Mit einer Lebensdauer von über 10 Jahren und jährlichen Laufzeiten von über 4.000 Stunden spielt die Energieeffizienz von Industrieanlagen zum Zeitpunkt der Investition eine sehr große Rolle.
Beispielsweise haben Elektromotoren laut einer Schweizer Studie eine durchschnittliche Lebensdauer von 17 Jahren.
Während der Lebensdauer sind der Energieverbrauch und die Energie- und die Wartungskosten von effizienten Anlagen in Abhängigkeit der Technologieentwicklung deutlich geringer als von durchschnittlichen Anlagen. Diese Kosten machen normalerweise über 75 % – für Einzelkomponenten bis zu 90 % – der Gesamtkosten aus. Dennoch werden bei der Beschaffung und Erstellung von Angeboten in der Industrie nur selten Lebenszykluskosten durchgerechnet.
In einem internationalen Forschungsprojekt (Electric Motor Systems Annex) wurde daher, als eine wichtige Maßnahme zur Erhöhung der Effizienz von Motorsystemen, die Entwicklung von Beschaffungsvorgaben gemeinsam mit Herstellerverbänden vorgeschlagen. Auch gemäß der ISO 50001, der internationalen Norm für Energiemanagementsysteme, sind Beschaffungskriterien für Produkte und Einrichtungen unter Berücksichtigung der geplanten oder erwarteten Nutzungsdauer festzulegen.
Beschaffungsvorgaben zielen einerseits auf die Effizienz einer technischen Komponente oder des Gesamtsystems ab – hier sind die sinnvollsten und am häufigsten verwendeten Parameter zu verwenden –, andererseits müssen gesetzliche Mindeststandards und bestehende Labels berücksichtigt werden. Außerdem beinhalten Beschaffungsvorgaben weitere technische Vorgaben in Abhängigkeit des Einsatzzwecks, z.B. die Möglichkeit zur Regelung oder Dimensionierung und teilweise auch organisatorische Abläufe, wie Informationen zur Installation, Abnahme und Erstinbetriebnahme.
Damit die Beschaffungsvorgaben auch auf breite Zustimmung in Österreich stoßen und allgemein Anwendung finden wurden diese mit Herstellerverbänden und anderen relevanten Akteuren, wie z.B. der Kommunalkredit Public Consulting (KPC), soweit wie möglich abgestimmt.
Eine weitere wichtige Vorgabe ist die Berechnung von Lebenszykluskosten z.B. mittels Kapitalwertmethode oder Annuitätenmethode. Hier kann teilweise auf die ÖNORM 7140 verwiesen werden, diese ist aber für den spezifischen Anwendungsfall anzupassen. Insbesondere sind für die einzelnen Technologien die Kostenarten (Betriebskosten) zu erheben.
Um rasch eine solche Berechnung durchführen zu können, wurde ein Berechnungstool auf MS Excel-Basis für diesen Zweck erstellt.