Lange Zeit gingen Klimakommunikator:innen davon aus, dass der notwendige Wandel in der Gesellschaft vor allem durch ein Wissensdefizit verhindert wird. Wenn Menschen sich nicht klimafreundlich verhalten, dann vor allem deshalb, weil sie noch nicht genug über die Klimakrise wissen, so die bis bisher gängige Meinung. Tatsächlich belegen aber Umfragen, dass das Bewusstsein für die Klimakrise und die allgemeine Besorgnis in allen Ländern der Welt hoch sind.
Kluft zwischen Wissen und Handeln
Trotz des offenbar recht hohen Bewusstseins klaffen Wissen und Handeln oft weit auseinander. Das hat einerseitspolitische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gründe, denn im Moment sind die Lebensweisen in den Industrieländern so gestaltet, dass klimaschädigendes Verhalten der Standard ist, also „normal“ ist. Um sich klimafreundlich zu verhalten, muss man sozusagen gegen den Strom schwimmen, was anstrengend sein kann. Außerdem sind fossile Energien weiterhin ein lukratives Geschäftsmodell, das man daher nicht unbedingt verändern möchte. Wie Strukturen für ein klimafreundliches Leben in Österreich aussehen müssten, wurde im APCC Special Report skizziert.
Die Psychologie der Klimakrise
Andererseits hat die Kluft zwischen Wissen und Handeln aber auch psychologische Gründe: Unser Gehirn tut sich nämlich schwer, angemessen mit einer existenziellen, aber ungewöhnlichen Bedrohung wie der Klimakrise umzugehen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. So suchen wir Menschen zum Beispiel aktiv nach Informationen, die unsere Überzeugungen bestärken, während wir gleichzeitig unangenehme Wahrheiten ignorieren, wenn sie unser Welt- oder Selbstbild infrage stellen. Wir messen der Gegenwart mehr Bedeutung zu als der Zukunft und Verluste wiegen für uns stärker als Gewinne. Außerdem orientieren wir uns daran, welches Verhalten wir bei unseren Mitmenschen annehmen. Wenn unser Wissen (zum Beispiel: Flugzeuge haben klimaschädliche Emissionen) mit unserem Handeln in Konflikt gerät (zum Beispiel: wir fliegen in den Urlaub), lösen wir diesen Zwiespalt durch symbolische Handlungen auf oder wechseln gar in einen Angriffs- oder Verteidigungsmodus.
Die Folgen von Angst
Dazu kommt, dass angsteinflößende Informationen ohne relevante Handlungsoptionen oft Ohnmacht auslösen, anstatt dass sie tatsächlich Veränderungen bewirken. Da wir gerade beim Klimaschutz oft das Gefühl haben, dass unser Handeln keinen großen Unterschied macht, flüchten wir uns schnell in Abwehrreaktionen, wie Wunschdenken, Verleugnung, Fatalismus, Wegschieben von Verantwortung und Aufschieben von Taten.
Gute Klimakommunikation stellt sich all diesen Herausforderungen, holt Menschen dort ab, wo sie stehen, um sie zum Anpacken für den Klimaschutz zu gewinnen.
Warum Fakten trotzdem wichtig sind
Klimakommunikation kommt aber nicht ohne Fakten aus: Über Klimakrise und Klimaschutz kursiert viel Desinformation, die Zweifel säen und Klimaschutzmaßnahmen verhindern soll. Unterstützung bieten hier Fachexpert:innen wie das Climate Change Center Austria (CCCA) zu Klima- und Klimafolgenforschung, die Österreichische Energieagentur und klimaaktiv zu Fragen der Energiewende, der Klima- und Energiefonds zu Themen wie Klimawandel und Energiewende oder auch das Umweltbundesamt als größte Umwelt-Expert:innen-Institution Österreichs.
Damit sich Wissen allerdings bei der Zielgruppe verfestigen kann, müssen die Informationen immer wieder wiederholt werden und leicht merkbar sein. Das ist im Fall der komplexen Klimakrise zwar eine Herausforderung, die Grundbotschaft ist allerdings nicht besonders kompliziert. Als Faustregel für die Vermittlung von Klimawissen kann man sich folgende Leitsätze merken: „Der Klimawandel findet statt. Wir sind die Ursache. Er ist gefährlich. Die Fachleute sind sich einig. Wir können noch etwas tun, es gibt Hoffnung. Das müssen wir jetzt tun!“