„Wirtschaftsboost Fahrrad“ – Radwirtschaft generiert 2,9 Mrd. Euro Wertschöpfung und sichert 46.000

Radverkehrswirtschaft hat sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt – aktuelle Trends: E-Fahrräder bereits 41 Prozent Marktanteil, starker Zuwachs bei Transportfahrrädern, Zunahme von Radtourismus und Professionalisierung durch neue Lehrberufe

Wien, 03.06.2022. Erwiesenermaßen fördert Radfahren die Gesundheit und schont – als klimafreundliche Mobilitätsform – die Umwelt. Nun betrachtet die aktuelle Studie „Wirtschaftsfaktor Radfahren“ im Auftrag von klimaaktiv mobil – der Klimaschutzinitiative des Klimaschutzministeriums (BMK) im Verkehrsbereich – den volkswirtschaftlichen Effekt des Fahrrads erstmals umfassend entlang der Wertschöpfungskette. Das Ergebnis: Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Radwirtschaft in Österreich wird deutlich unterschätzt. Österreichs Radwirtschaft erzielte 2019 Wertschöpfungseffekte in Höhe von 2,9 Mrd. Euro und ist damit so groß wie die Telekommunikationsbranche. Zudem ist der Wirtschaftssektor besonders beschäftigungsintensiv – rund 46.000 Jobs sind mit der Radwirtschaft verbunden.

„Radfahren ist gefragter denn je und das ist gut so. Bereits mehr als 2,7 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind täglich oder mehrmals pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs. Das sorgt auch für eine boomende Radwirtschaft. Denn Radfahren ist klimafreundlich, gesund, energieeffizient und stärkt unsere Wirtschaft. Mit jedem in der Radwirtschaft erwirtschafteten Euro werden weitere 64 Cent Wertschöpfung in anderen Bereichen – im Tourismus, der Gastronomie oder dem Einzelhandel – ausgelöst. Mit unserem Rekordbudget für aktive Mobilität von 60 Millionen Euro sorgen wir weiter für einen Umbau des Verkehrssystems und Ausbau der Radinfrastruktur. So erleichtern wir den Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel, die auch für unseren Wirtschaftsstandort immer wichtiger werden“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Wirtschaftsfaktor: Gesamtwertschöpfung Fahrrad so groß wie Telekommunikationssektor
2019 betrug die direkte Bruttowertschöpfung des Fahrrads 1.762,6 Mio. (rund 1,8 Mrd.) Euro. Damit wird in der Radwirtschaft mehr Wertschöpfung als im Straßenbau generiert bzw. das Doppelte dessen, was im Sektor Forschung und Entwicklung erwirtschaftet wird.

Unter Berücksichtigung der Vorleistungen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette (indirekte Effekte in Höhe von 854 Mio. Euro) sowie der Einkommenseffekte in der nachgelagerten Wertschöpfungskette (induzierte Effekte in Höhe von 278,2 Mio. Euro), erhöht sich der gesamtwirtschaftliche Wertschöpfungseffekt des Fahrrads in Österreich auf 2.895 Mio. Euro (rund 2,9 Mrd. Euro). Damit ist die Radwirtschaft in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung so groß wie der Telekommunikationssektor.

Am stärksten profitieren die mit dem Radtourismus verbundenen Sektoren wie das Beherbergungswesen und die Gastronomie sowie der Einzelhandel und die Herstellung von Fahrrädern. Erst danach folgen die Dienstleistungen des Sports, die neben den Radvereinen auch den Profisport, den Betrieb von Anlagen oder die Durchführung von Radveranstaltungen umfassen.

Mit Blick auf die Österreichkarte profitieren Kärnten, Tirol sowie das Burgenland am stärksten von der Radwirtschaft (bezogen auf die regionale Wertschöpfung).

Arbeitsgarant: Jeder 97te Arbeitsplatz in Österreich von Radwirtschaft abhängig
Die Radwirtschaft ist überdurchschnittlich beschäftigungsintensiv – 30.107 Jobs können direkt dem Radsektor zugerechnet werden. Damit liegt der direkte Beschäftigungseffekt höher als die Einwohnerzahl von Bregenz. Inklusive indirekter und induzierter Effekte werden im Jahr 2019 46.143 Jobs der Radwirtschaft zugeordnet. Dies entspricht einem Anteil von 1,03 Prozent der Erwerbstätigen in Österreich, zwei Arbeitsplätze in der Radwirtschaft sichern hierzulande einen weiteren Arbeitsplatz ab.

In absoluten Zahlen gemessen erreicht im Bundesländervergleich Tirol mit insgesamt 8.873 Beschäftigten den höchsten Wert, es folgen Kärnten (7.533), Salzburg (6.685) und Oberösterreich (5.797).

Radfahren boomt und lässt neue Berufsbilder entstehen
Den Studienautor:innen zufolge entwickelt sich das Fahrrad immer mehr zum Verkehrs- und Transportmittel (starke Zunahme an Lastenrädern und Fahrradbot:innen) sowie zum ganzjährig genutzten Sportgerät. Das ist auch gerade im Hinblick auf den steigenden Radtourismus in Österreich ersichtlich. Hinzu kommt der ungebrochene Trend zum E-Bike, dessen Marktanteil bereits über 40 Prozent liegt. Zudem attestiert die Studie dem Fahrrad-Sektor eine zunehmende Professionalisierung. So gibt es seit August 2019 zwei neue Lehrberufe: „Fahrradmechatroniker:in“ und „Sportgerätefachkraft“.

Über die Studie
Die Studie „Wirtschaftsfaktor Radfahren“ wurde vom Klimaschutzministerium (BMK) im Rahmen von klimaaktiv mobil, der langjährigen Initiative des BMK zur Förderung klimafreundlicher und gesundheitsfördernder Mobilität, in Auftrag gegeben und von der Technischen Universität Wien, der Econmove GmbH und Kondeor GmbH sowie der Universität für Bodenkultur durchgeführt bzw. im April 2022 fertiggestellt. Alle Ergebnisse beziehen sich auf das Referenzjahr 2019. Einerseits ist für dieses Jahr die Datenverfügbarkeit gegeben, andererseits ist 2019 ein gutes Referenzjahr für zukünftige Aktualisierungen der Studie. Um das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk der Radwirtschaft erfassen zu können, wurden 21 für die Branche relevante Wirtschaftssektoren identifiziert, eine detaillierte Input-Output-Analyse durchgeführt sowie erstmals ein eigenes volkswirtschaftliches Satellitenkonto für die Radwirtschaft erstellt. Die gesamte Studie ist hier verfügbar.

Über klimaaktiv mobil

klimaaktiv mobil ist die Klimaschutzinitiative des BMK zur Unterstützung von Österreichs Gebietskörperschaften, Unternehmen und Verbänden bei der Umsetzung und Förderung klimafreundlicher und gesundheitsfördernder Mobilität. Förderschwerpunkte im Jahr 2022 umfassen den Ausbau regionaler Radverkehrsnetze und Radschnellverbindungen, der Ausbau des Fußverkehrs und klimafreundliches Mobilitätsmanagement für Österreichs Betriebe, Städte und Gemeinden, Tourismus und Bildungseinrichtungen. Dafür stehen 2022 rd 60 Millionen Euro an Mitteln des BMK zur Verfügung. Das klimaaktiv mobil Förderprogramm für aktive Mobilität und Mobilitätsmanagement ist mit 1. April 2022 für Fördereinreichungen wieder geöffnet. Mit klimaaktiv mobil trägt das BMK zu den ambitionierten Vorgaben des österreichischen Regierungsprogramms zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 bei und unterstützt die Umsetzung des nationalen Klima- und Energieplans (NEKP). Nähere Informationen unter: klimaaktivmobil.at

Rückfragehinweis:
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Florian Berger
Pressesprecher der Bundesministerin
+43 1 71162-658010
florian.berger@bmk.gv.at
www.bmk.gv.at


Pressedienst klimaaktiv mobil, Lockl & Keck
Mag. Florian Hajek
+43 650 353 13 37
fh@lockl-keck.at

 

Veröffentlicht am 03.06.2022