Das noch junge Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) betreibt naturwissenschaftliche Grundlagenforschung und bietet eine Postgraduiertenausbildung an. Es versteht sich als führende Forschungseinrichtung für hochkarätige Wissenschafter:innen aus aller Welt. Auf dem Institutsgelände außerhalb von Klosterneuburg werden bis zum Jahr 2026 Schritt für Schritt neue Gebäudeeinheiten für insgesamt 90 internationale Forschungsgruppen errichtet werden. Eines davon ist das LAB5 mit Forschungslabors für Chemie sowie einer Bibliothek nebst einer Graduate School.
„Alle relevanten Gebäude, die in den letzten zehn Jahren am Areal des Institute of Science and Technology (ISTA) am Campus Klosterneuburg errichtet wurden, entsprechen dem klimaaktiv Gold-Standard, so auch das bisher größte Laborgebäude I23 LAB 5 und GradSchool (Sunstone Building). Gerade bei so energieintensiven Bauten wie einem Laborgebäude, wo Grundlagenforschung auf welthöchstem Niveau betrieben wird, ist es dem Land NÖ besonders wichtig zu zeigen, dass Energieeffizienz und Nachhaltigkeit nicht nur möglich, sondern auch besonders wirkungsvoll sind,“ so Karl Dorninger, Amt der NÖ Landesregierung.
Die Bibliothek und die Gradschool mit der großen vorgelagerten Terrasse bilden einen attraktiven Begegnungsort mit urbanem Charakter. Rückseitig schafft ein Atrium Belichtung für die Büros. Die Bibliothek verbindet sich durch zwei überraumhohe, verglaste Lufträume mit der Gradschool in den Obergeschossen zu einer großzügigen Lernlandschaft. Der Höhenversatz des Geländes ermöglicht nordseitig durch die Überdachung der Graduate School einen zentralen großen Freiraum.
Björn Haunschmid-Wakolbinger von der Franz&Sue fügt hinzu: „Mit dem Chemistry Lab zeigen wir, dass Spitzentechnologie, chemische Grundlagenforschung und Nachhaltigkeit miteinander vereinbar sind. Dabei ist uns nicht nur ökologische Nachhaltigkeit im Sinne von Energieeffizienz und Schadstoffmanagement wichtig, sondern auch soziale Nachhaltigkeit. Mit hellen Studierzonen und Lounges mit Whiteboards bringen wir die Forschenden auch außerhalb der Labors zueinander.“
Konstruktion und Fassade
Die tragenden Außen- bzw. Innenwände sowie die Decken sind überwiegend in Stahlbeton ausgeführt. Die nichttragenden Zwischenwände wurden in Trockenbauweise bzw. mit Systemtrennwänden errichtet. Alle im Innenausbau eingesetzten Werk- und Baustoffe wurden in einem umfangreichen Bauproduktmanagement auf Emissions- und Schadstofffreiheit hin geprüft.
Hocheffiziente Energieversorgung und Kältebereitstellung
Die Fenster und Verglasungen wurden in Aluminiumkonstruktion mit Dreifachwärmeschutzverglasung realisiert. Transparente Bauteile sind mit außenliegender Verschattung (Raffstores) versehen. Schwerkraft-Nachtlüftung ist im Sommer für die Bibliothek und Gradschool durch automatisiert ansteuerbare Öffnungsflügel gewährleistet, zusätzlich wird das gesamte Gebäude über eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung mechanisch be- und entlüftet.
Das Nahwärmenetz auf dem Gelände der IST Austria wird von einer Hackschnitzelkesselanlage der EVN mit Wärme beliefert. Im Gebäude I23 wurde eine Wärme- und Kältezentrale errichtet, die neben dem Gebäude I23 auch ein Laborgebäude der nächsten Ausbaustufe versorgen kann. Der Wärmebedarf im Sommer und in der Übergangszeit wird durch Nutzung der Abwärme des Laborbetriebes mittels Wärmepumpenschaltung abgedeckt. Bei zusätzlichem Wärmebedarf im Winter wird das Nahwärmenetz dazu geschaltet.
Die hohe Kühlleistung ist vor allem durch den Laborbetrieb und den definierten Sollbedingungen, die auch im Hochsommer zu gewährleisten sind, begründet. Die gesamte installierte Kälteleistung beträgt 3 MW. Zur Sicherstellung wurden im I23 drei neue Turbocor-Kältemaschinen installiert. In den Räumen wird eine Kombination aus Betonkernaktivierung mit flinken Systemen (Fan Coils) eingesetzt. Nachdem primär über Flächensysteme temperiert wird, kommen niedrige Temperaturniveaus zum Einsatz. Darüber hinaus erfolgt im Sommer ein erhöhter Rückgewinn der Kälte aus der Abluft durch adiabate Abluft-Befeuchtung.
„Die Auszeichnung mit klimaaktiv Gold bedeutet uns deshalb sehr viel, weil wir es gerade in der jetzigen Zeit als unsere Kernverantwortung als Architekten und Planer sehen, nachhaltige Gebäude für diese und die nächsten Generationen zu errichten,“ freut sich Stefan Töplitzer von der Maurer & Partner ZT GmbH
Projektbeteiligte
- Bauträger: Land Niederösterreich
- Generalplanung: ARGE Franz und Sue ZT GmbH und Maurer&Partner ZT GmbH
- Bauphysik: Woschitz Engineering GmbH
- Haustechnik: InPlan Ingenieure GmbH
- Gebäudedeklaration durch: Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie GmbH (IBO)