Energiearmut: Eine Herausforderung für Gemeinden
Energiearmut bedeutet, dass die Kosten für Heizung, Warmwasser und Strom über einen längeren Zeitraum nicht oder nur schwer gestemmt werden können. Familien und ältere Menschen mit niedrigem Einkommen sind häufig betroffen. Gemeinden können Energiearmut proaktiv entgegensteuern und auch kurzfristig Entlastungsmaßnahmen in die Wege leiten.
Drei Empfehlungen für Gemeindevertreter:innen
Kenntnis von Anlaufstellen
Jede Person in der Gemeindeverwaltung Ihrer Gemeinde sollte die relevanten Anlaufstellen und Kontaktadressen für Energiehilfen kennen. Ein Infoblatt als Aushang und zur Weitergabe finden Sie im Download-Bereich.
Aktive Vernetzung
Nehmen Sie Kontakt zu Sozial- und Energieberatungsstellen sowie zu den Anlaufstellen bei den Energieversorgern auf und vernetzen Sie sich, um schnell auf Unterstützungsangebote zugreifen zu können und bei Bedarf einen Kontakt zur Hand zu haben.
Analyse des Gebäudebestands
Setzen Sie die Sanierung des Gebäudebestands in der Gemeinde auf Ihre Tagesordnung, um langfristige Lösungen für von Energiearmut betroffene Haushalte zu entwickeln. Ein Sanierungsfahrplan für den Bestand ist ein erster wichtiger Schritt, der die Zeit- und Budgetplanung erleichtert.
Wichtiges rund um Energiearmut
Energiearmut bekommt immer mehr Bedeutung in vielen Gemeinden. Zum einen, weil eine immer größer werdende Gruppe von Menschen von Energiearmut betroffen sind. Zum anderen, weil das Thema immer mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommt und über Maßnahmen zum Bekämpfen von Energiearmut gesprochen wird. Finden Sie in diesem Artikel Antworten rund um zentrale Fragen zum Thema Energiearmut und die Nachschau eines klimaaktiv Webinars zum Thema "Steigende Energiearmut - Wie Gemeinden gegensteuern können".
Wer ist von Energiearmut betroffen?
Energiearmut betrifft eine immer größer werdende Gruppe von Menschen. Familien, Alleinerziehende und ältere Menschen mit begrenztem Einkommen sind besonders gefährdet. Sie haben oft nur wenige Möglichkeiten, ihre Wohnsituation zu beeinflussen. Die laufenden Kosten für Heizung und Strom sind für sie eine finanzielle Belastung, die auf Dauer untragbar werden kann.
Warum ist das Thema relevant für Gemeinden?
Energiearmut führt häufig dazu, dass betroffene Haushalte sich an die Gemeinde wenden. Sei es, weil sie in Gemeindewohnungen leben, Gebühren stunden möchten oder wegen eines Zuschusses zu den Heizkosten anfragen. Die Gemeindeverwaltung spielt eine wichtige Rolle, da sie unter Umständen die Haushalte und ihre Situation bereits kennt und rechtzeitig Maßnahmen ergreifen kann, um Abhilfe zu schaffen.
Wie können Gemeinden kurzfristig Hilfe leisten?
Wenn Haushalte ihre Energiekosten nicht mehr bezahlen können, ist schnelle Hilfe gefragt. Im schlimmsten Fall droht bei Nichtbezahlung von Rechnungen nämlich die Delogierung. Die Gemeinde kann die Bewohner:innen an Anlaufstellen vermitteln, die Energierechnungen übernehmen oder abfedern können. Der „Wohnschirm Energie“ und spezielle Anlaufstellen bei Energieversorgern können hier unterstützen.
Welche mittelfristigen Unterstützungsmaßnahmen für die Haushalte gibt es?
Auch wenn kurzfristig geholfen werden konnte: Die nächste Energierechnung kommt bestimmt. Daher ist es wichtig, mit den Bewohner:innen die Kosten und den Energieverbrauch für Heizung und Strom dauerhaft in den Griff zu bekommen. Das funktioniert am besten über eine Energiesparberatung. Diese Beratungen werden in ganz Österreich über die Caritas kostenfrei angeboten und finden direkt im Haushalt statt. Bei Bedarf können über die Energiesparberatung auch defekte Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen kostenfrei ersetzt werden.
Auch für armutsbetroffene Menschen, die in einem Einfamilienhaus wohnen, gibt es Unterstützungsmöglichkeiten: Über das Förderprogramm „Sauber Heizen für Alle“ kann eine kostenlose Heizungstauschberatung durch die Energieberatung im eigenen Bundesland in Anspruch genommen werden. Und: Der Einbau einer neuen klimafreundlichen Heizung wird mit bis zu 100 % gefördert.
Welche Schritte können Gemeinden für eine nachhaltige Reduzierung von Energiearmut setzen?
Um Energiearmut nachhaltig zu reduzieren, sollten Gemeinden einen Blick auf den Gebäudebestand werfen, in dem von Energiearmut Betroffene leben. Insbesondere Gemeindewohnhäuser bieten Potenzial für Verbesserungen. Die Entwicklung eines Fahrplans für schrittweise Gebäudesanierungen kann dabei helfen, die Wohnsituation nachhaltig zu optimieren. Gespräche mit Wohnbauträgern und Energieberater:innen können ebenfalls Wege aufzeigen, wie Verbesserungen umgesetzt werden können.
Webinar-Nachschau: Steigende Energiearmut - Wie Gemeinden gegensteuern können
In diesem klimaaktiv Webinar zeigten Expert:innen auf, welche Möglichkeiten Gemeinden haben, in akuten Notsituationen zu helfen und die Ausbreitung von Energiearmut einzudämmen.
Altan Sahin gab eine Einführung in das Thema Energiearmut und Anna Breuer (beide Österreichische Energieagentur) stellte die Angebote des Bundes und von klimaaktiv vor. Gefolgt von einem regionalen Beispiel aus der Praxis von Anuschka Deutschmann (Volkshilfe Oberösterreich).
Abschließend präsentierte Christian Hummelbrunner (KEM-Manager Traunstein) die mögliche Rolle die erneuerbare Energiegemeinschaften bei der Bekämpfung von Energiearmut spielen können.