Gehen zum Nachmachen: St. Pölten, Graz, Lienz und Wien-Mariahilf

Der VCÖ-Mobilitätspreis 2024 wurde verliehen: Unter dem Motto „Mobilität nachhaltig verbessern“ gingen vier Preise an drei Städte und einen Bezirk, die das Zu-Fuß-Gehen verbessern: Graz, St. Pölten, Lienz und Wien-Mariahilf.

Jährlich verleiht der Verkehrsclub Österreich den VCÖ-Mobilitätspreis für innovative Lösungen, die dazu beitragen, den Verkehr umweltfreundlicher, sicherer und effizienter zu gestalten. Unter dem Motto „Mobilität nachhaltig verbessern“ haben 2024 insgesamt 383 Umsetzer:innen Projekte eingereicht. Davon wurden 13 von einer Fachjury ausgewählt und ausgezeichnet. Die Projekte sind Vorbilder für Gemeinden, Betriebe, Vereine und Bildungseinrichtungen und freuen sich über viele Nachahmer:innen.

Neugestaltung Promenadenring St. Pölten

Der rund zwei Kilometer lange Promenadenring um die St. Pöltner Altstadt wird neugestaltet: Mehr Platz zum Gehen und Radfahren, mehr Begrünung und mehr Aufenthaltsflächen für die Bevölkerung werden geschaffen. Der erste Bauabschnitt wurde heuer im Frühjahr 2024 fertiggestellt und zeigt auf 300 Meter wie sich künftig der gesamte Promenadenring als klimafitter Straßenraum präsentieren wird. Bäume wurden im Schwammstadtprinzip gepflanzt, die Beschattung des Straßenraums durch Bäume wurde von davor fünf Prozent auf 50 Prozent verzehnfacht. Der Anteil der Flächen für das Gehen, Radfahren und für Grünraum wurden von 40 auf 80 Prozent verdoppelt, die Begegnungszone Schulgasse wurde verlängert und damit die Verkehrssicherheit erhöht. An Schultagen sind hier rund 6.000 Personen zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil, die aktive Mobilität hat in diesem Straßenabschnitt einen sensationellen Anteil von 86 Prozent.

Masterplan Gehen Graz 

Mit dem Masterplan Gehen hat die Stadt Graz ein strategisches Dokument zur Förderung des zu Fuß Gehens erarbeitet. In drei Workshops wurden die vorgeschlagenen Ziele des Masterplans abgestimmt sowie Problemstellen im bestehenden Fußwegenetz erhoben. Es wurden vier Ziele mit mehreren Handlungsfeldern zur Förderung des Gehens definiert. Zu jedem Handlungsfeld wurden zahlreiche allgemeingültige Maßnahmen zur Erreichung der Ziele verfasst. Zusätzlich wurden Indikatoren für die Evaluierung der Zielerreichung festgelegt. Im Masterplan stehen die schützenswertesten Personen unserer Gesellschaft im Vordergrund. Bei der Ausarbeitung des Soll-Fußwegenetzes wurde ein Fokus auf Orte mit hoher Frequenz vulnerabler Personen gelegt. Dieses Netz besteht aus Verbindungen unterschiedlicher Prioritätsstufen und bietet eine Grundlage für die strategische Planung und Umsetzung. Die Umsetzung erfolgt im Sommer und im Herbst 2024. „Es gibt viele gute Gründe, die Mobilität per Pedes zu fördern. Gehen ist die gesündeste, umweltverträglichste, kostengünstigste, platzsparendste und sozialste Form der Mobilität“, erklärt VCÖ-Geschäftsführerin Ulla Rasmussen.

Lienz – die 10 Minuten-Stadt zu Fuß

Die Stadt Lienz möchte zur 10-Minuten Stadt werden.  Das heißt, die Bevölkerung soll möglichst viele Ziele in der Stadt gut und sicher zu Fuß binnen zehn Minuten erreichen können. Dafür wurde unter starker Beteiligung der Bevölkerung und der Kaufmannschaft ein Fußverkehrskonzept erstellt, das im Gemeinderat im September 2023 einstimmig beschlossen wurde. Geplant sind neben Bewusstseinsarbeit, Verbesserungen der Infrastruktur beispielsweise durch breitere Gehsteige und direktere Verbindungen auch die Entwicklung der Innenstadt im Sinne des Konzepts der Stadt der kurzen Wege vor. Auch die Kombination Öffentlicher Verkehr und gehen soll forciert werden. „Dort, wo die Bevölkerung viele Alltagswege zu Fuß geht, nimmt der Autoverkehr ab, es gibt weniger, Lärm, weniger Abgase, die Lebensqualität in der Stadt steigt und die lokale Wirtschaft, der Einzelhandel, die Nahversorgung werden gestärkt“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf den vielfachen Nutzen einer gehfreundlichen Verkehrsplanung hin.

Zukunftsweisendes Bildungsgrätzl in Mariahilf

In der Mittelgasse und Spalowskygasse in Mariahilf gibt es zwei Schulen und einen Kindergarten. Um die Verkehrssicherheit für die Kinder zu erhöhen und die Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung zu verbessern wurden die beiden Straßen in eine Fußgängerzone umgewandelt. 15 neue Bäume wurden gepflanzt, 410 Quadratmeter Grünflächen neu geschaffen. Die Bedingungen fürs zu Fuß gehen wurden verbessert. Zudem haben die Kinder nun mehr Platz zum Spielen und Laufen und die Bevölkerung hat mehr Platz zum Verweilen. Damit wird auch die soziale Interkation und das Gemeinschaftsgefühl im Grätzl gestärkt.

klimaaktiv mobil Förderungen

Mit klimaaktiv mobil werden Infrastrukturmaßnahmen für eine fußverkehrsfreundliche Gestaltung von Regionen, Städten und Gemeinden gefördert. Im Fokus stehen dabei bauliche, raum- und siedlungsplanerische und bewusstseinsbildende Aktivitäten. Voraussetzung dafür ist die Erstellung eines lokalen Masterplan Gehens oder eines örtlichen Fußverkehrskonzeptes. 

Einige Projekte, die auch beim VCÖ-Mobilitätspreis vertreten waren, haben die Förderungen von klimaaktiv mobil in Anspruch genommen. Einen Überblick über die Förderungen für die Fußverkehrsinfrastruktur finden Sie hier: Förderungen

Veröffentlicht am 04.10.2024