ChatClimate & Co.: 3 KI-Tools für Klimakommunikation im Test

Googeln Sie noch oder nutzen Sie KI-Suchmaschinen, wenn Sie Fragen zu den Bereichen Klima oder Nachhaltigkeit haben? Wir stellen ihnen drei spannende KI-Tools vor: Wie funktionieren sie? Was können sie und was noch nicht? Und wie wird sichergestellt, dass die Antworten auch stimmen?

ChatClimate

ChatClimate beantwortet Fragen zu Klimakrise und Klimaschutz auf Basis des aktuellen IPCC-Berichts (IPCC Report AR6) und soll so Informationen zu Klimarisiken einer breiten Öffentlichkeit verständlich zugänglich machen. Entwickelt wurde das Tool von einem interdisziplinären und internationalen Team aus IPCC-Autor:innen und Wissenschafter:innen, die ihre Arbeit in einem frei zugänglichen wissenschaftlichen Artikel dokumentieren.

Ich stelle ChatClimate einige Fragen, zum Beispiel ob es noch möglich ist, die Erderhitzung auf 1,5° Celsius zu beschränken und was wir dafür tun müssen. Die Antworten kommen nicht immer prompt, sind aber glaubwürdig, auf Englisch und in wissenschaftlichem Jargon. Auch wenn auf der Website davor gewarnt wird, dass ChatClimate halluzinieren könnte, passiert das bei meinen Anfragen offensichtlich nicht: ChatClimate nennt bei jeder Antwort seine Quellen und gibt auch an, ob er sich auf den IPCC-Bericht oder anderes GPT-internes Wissen bezieht. Beim Lesen habe ich das Gefühl, den IPCC-Bericht selbst zu lesen. Als ich den Chatbot frage, ob er auch auf Deutsch oder in einfacherem Englisch antworten kann, übersteigt dies seine Fähigkeiten.

Mein Fazit: ein spannendes Tool, das dabei helfen kann, Informationen im IPCC Bericht zu finden. Möchte man den IPCC-Bericht einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen, ist es allerdings notwendig, die Antworten so zu „übersetzen“, dass sie auch allgemein verstanden werden.

ClimateBert

Auf der Website von ChatClimate befindet sich ein Link zu ClimateBert, einem Large Language Model, das von Wissenschaftler:innen aus dem Team rund um ChatClimate entwickelt worden ist. Zu ClimateBert gibt es ebenfalls einen frei zugänglichen wissenschaftlichen Artikel sowie einen sehr empfehlenswerten TED-Talk. Laut diesem TED-Talk soll ClimateBert klimarelevante Texte wie zum Beispiel Unternehmensberichte analysieren und über den sogenannten „cheap talk index“ herausfinden, wie ernst es diese Unternehmen wirklich mit Klimaschutz meinen.

ClimateBert ist frei verfügbar, allerdings gelingt es mir nicht, das Tool selber zu testen, da dies einiges technisches Vorwissen, wie zum Beispiel Python und die Modelle DistilBERT und DistilRoBERTa, voraussetzt. Ich hab’s mal auf meine ToDo-Liste geschrieben.

Mein Fazit: Sicher eine interessante Spielerei für Menschen, die sich mit Informatik auskennen.

Climate TRACE

Climate TRACE ist eine von Al Gore mitbegründete Non-Profit-Organisation, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, Satellitendaten und vielen anderen Datensätzen die weltweiten Treibhausgasemissionen erfasst und in einer Weltkarte grafisch aufbereitet. Diese zeigt mehr als 350 Millionen Emittenten und deren Emissionen in CO2-Äquivalenten, CO2, Methan und Stickstoff.

Die Karte lädt dazu ein, in Regionen hinein zu zoomen und so Emissionsquellen in verschiedenen Sektoren zu entdecken, die durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet sind. Städte sind beispielsweise durch hohe Emissionen im Verkehrssektor leicht zu erkennen, ebenso findet man Kraftwerke, Stahl- und Zementwerke und landwirtschaftliche Betriebe. Ich gehe nach Österreich und entdecke die großen Emittenten unseres Landes, wie zum Beispiel die OMV Raffinerie in Schwechat oder das Voestalpine Stahlwerk in Donawitz.

Die Website bietet viele weitere spannende Inhalte, wie zum Beispiel ein Tool zum Vergleichen von Datensätzen, Fallbeispiele wie die Daten von Climate Trace verwendet werden können, Datensätze zum Herunterladen, und vieles mehr.

Mein Fazit: Ein riesengroßer Schatz, dem ich hier in meiner Kurzbeschreibung kaum gerecht werden kann.

Welche klimarelevanten Tools nützen Sie und welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen an brigitte.grahsl@energyagency.at.

 

 

 

Referenzen

Saeid Ashraf Vaghefi, QianWang, Veruska Muccione, Jingwei Ni, Mathias Kraus, Julia Bingler, Tobias Schimanski, Chiara Colesanti-Senni, Dominik Stammbach, Nicolas Webersinke, Christrian Huggel, Markus Leippold. „chatClimate: Grounding Conversational AI in Climate Science“, 2023, https://doi.org/10.48550/arXiv.2304.05510

Nicolas Webersinke, Mathias Kraus, Julia Bingler & Markus Leippold. „ClimateBERT: A Pretrained Language Model for Climate-Related Text”. Proceedings of AAAI 2022 Fall Symposium: The Role of AI in Responding to Climate Challenges, 2022, https://doi.org/10.48550/arXiv.2212.13631.

Veröffentlicht am 29.05.2024