Biomasse als Meilenstein auf dem Weg zur Energiewende: klimaaktiv Auszeichnung für effiziente Biomas

Graz/Wien, 20.1.2023 – Im Rahmen der 7. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz CEBC2023 am 19. Jänner 2023 in Graz zeichnete Klimaschutzministerin Leonore Gewessler gemeinsam mit dem Programmmanagement von klimaaktiv QM Heizwerke neun österreichische Biomasse-Heizwerke und Nahwärmeprojekte sowie einen Planer von Biomasse-Heizwerken aus.

Die Vorzeigeprojekte erfüllen die höchsten technischen sowie wirtschaftlichen Effizienzkriterien und wurden für die Nutzung erneuerbarer Energieträger, schlüssige Gesamtkonzepte sowie das besondere Engagement der Anlagenbetreiber:innen prämiert.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Um möglichst rasch aus fossilen Energien aussteigen zu können, müssen wir erneuerbare Energieträger effizient nutzen. Die ausgezeichneten Projekte der Biomassekonferenz zeigen, wie Biomasse-Heizwerke und Nahwärmeprojekte erfolgreich betrieben werden können. Sie tragen maßgeblich zu einer klimaschonenden und nachhaltigen Energieversorgung bei und erhöhen die regionale Wertschöpfung.“

Christian Ramerstorfer von klimaaktiv QM Heizwerke: „Biomasse hat sich mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent zum mittlerweile wichtigsten erneuerbaren Energieträger in Österreich entwickelt. Mehr als 40 Prozent der Raumwärme für Haushalte werden aus Biomasse erzeugt. Biomasse ist und bleibt damit ein Erfolgsrezept für eine unabhängige und sichere Versorgung der Bevölkerung mit Heizenergie.“

klimaaktiv Qualitätsmanagement für Biomasse-Heizwerke und Nahwärmenetze
Zum Erhalt der Versorgungssicherheit mit Heizenergie trägt das Managementsystem klimaaktiv QM Heizwerke bei. Das österreichweite Programm zur Steigerung der technischen Qualität und Effizienz für Biomasse-Heizwerke und Nahwärmenetze wurde in Zusammenarbeit mit der internationalen Arbeitsgemeinschaft QM Holzheizwerke entwickelt. Die Teilnahme an dem Programm ist im Rahmen der Umweltförderung für alle Anlagen in Österreich verpflichtend. Diese Anlagen erreichen eine installierte gesamte thermische Nennleistung von 400 kW und verfügen über eine Netzlänge von etwa 1000 Trassenmeter.

„Die klar strukturierten Vorgaben des QM-Systems bezüglich Konzeption, Planung und Bau von Biomasse-Heizwerken und Nahwärmenetzen in Kombination mit streng definierten Qualitätskriterien haben zu einer deutlichen Verbesserung des österreichischen Heizwerksparks geführt“, so Ewald Jaunegg von Ingenieurbüro Ewald Jaunegg e.U.. Bei Investor:innen und Betreiber:innen genießt der klimaaktiv QM Heizwerke-Standard daher hohe Anerkennung.

Aktuell sind bereits mehr als 1.900 Projekte in der Monitoring-Datenbank von klimaaktiv QM Heizwerke erfasst. Sie alle konnten ihre Betriebsweise durch die Anwendung der Qualitätsstandards nachweislich effizienter gestalten. So konnten etwa seit der Einführung des Qualitätsmanagementsystems die Netzverluste um etwa 30 Prozent reduziert werden.

Zahlen, Daten und Fakten zu Biomasse-Heizwerken in Österreich
Biomasse-Heizwerke sind wichtige regionale Energieversorger. Die Verteilung der Wärme erfolgt über Nahwärmenetze. Damit benötigt nicht jeder angeschlossene Verbraucher einen eigenen Heizkessel. Biomasse ersetzt fossile Brennstoffe und trägt damit aktiv zum Klimaschutz bei. Aktuell sind in Österreich rund 2.500 Biomasse-Heizwerke in Betrieb. Sie liefern pro Jahr mehr als 10 Milliarden Kilowattstunden Wärme. Damit können hochgerechnet über 130.000 Kundinnen und Kunden mit Nahwärme versorgt werden.

Fotogalerie zur Auszeichnungsveranstaltung
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Die ausgezeichneten Projekte im Überblick

Biomasseheizwerk Saalfelden, Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation (S)

Das Biomasseheizwerk Saalfelden zeichnet sich durch umfassende Modernisierungsmaßnahmen aus, die eine hohe Effizienz und insbesondere einen hohen Anteil an Wärmerückgewinnung mittels aktiver Rauchgaskondensation mit einer Wärmepumpe ermöglichen.

Heizwerk Mischendorf, KD Nahwärme GmbH (B)
Das Heizwerk Mischendorf wurde für umfassende Optimierungsmaßnahmen am Biomassekessel, an der Wärmeverteilung im Netz sowie bei den Kundinnen und Kunden ausgezeichnet. Mit der Umsetzung dieser Revitalisierungsmaßnahmen konnten die
Netztemperaturen reduziert und die Effizienz der gesamten Wärmeversorgung gesteigert werden, um die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Unternehmens zu gewährleisten.

Heizwerk Ulrichsberg, Nahwärme Ulrichsberg eGen (OÖ)
Das seit 2001 bestehende Heizwerk Ulrichsberg wurde in den letzten Jahren stetig erweitert und modernisiert. Durch die Integration einer Rauchgaskondensation können rund 20 Prozent Brennstoff eingespart werden. Der Einsatz eines großen Pufferspeichers ermöglicht die Spitzenlastabdeckung gänzlich ohne fossile Energieträger.

Nahwärme St. Anton am Arlberg, Nahwärme St. Anton am Arlberg GmbH (T)
Die Nahwärme St. Anton am Arlberg wurde 2020/2021 errichtet und zeichnet sich durch eine hohe Gesamteffizienz aus, die insbesondere durch sehr geringe Netzverluste erreicht wird. Zusätzlich wird das Heizwerk in naher Zukunft um eine Photovoltaik- und Power-to- Heat-Anlage erweitert.

Wärmeversorgung Radenthein/Döbriach, Bioprojekt Radenthein GmbH & Bioprojekt Döbriach GmbH (K)
Bei der Wärmeversorgung Radenthein können durch eine Abwärmeeinspeisung aus der Wärmerückgewinnung der RHI AG rund 30 Prozent Brennstoff eingespart werden, wodurch der gesamte Sommerbetrieb mit Abwärme gedeckt werden kann. In Kombination mit einer effizienten Rauchgaskondensation zur Steigerung der Anlagenkapazität können damit über eine Transportleitung von Radenthein nach Döbriach zwei weitere Ortschaften ohne den Bau eines weiteren Heizwerks mit Fernwärme versorgt werden.

Nahwärme-Heizwerk-Wagrain, Bioenergie Wagrain GmbH (S)
Im Nahwärme-Heizwerk Wagrain wurde erstmals eine aktive Rauchgaskondensatio mit Absorptions-Wärmepumpe in einem Biomasseheizwerk umgesetzt. Damit wird ein signifikant höherer Wärmerückgewinnungsanteil (höhere Erzeugungseffizienz) und Brennstoffeinsparung erreicht.

Biomasse-Anlagencontracting Aigner-ProPet, aigner energie contracting GmbH (NÖ)
Die Prozesswärmeversorgung für ProPet in Gastern wurde im Contracting durch aigner energie contracting mit Hackgut als Hauptenergiequelle realisiert. Mehrere Erweiterungen über die letzten Jahre, sowie insbesondere die Nutzung der Abwärme der Kältezentrale von ProPet, führen zu einer effizienten Gesamtanlage und zeichnen die erfolgreiche Kooperation der beiden Partner zur erneuerbaren Energieversorgung des Industriebetriebs aus.

Naturwärme Montafon, naturwärme-montafon biomasse-heizkraftwerk gmbh (V)
Das Biomasse-Heizkraftwerk Montafon hat seit 2020 Optimierungsmaßnahmen bei den Kunden, bei der Feuerungsregelung und insbesondere bei der hydraulischen Verschaltung der Kessel, der ORC-Turbine und der Rauchgaskondensation durchgeführt, wodurch die Gesamteffizienz der Anlage deutlich gesteigert werden konnte. Die Hydraulikoptimierung basiert auf der vorbildlichen Anwendung von Standards des Qualitätsmanagementsystems (Standardschaltungen).

Biomasseheizwerk Rotholz, Bioenergie Tirol Nahwärme GmbH (T)
2019 wurde im Biomasseheizwerk Rotholz eine doppelstufige Abgaswärmerückgewinnung installiert. Aus dem Vorlauf der Rauchgaskondensation kann das Niedertemperaturnetz der neu gebauten HBLFA Tirol nahezu vollständig beheizt werden. Mit diesem innovativen Anlagenkonzept (Niedertemperatur-Subnetz für die Rauchgaskondensation) wurde eine hocheffiziente Lösung umgesetzt.


Der ausgezeichnete Planer

DI Ewald Jaunegg, BSc, Ingenieurbüro Ewald Jaunegg e.U.
Ewald Jaunegg zeichnet sich durch Pionierleistungen im Bereich der Anwendung von Absorptionswärmepumpen in Biomasse-Heizwerken sowie durch die Umsetzung von innovativen Anlagenkonzepten zur Effizienzsteigerung aus. Er ist u.a. auch als Planer für zwei der diesjährig ausgezeichneten Anlagen verantwortlich.

Über klimaaktiv
klimaaktiv ist die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität,Innovation und Technologie (BMK). Mit der Entwicklung und Bereitstellung von Qualitätsstandards, der Aus- und Weiterbildung von Profis, mit Beratung, Information und einem großen Partnernetzwerk ergänzt klimaaktiv die Klimaschutzförderungen und -vorschriften. Erfahren Sie mehr über die Ziele, Aktivitäten,
Akteurinnen und Akteure: klimaaktiv.at


Über klimaaktiv QM Heizwerke
Seit 2014 leitet AEE – Institut für Nachhaltige Technologien (AEE INTEC) im Auftrag des BMK das klimaaktiv QM Heizwerke Programm. Zentrale Bestandteile stellen neben der Begleitung und Weiterbildung der Qualitätsbeauftragten, Planer:innen und Betreiber:innen die Weiterentwicklung des QM-Systems, die Qualitätssicherung sowie der Know-how-Transfer und die Vernetzung aller Stakeholder dar. klimaaktiv.at/erneuerbare/effiziente_heizwerke/qmheizwerke

Rückfragehinweis
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Florian Berger, Pressesprecher der Bundesministerin
+43 1 71162-658010, florian.berger@bmk.gv.at

Pressedienst klimaaktiv, Lockl & Keck
Mag. Florian Hajek, +43 650 353 13 37, fh@lockl-keck.at

Veröffentlicht am 20.01.2023