, gesellschaftliche Aktivitäten und Erholung untersucht.
Eine vollständige Übersicht zum Sachstandsbericht finden Sie unter weiterführende Informationen.