Umsetzung bis 2030 im Rahmen des Pan-Europäischen Masterplans
Die Implementierung einer nationalen Radverkehrsstrategie (NCS; National Cycling Strategy) wird von den meisten europäischen Staaten als Notwendigkeit anerkannt. Infolgedessen haben sich im Mai 2021 insgesamt 56 Staaten im Rahmen des Pan-Europäischen Masterplans zur Förderung des Radverkehrs dazu politisch verpflichtet, auf nationaler Ebene eine Radverkehrsstrategie bis 2030 zu implementieren. Im dritten Bericht der der European Cyclists‘ Federation (ECF) zum Umsetzungsstand der Radverkehrsstrategien werden diesmal Daten von 54 Ländern erfasst (im Vorjahr 44 Länder). Es zeigt sich ein großes Ost-West-Gefälle in Europa.
Große Lücke bei gültiger Radverkehrsstrategie
Im ECF Bericht von Dezember 2023 mit Daten von 54 Staaten wird der Umsetzungsgrad der Nationalen Radverkehrsstrategien in Zahlen dargestellt: 14 Staaten haben eine Nationale Radverkehrsstrategie implementiert, sieben weitere haben ein ähnliches Dokument, das mit einer NCS vergleichbar ist. Insgesamt haben so 21 Staaten eine Radverkehrsstrategie auf nationaler Ebene umgesetzt, das sind rund 39 Prozent und damit mehr als im Vorjahr (14 von 44 untersuchten Staaten, 32 Prozent).
Kroatien hat im Jahr 2023 erstmals eine Radverkehrsstrategie ausgearbeitet. Acht weitere Staaten arbeiten gerade an einer ersten Radverkehrsstrategie auf nationaler Ebene. Dazu gehören Bulgarien, Griechenland, Litauen, Malta, Rumänien, Serbien, Slowenien und die Ukraine (on hold).
In vier Staaten ist die Gültigkeit des Strategiepapiers ausgelaufen und muss erneuert werden – darunter auch Vorzeigestaaten wie Dänemark sowie Lettland, die Slowakei und Schweden. Trotz einer Zusage zur Umsetzung des paneuropäischen Masterplans bis 2030, ist ein 21 Ländern derzeit kein Strategiepapier geplant ist. Damit bleibt eine große Lücke vorhanden.
Erstmals nationale Radverkehrsstrategie in Kroatien
Kroatien hat im Juli 2023 seine erste Radverkehrsstrategie auf nationaler Ebene verabschiedet, die vom Ministerium für „Meer, Verkehr und Infrastruktur“ initiiert wurde. Alltägliche Wege sollen vermehrt mit dem Fahrrad zurückgelegt und die Sicherheit der Radfahrer:innen erhöht werden. Dafür werden zwischen 2023 und 2027 166,7 Millionen Euro investiert.
Durch drei Maßnahmen soll der Anteil an Radfahrer:innen erhöht werden: Erstens werden öffentliche Verleihsysteme für Fahrräder und Lastenräder eingeführt. Zweitens wird die Fahrradinfrastruktur um rund 850 Kilometer Radwege erweitert. Und drittens soll eine landesweite Kampagne die Menschen für das Radfahren begeistern. Die Sicherheit der Radfahrer:innen soll vor allem durch Bildungsmaßnahmen, verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen und die Beseitigung von Gefahrenstellen deutlich erhöht werden.
Die Verabschiedung des nationalen Plans zur Entwicklung des Radverkehrs ist ein Ergebnis des Interreg-Programms "Danube Cycle Plans", an dem sich mehrere Donau-Anrainerstaaten beteiligt haben.
Österreichs Masterplan Radfahren
Eine nationale Radverkehrsstrategie als politisches Instrument ist in der Regel auf mehrere Jahre ausgelegt und beinhaltet Visionen, Ziele und Maßnahmen, um das Radfahren attraktiver zu machen und zu fördern. Dazu gehören typischerweise der Ausbau der Infrastruktur, gesetzliche Änderungen zur Verkehrssicherheit, Intermodalität, Bewusstseinsbildung oder auch technische Verbesserungen.
Österreich hat sich mit dem Masterplan Radfahren das Ziel gesetzt, den Radverkehrsanteil bis 2025 auf 13 Prozent zu erhöhen. Dazu sollen radfahrfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen werden und das Förderangebot ausgebaut werden. Der Plan beinhaltet zudem Maßnahmen zur Optimierung der Verknüpfung von anderen Verkehrsmitteln mit dem Fahrrad sowie bewusstseinsbildende Initiativen.
Hintergrund zu ECF
Die European Cyclists‘ Federation (ECF) ist eine Non-Profit-Organisation, welche 60 zivile Einrichtungen aus 40 europäischen Ländern vereint. Gegründet wurde die ECF 1983 mit dem Ziel, den Radverkehr zu verbessern und zu steigern. Unter anderem analysiert sie jährlich die Fortschritte der einzelnen Staaten in der Umsetzung des Pan-European Master Plan for Cycling Promotion.