In Österreich gelten knapp 40 Prozent der Bevölkerung als „körperlich inaktiv“. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind von Bewegungsmangel betroffen, was zu Beschwerden im Erwachsenenalter führen kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt etwa 150 Minuten Bewegung „moderater Intensität“ pro Woche. Beispiele dafür sind gemütliches Radfahren, den Rasen mähen, oder eben schwungvolles zu-Fuß-Gehen.
Gehen senkt das Krankheitsrisiko deutlich
Wer regelmäßig zwei Busstationen früher aussteigt oder einfach mal das Auto stehen lässt, um ein paar Schritte zu gehen, tut seinem Körper etwas Gutes. Tägliche Bewegung senkt das Risiko für verschiedene Krankheiten, allen voran Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nicht nur Übergewicht kann so entgegengewirkt werden, auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ II oder das Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken, werden deutlich reduziert. Besonders für die Personengruppe 45+ sind die gesundheitlichen Effekte der aktiven Mobilität sehr groß. Auch für Personen, die sich bislang kaum bewegt haben, können diese 30 Minuten pro Tag einen großen Unterschied bewirken.
Bewegung schützt vor sozialer Isolation
Die positiven Auswirkungen des Zu-Fuß-Gehens sind weitaus vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Neben zahlreichen körperlichen Benefits wirkt sich das Gehen auch auf die mentale Gesundheit aus. Die Bewegung an der frischen Luft steigert die Konzentrationsfähigkeit, die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden und ganz nebenbei tankt man Sonne und damit Vitamin D.
Ein Aspekt, der beim Gehen oft vergessen wird, ist der soziale Kontakt mit Menschen in der Nachbarschaft und der direkten Umgebung. Das Leben in der Gemeinde oder Stadt ist dann besonders bereichernd, wenn es mit sozialen Kontakten und zwischenmenschlichen Beziehungen einhergeht. Der öffentliche Raum und der Aufenthalt im öffentlichen Raum auf Plätzen, in Parks etc. fördern den sozialen Austausch. Eine autozentrierte Infrastruktur trägt dazu bei, dass man sich ungern (länger) auf der Straße und im öffentlichen Raum aufhält. Alltägliche Wege werden lieber mit dem Auto zurückgelegt, wenn die Straßen nicht dazu einladen, aktiv mobil zu sein.
Wie eine Studie zeigt (Leyden, 2003), sind Personen, die in einer fußgängerfreundlichen Nachbarschaft leben, sozial stärker eingebunden als diejenigen, die in einer von autodominierten Nachbarschaft wohnen. In Gegenden, die zum Gehen einladen, kennen Personen eher ihre Nachbarn, sind politisch aktiver und vertrauen ihren Mitmenschen eher. Die Abhängigkeit vom Transportmittel Auto sowie eine "nicht-fußverkehrstaugliche" Straßengestaltung können so das Gefühl von sozialer Isolation und Einsamkeit verstärken. Deshalb war gerade in Zeiten von Lockdowns das Spazierengehen "in".
Gute Fußverkehrsinfrastruktur senkt Lärmpegel und Stresslevel
Gehen viele Menschen zu Fuß oder fahren mit dem Rad und verzichten auf das Autofahren in einer Nachbarschaft, merkt man das sofort an einer geringeren Lärmbelästigung. Der motorisierte Individualverkehr ist für den Löwenanteil an Lärm in Städten und Gemeinden verantwortlich. Weniger Autofahrten und etwas mehr Ruhe wirkt sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus. Menschen, die einer dauerhaften Lärmbelästigung ausgesetzt sind, leiden häufiger an Schlafstörungen, haben erhöhte Stresslevel und können sich weniger gut konzentrieren. Eine Studie aus dem Jahr 2018 stellte sogar fest, dass sich Lärm negativ auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken kann (Münzel et al., 2018).
In Wien sind in etwa 94 Prozent der Bevölkerung einer Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr ausgesetzt (EEA, 2020) – wie viel ruhiger wäre die Stadt wohl, wenn weniger Autos durch die Straßen rauschen? Ein weiterer Pluspunkt: Ruhigere Straßen laden dazu ein, Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen.
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