In Österreich wurde BYPAD schon von 65 Gemeinden und Regionen wie beispielsweise vom Land Vorarlberg und von den Städten Graz, Linz und Salzburg für ein Audit der Radverkehrspolitik verwendet. Die Methodik zeichnet sich besonders durch die Selbstbewertung und Diskussion der teilnehmenden Evaluator:innen aus. Im Rahmen des EU Projekts Danube Cycle Plans wurde BYPAD nun für die nationale Anwendung adaptiert und für Österreich Anfang 2022 im Auftrag des BMK umgesetzt.
Was misst BYPAD?
Das Bicycle Policy Audit (BYPAD), das von europäischen Radverkehrsexperten entwickelt wurde und auf internationalen Methoden des Qualitätsmanagements basiert, gibt einen Überblick über die Qualität der aktuellen Radverkehrspolitik. Das Verfahren basiert auf einer standardisierten Bewertung der Ist-Situation durch drei unterschiedliche Akteursgruppen: Nutzer- und Interessensvertretungen, Verwaltung und politische Entscheidungsträger:innen. Die Stärken und Schwächen des bestehenden Systems werden ermittelt und gemeinsame Verbesserungsbereiche identifiziert. Dabei geht es nicht nur um Maßnahmen, sondern auch darum, wie dieser Prozess in die politischen und administrativen Strukturen eingebettet ist.
Bewertung der österreichischen Radverkehrspolitik
In einem ersten Schritt wurde der Status Quo der österreichischen Radverkehrspolitik von den Evaluator:innen bestehend aus Radfahrende, Verwaltung und Politik bewertet und in einem zweiten Schritt die Areale für Verbesserungen ausgemacht. Die Ergebnisse bilden einen wertvollen Input für die Fortschreibung des österreichischen „Masterplan Radfahren 2015-2025“.
Die BYPAD-Analyse zeigt, dass Österreich mit seinen Radverkehrsaktivitäten im guten Mittelfeld liegt, aber in fast allen Bereichen Verbesserungspotenzial hat. Am besten wurde Österreich in den Modulen „Förderung des Radverkehrs auf verschiedenen Ebenen“ und „Personal und Mittel“ bewertet. Vor allem die deutliche Erhöhung der Bundesmittel für den Radverkehr wurde positiv bewertet. Um diese Chancen zu nutzen, ist eine Verstärkung des Verwaltungspersonals für den Radverkehr auf allen Ebenen (Bund, Länder, Städte) notwendig, so eine der wesentlichen Empfehlungen der Evaluator:innengruppe.
Am schlechtesten wurde die Situation im Bereich „Raum- und Infrastrukturplanung“ sowie „Nutzerbedürfnisse“ eingeschätzt, vor allem weil in der täglichen Praxis der Radverkehr bei (politischen) Raumordnungs- und Infrastrukturentscheidungen zu wenig berücksichtigt wird. Hier werden vor allem gesetzliche Änderungen der (Landes-)Raumordnungsgesetze und (Bundes- und Landes-)Infrastrukturgesetze von der Evaluator:innengruppe empfohlen.
Die gesamte BYPAD-Analyse inklusive der Vorschläge zur Qualitätsverbesserung steht zum Download zur Verfügung.