Obwohl eine überwältigende Mehrheit der Menschen die Klimakrise als Problem wahrnimmt, wissen zu wenige, was wir dagegen tun können. Diese gefühlte Hilflosigkeit hat wohl auch damit zu tun, dass sich unsere gesellschaftliche Debatte bisher zu wenig mit den vielfältigen Lösungsmöglichkeiten beschäftigt und zu wenig Handlungsorientierung gegeben hat. Hinzu kommt, dass erfolgversprechende Klimaschutzlösungen bis heute mit Desinformations- und Bremsstrategien zu kämpfen haben, die leider oft erfolgreich viel Verwirrung stiften.
Wir sollten daher aufzeigen, wo und wie sich Menschen bereits konstruktiv für Klimaschutz engagieren, welche Klimaschutzmaßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden und welche sinnvollen und bezahlbaren Lösungen wir bereits in der Hand haben. Beispiele sind saubere Energie aus Erdwärme, Sonnen-, Wind- und Wasserkraft, intelligente Energiegemeinschaften, klimaneutrale Heizsysteme, Niedrigenergiehäuser, fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadtplanung, E-Mobilität, klimafreundliche Industrieprozesse (z.B. „grüner Stahl“, der mit grünem Wasserstoff statt mit Kohle hergestellt wird), überwiegend pflanzliche Ernährung, LED-Lampen, energiesparende Geräte, Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen und vieles mehr. Ein inspirierendes internationales Projekt, das viele mögliche Lösungen für den Klimaschutz aufzeigt und erklärt, ist das Projekt „Drawdown“.
Klimafreundliches Verhalten als gutes Beispiel
Viele dieser Lösungen betreffen Systemänderungen, aber auch individuell können und sollten Klimaschutzmaßnahmen gesetzt werden. Zwar können individuelle Maßnahmen alleine das Klima nicht retten, trotzdem spielen sie eine nicht zu unterschätzende Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität: Sie setzen ein gutes Beispiel und bewirken dadurch, dass es in unserer Gesellschaft „normal“ wird, sich klimafreundlich zu verhalten. Gefährlich wird es allerdings, wenn die Verantwortung für Klimaschutz dem oder der Einzelnen "umgehängt" wird, da dies in Überforderung, Resignation oder gar Abwehr münden kann. Instrumente wie ein individueller CO2 Fußabdruck sollten daher mit Bedacht eingesetzt werden und nötigenfalls auf darüber hinausgehende Aktivitätsmöglichkeiten hingewiesen werden.
Doch nicht alle vermeintlichen Klimalösungen - so attraktiv sie auch für die Kommunikation sein mögen - sind empfehlenswert, da sie einem Realitätscheck nicht standhalten. Im "Crashkurs Energie & Klima" versucht die Österreichische Energieagentur hier Fakten ins Dunkel zu bringen. Darüber hinaus werden z.B. freiwillige CO2-Zertifikate („Offsetting“) hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zunehmend wissenschaftlich kritisiert. Die Kritikpunkte sind schwierige Messbarkeit, Mehrfachzählungen, ökologische Fragwürdigkeit bis hin zum Betrug. Bei solchen Projekten muss genau hingeschaut werden, um das Risiko möglicher Reputationsschäden (Stichwort: „Greenwashing“) zu vermeiden.
Realistische Klimakommunikation als Basis für Glaubwürdigkeit
Langfristig glaubwürdige und konsistente Klimakommunikation erkennt daher an, dass wir alle nicht perfekt und die Herausforderungen des Umbaus komplex sind. Kaum jemand erwartet, dass etwa Unternehmen, Produkte, Projekte oder Gemeinden von heute auf morgen klimaneutral sind. Glaubwürdiger ist es, die eigenen Verschmutzungsbereiche zu kennen, „im eigenen Haus“ konsequent Emissionen zu reduzieren und dies zu kommunizieren. Gerade weil der Weg zur Klimaneutralität komplex ist, sollten wir, wo immer möglich, einen motivierenden, plausiblen und verständlichen Klimaschutzplan mit konkreten Zielen sowie sichtbaren und überprüfbaren Handlungen transparent und öffentlich machen.
Bei individuellen Klimaschutzmaßnahmen ist es für Menschen meist einfacher, moderate Verhaltensänderungen umzusetzen. Daher ist das Propagieren von gemäßigten Schritten in Richtung nachhaltigerer Alltagsgewohnheiten manchmal zielführender als absolute Ziele: Man muss nicht gleich auf vegane Ernährung umsteigen, um neue Rezepte ohne Fleisch auszuprobieren, und auch nicht gleich zur passionierten Radfahrerin werden, um sich vor dem Autokauf über eine Testfahrt mit dem E-Auto zu trauen. Es hilft bei der Veränderung, konkrete erste Schritte aufgezeigt zu bekommen und dabei das Gefühl zu haben, Liebgewonnenes beibehalten zu können.
Für das konkrete Umsetzen von Klimaschutzlösungen bietet klimaaktiv viele nützliche Hilfestellungen an. Österreichische Gemeinden, Unternehmen und Haushalte können auf eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten zurückgreifen. Dazu zählen etwa Praxisleitfäden (zum Beispiel „Klimaschutz in Gemeinden“, "Klimaschutz in Unternehmen", „Betriebliches Mobilitätsmanagement“), Tools (zum Beispiel „topprodukte.at“, der Raus-aus-dem-Öl-Heizrechner „Hexit“), Best-Practice-Initiativen (zum Beispiel e5 Gemeinden, Energieeffiziente Betriebe, klimaaktiv Pakt für Großbetriebe, „Österreich radelt“), Qualitätsstandards (zum Beispiel der klimaaktiv Gebäudestandard), Beratungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie ein großes Partnernetzwerk.