Mit rund 15.000 Einwohner:innen ist Wals-Siezenheim die größte Dorfgemeinde Österreichs. Nach dem Rückzug der benachbarten Schwarzenberg-Kaserne erwarb die Gemeinde einen Hektar Land und schrieb einen zweistufigen, offenen Realisierungswettbewerb aus. Der Entwurf des Salzburger Architekten Karl Thalmeier überzeugte mit Anlehnung an die klassische Moderne, Lichtatrien, Säulenwäldern und Dachterrassen.
Städtebau und Architektur
Das neue Schulhaus beherbergt eine Volksschule, eine Musikschule und eine Turnhalle, die auch extern genutzt werden kann. Zudem bietet es einen gedeckten Marktplatz und einen Jugendtreffpunkt. Der zweigeschossige Bau besticht durch weit auskragende, horizontale Plattformen, die als Sonnenschutz und Fluchtweg dienen. Ein Materialmix aus Sichtbeton und unbehandeltem Lärchenholz verleiht dem Gebäude ein warmes, haptisch angenehmes Erscheinungsbild. Die Positionierung auf dem Grundstück sorgt für ausreichenden Abstand zu den kleineren Häusern im Westen.
Ein befestigter und teilweise überdachter Vorplatz im Norden bietet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, ergänzt durch einen naturähnlichen Bewegungs-, Spiel- und Aufenthaltsbereich im Nordosten. Der schulische Freiraum umfasst Sportfelder, Bewegungs- und Spielflächen, Ruhe- und Lernbereiche, Outdoorklassen, überdachte Terrassen und Naschhecken, die für eine abwechslungsreiche und naturnahe Umgebung sorgen.
Die Raumkonzeption schafft spannende Blickverbindungen und räumliche Erweiterungen, die Großzügigkeit und Vielfalt vermitteln. Die Clusterbereiche im Obergeschoss sind mit gut nutzbaren Außenbereichen verbunden und bieten vielseitige Lernräume. Im Inneren setzt sich die behagliche Architektursprache fort: massive Kreuzlagenholzelemente, Fensterwände in Pfosten-Riegel-Bauweise sowie Oberflächen aus Eiche und unbehandelter Weißtanne schaffen eine angenehme Atmosphäre. Die Aula beeindruckt mit einer Sitztribüne, die in den ersten Stock hinaufführt und einer wohnlichen Gestaltung.
Oben angekommen offenbart sich ein komplexes Raumsystem aus Clustern, Marktplätzen, Schulklassen und direktem Zugang auf die Dachterrasse. Dielenböden, Holzwände und sogar der in Holz eingefasste Ufo-Lichtkegel an der Decke nehmen sich farblich zurück, die Bühne gilt den Möbeln, Alltagsutensilien und bunten Kinderzeichnungen, die das Gebäude längst erobert haben. Mit drei Handgriffen lassen sich die Klassentrennwände zur Seite schieben und ermöglichen damit ein schulstufenübergreifendes Unterrichten.
Energie und Versorgung
Obwohl ein in der Nähe angesiedelter holzverarbeitender Betrieb Biomasse-Nahwärme liefern könnte, entschied sich die Gemeinde aus ökologischen wie auch langfristig ökonomischen Gründen, auf Geothermie zu setzen. Dabei wird das Gebäude zum Energiespeicher. Die Energieversorgung erfolgt mittels Grundwasserwärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage. Mittels Bauteilaktivierung in den Decken werden die Innenräume zu allen Jahreszeiten angenehm temperiert. Auch hier zeigen sich die Vorteile der clever eingesetzten Hybridbauweise.
Auskragende Decken als Sonnenschutz, Oberlichten mit Sonnenschutzverglasung und eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung minimieren den Energieverbrauch. Zusätzlich sorgt die Nachtlüftung für eine effektive sommerliche Kühlung der Räume.
Projektbeteiligte:
- Bauherrschaft: Gemeinde Wals-Siezenheim
- Architektur: thalmeier architektur ZT GmbH
- Bauphysik: DI Graml Ziviltechnik
- HKLS: S&P climadesign GmbH
- Elektroplanung: e+ engineering Ingenieurbüro.Sieberer GmbH
- Statik: Quercraft GmbH
- Landschaftsplanung: DnD Landschaftsplanung ZT KG
- Gebäudedeklaration: S&P energydesign KG