Wenn sich Staaten für eine Radverkehrsstrategie entscheiden, konzentrieren sie sich in der Regel auf das urbane Zentrum. Das macht Sinn, denn dichter besiedelte Orte und damit kürzere Wege sind für das Fahrradfahren vorteilhaft. Weniger Beachtung findet der Ausbau der „interurbanen“ Radverkehrsinfrastruktur, also jener Wege, die zwei Städte oder eine Stadt mit ihrem Umland verbinden. Dabei liegt gerade im Radverkehr auf diesen Strecken ein großes Potenzial, insbesondere im Hinblick auf die rasante Verbreitung von E-Bikes, mit denen größere Distanzen leichter zurückgelegt werden.
Das Spezialprojekt „Biking For The Future“ des Weltstraßenverbandes (PIARC) setzt sich mit dem Potenzial interurbaner Radverkehrsinfrastruktur auseinander. Hier wurden aus internationalen Vorzeigeprojekten Handlungsempfehlungen abgeleitet und ein Fahrplan entwickelt, der eine Umsetzung vereinfachen soll.
Fahrplan für den Ausbau interurbaner Radinfrastruktur
Die Voraussetzungen von Staaten variieren erheblich – sei es auf wirtschaftlicher, politischer oder gesellschaftlicher Ebene. Dies beginnt bereits bei der Wahrnehmung gegenüber dem Thema Radfahren. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMIC) und Ländern mit hohem Einkommen (HIC): Während LMICs das Fahrrad oft als Verkehrsmittel mit niedrigem Status betrachten, nutzen es HIC-Staaten vorrangig zur körperlichen Betätigung oder als Hobby.
Die Broschüre „Biking For The Future“ bietet daher einen Fahrplan mit zehn generellen Empfehlungen sowie acht konkreten Empfehlungen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMIC). Eine dieser generellen Empfehlungen betrifft beispielsweise die Etablierung einer nationalen Radverkehrsstrategie, welche gemeinsame Ziele festlegt, den politischen Rahmen schafft und die Finanzierung sichert. Darauf aufbauend können in Folge Mobilitätspläne, Programme und Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung entwickelt werden.
Für Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen verschiebt sich der Schwerpunkt zunächst auf die Bereitstellung erschwinglicher und leicht zugänglicher Fahrräder. Zudem ist das Thema der Verkehrssicherheit sowie der persönlichen Sicherheit hier wesentlich für den Erfolg.
Den Fahrplan zur Umsetzung mit den jeweiligen Empfehlungen zur Umsetzung interurbaner Radinfrastruktur kann in der Broschüre nachgelesen werden. Zahlreiche Good Practice Beispiele aus aller Welt sind hier abgebildet: Biking For The Future
Projekte und Daten
Das PIARC Spezialprojekt betrachtet das Thema „interurbane Radinfrastruktur“ von einer globalen Perspektive und verwendet Projektdaten aus Ländern mit geringerem, mittleren und hohem Einkommen. So können angepasst an den variierenden Voraussetzungen auch verschiedene Maßnahmen getroffen werden.
Zusätzlich zu den Projektdaten wurden Umfragen und vertiefende Interviews mit Projektbeteiligten durchgeführt, um ein besseres Gesamtbild zu erhalten. Insgesamt wurden zehn vertiefende Fallstudien und ergänzend dazu weitere zehn Light Cases ausgewählt und auf Ziele, Herausforderungen, Lösungen und Nutzen hin untersucht. Daraus lassen sich Handlungsempfehlungen und Erkenntnisse ableiten.
Über PIARC
Der Welt-Straßenverband (PIARC) ist ein gemeinnütziges, internationales Netzwerk zur Analyse und Diskussion von Verkehrsfragen, die im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr stehen. PIARC leitet sich aus dem Namen „Permanent International Association of Road Congresses“ ab und wurde 1909 mit Sitz in Paris gegründet. Ziel ist unter anderem die Entwicklung und Verbreitung bewährter Verfahren und ein verbesserter Zugang zu internationalen Informationen.