Damit Inhalte für uns Menschen eine Bedeutung bekommen, braucht es Geschichten: Diese schaffen Identifikation, berühren uns und werden so einprägsam. Leider kommunizieren wir die Themen Klimakrise, Klimaschutz und Energiewende oft zu wissenschaftlich („ppm“), zu technisch („GWh Photovoltaik“) und zu technokratisch („Die Verhandlungen auf der COP“). Um unsere Zielgruppen zu erreichen, sollten wir in unserer Klimakommunikation lebensnahe Geschichten erzählen, mit denen sich Menschen identifizieren können und die sie gerne weitererzählen.
Die Held:innenreise...
Eine typische Erzählform ist zum Beispiel die „Held:innenreise“, die in bestimmten Stationen verläuft: Die Protagonist:innen leben ihr normales Leben, aber nach einem Initiationsereignis kann nichts mehr so bleiben wie vorher. Nach anfänglichem Widerstand treffen die Protagonist:innen auf eine Mentorin oder einen Mentor und brechen zu einem unbekannten Abenteuer auf. Die Protagonist:innen bestehen Bewährungsproben, messen sich mit starken Gegenspieler:innen, durchleben Höhen und Tiefen und werden am Ende belohnt. Die Held:innenreise verändert die Protagonist:innen. Sie nehmen die Belohnung und ihr neues Wissen mit in ihre alte Welt und können damit das Leben ihrer Mitmenschen verbessern.
So oder so ähnlich können „Held:innenreisen“ erzählt werden. Die Geschichten können von wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen oder persönlichen Herausforderungen handeln, sie können kurz oder lang sein – entscheidend ist, dass sie eine Hauptfigur haben, mit der sich das Zielpublikum mehr oder weniger identifizieren kann und um die herum sich die Geschichte entfaltet, damit sie interessant, authentisch und lebensnah ist.
...von Greta, Arnie und dem Rauchfangkehrer
Es gibt Geschichten rund um den Klimaschutz, die viele Menschen schon einmal gehört haben: Zum Beispiel die Geschichte der 15-jährigen Greta Thunberg, die zunächst allein streikte und damit die größte globale Klimaschutzbewegung der Geschichte auslöste, oder die Geschichte von Arnold Schwarzenegger, der als junger Steirer mittellos in die USA ging, um dort vom Mr. Universe und Gouverneur mit Vorliebe zu SUVs zum Klimaschützer mit Leib und Seele zu werden. Allein diese beiden Geschichten sorgen für viel Gesprächsstoff – vielleicht auch deshalb, weil sie so (an)greifbar sind.
Es müssen aber nicht immer die Geschichten „großer“ Persönlichkeiten sein, die uns beschäftigen, herausfordern oder mitreißen. Oft sind es gerade die kleinen Geschichten, die uns bewegen. Fünf solcher Geschichten hat das deutsche Projekt „Die Klima-Wandler“ der Konrad-Adenauer-Stiftung zusammengetragen: Ein ehemaliger Pilot, ein Landwirt, eine Architektin, ein Software-Unternehmer und ein Bürgermeister zeigen, warum und wie sie zu Klimaschützer:innen wurden. Unser klimaaktiv-Podcast "Der Klimadialog" wiederum erzählt die Geschichten vieler österreichischer Klimaidole, vom Salzburger Fahrschulleiter, der zum Eco-Driving Enthusiasten und passionierten Radfahrer wurde, bis zum Sohn einer 125-jährigen Rauchfangkehrer-Dynastie aus dem Weinviertel, der den Familienbetrieb komplett auf klimafreundliche Energieberatung umgestellt hat.
Unsere persönliche Geschichte zählt
Auch in Alltagsgesprächen und Diskussionen bieten Geschichten guten Gesprächsstoff - vor allem die eigene. So sieht der britische Think Tank "Climate Outreach" im Erzählen der eigenen Geschichte ein wichtiges und mächtiges Werkzeug für erfolgreiche Kommunikation - gerade in schwierigen Gesprächssituationen. Denn unabhängig davon, wie unser Gegenüber zum Klimawandel steht, welche Fakten er oder sie anerkennt und welche nicht - unsere persönliche Geschichte ist in gewisser Weise unbestreitbar. Sie kann sich zum Beispiel um folgende Fragen drehen: "Wann habe ich mich begonnen, mir wegen der Klimakrise Sorgen zu machen?", "Gab es einen spezifischen Zeitpunkt oder Auslöser?", "Welche Aktivitäten setze ich?", "Was fällt mir schwer?" und "Wie fühle ich mich dabei?".