KEM-Baby ist ein interessantes Projekt, um die Bewusstseinsbildung zum Thema Klima und Nachhaltigkeit bereits in den ersten Lebensjahren eines Kindes zu festigen. Eltern werden mit nachhaltigen Ideen und regionalen Produkten rund um das Aufwachsen ihres Kindes inspiriert.
Stefanie Mayrhauser, KEM Managerin Mondseeland, erzählt im Interview, wie die Projektidee entstanden ist, welche Wirkung sie sich bei Familien erhofft und wie die KEM-Baby Box bis jetzt aufgenommen wurde.
Wie sind Sie zu der Idee für dieses Projekt gekommen?
In den Überlegungen für neue Projekte geht es uns vor allem darum, Bedarfe und Interessen zu identifizieren und wichtige Zielgruppen zu finden. Über einen breiten Ideenfindungsprozess sind wir auf die Zielgruppe der Eltern gekommen. Diese Zielgruppe wurde in unserer KEM bis jetzt noch nicht adressiert. Hier Impulse für ein nachhaltiges Leben zu setzen, erschien uns besonders wertvoll und sinnvoll. Gerade Eltern, die ein Kind bekommen haben, möchten dieses in einer schönen, liebevollen und gesunden Umgebung aufwachsen sehen. So kam uns der Gedanke, dass eben diese Zielgruppe auch interessiert daran ist und nur davon profitieren kann, neue Ideen, Impulse und Produkte rund um das Thema nachhaltiges Leben mit Baby zu erfahren. Denn nur mit einer Wende hin zu einem nachhaltigen, klimaschonenden Lebensstil können wir unsere Welt und die unserer Kinder erhalten und schützen, sodass alle gut und sicher in einer gesunden Welt aufwachsen können. Ein Beitrag dazu kann das eigene bewusste, nachhaltige Handeln sein, aber auch, dieses mit anderen und seinen Kindern zu teilen. Dafür kann man nie früh genug beginnen. So entstand die Idee des KEM-Baby Projekts.
Was hat Sie dazu motiviert?
Unsere Motivation die neue Zielgruppe anzusprechen war, dass wir bei frische gebackenen Eltern einen großen Multiplikator:inneneffekt gesehen haben. Gerade das Leben mit Baby ist oft von Wegwerfprodukten geprägt. Aber muss das so sein? Wir waren uns sicher, dass es auch anders geht. So fingen wir an zu recherchieren und in unserem Umfeld nachzufragen, wo es Infos und Produkte für einen nachhaltigen Lebensstil für Familien gibt und welche dieser Dinge wir bereits in unserer Region finden. All diese Produkte sowie Expert:innen, die Eltern wertvolle Informationen vermitteln, wollten wir vor den Vorhang holen und den Eltern so niederschwellig wie möglich zur Verfügung stellen.
Das Potential dieser Idee war auch unsere Hauptmotivation. Zudem wollten wir wie so oft den Fokus auch auf eine soziale Komponente der Nachhaltigkeit legen. So war es uns wichtig, auch sozial benachteiligte Familien zu unterstützen und ihnen mit den nachhaltigen Produkten nicht nur das Thema Klimaschutz näher zu bringen, sondern den Eltern auch eine Freude zu machen.
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt KEM Baby?
Das Projekt KEM-Baby soll es Eltern mit Baby ermöglichen, im ersten Lebensjahr des Kindes und auch darüber hinaus nachhaltige Entscheidungen zu treffen. So soll ein nachhaltiger Lebensstil für die ganze Familie gefördert werden. Mit dem Projekt, das nur als Anstoß für die längerfristige Etablierung solcher Boxen in der Region und darüber hinaus dienen soll, kann durch die Produkte sowie die Tipps und Infos aus dem Ratgeber in der KEM-Baby Box eine wertvolle Zielgruppe erreicht werden. Eltern mit Baby gelten als wichtige Multiplikator:innen für die Verbreitung von Wissen über ein klimaschonendes Leben.
Mit der Verwendung der Produkte aus der Box und der Etablierung nachhaltiger Handlungen können die Eltern als Vorbilder für ihre Kinder und für andere wirken. Außerdem wird das Kind so in einem umweltbewussten Haushalt erzogen, wodurch es von Beginn an lernt, was ein nachhaltiger Lebensstil bedeutet. Dieser Effekt ergänzt neben der Reduktion des eigenen CO2-Fußabdrucks auch durch die Vergrößerung des eigenen Handabdrucks den nachhaltigen Lebensstil.
Was ist alles in der KEM-Baby Box enthalten?
In der Box sind neben dem KEM-Baby-Ratgeber, der Informationen über die Bereiche Sanfte Babypflege, Windelpflege, moderne Stoffwindeln, Upcycling-Inspirationen, Tragetuch-Techniken, Unterwegs mit Baby, Beet für Babys, Stillen & Beikost und vieles mehr liefert, auch ein Energiespar-Poster enthalten mit wertvollen Nachhaltigkeits-Tipps. Zudem führt ein QR-Code zu einem Klimarechner, der es einem ermöglicht, anzusehen, wie nachhaltig der Lebensstil bereits ist und wo Verbesserungspotential besteht.
Die Produkte in der Box selbst sind alle nach nachhaltigen Kriterien ausgewählt. Sie ergänzen die Informationen aus dem Buch und decken unterschiedliche Bereiche ab. Enthalten sind nachhaltige Stoffstilleinlagen und Waschlappen, eine Häkelnadel, ein Patch und Wolle, mitwachsende Babykleidung und Mulltücher, ein Beißring, Tomatensamen sowie ein Wanderbuch zu Kinderwagen- und Tragetouren. Daneben sind noch weitere Flyer und Informationen beigelegt.
Warum haben Sie die Inhalte der KEM-Baby Box in dieser Art zusammengestellt?
Die Box soll es frischgebackenen Eltern ermöglichen, dass ihr Baby und sie als neue Familie klimafreundlich ins Leben starten können. Wir haben also bei der Auswahl an Produkten darauf geachtet, dass diese nachhaltig (und das sowohl in ökologischer als auch sozialer Hinsicht) produziert sind. Dabei haben wir einen besonderen Fokus auf eine regionale Produktion gelegt. Wir wollten regionale Anbieter nachhaltiger Babyprodukte vor den Vorhang holen.
Zugleich war uns der Nutzen der Box ein Anliegen. Denn Nachhaltigkeit wird oft mit großen Umständen, Verzicht oder ähnlichem assoziiert. Mit schönen, qualitativ hochwertigen und nützlichen Produkten wollen wir den Eltern der Region zeigen, dass man auch mit einem Baby nachhaltig leben kann und dafür auch auf Produkte vor der Haustür zugreifen kann.
Neben den Produkten bietet der KEM-Baby Ratgeber zudem vielzählige Informationen unterschiedlichster Expert:innen rund um das Leben mit Baby im ersten Jahr und zeigt, wo und wie man hier für sich als Eltern sowie gemeinsam als Familie nachhaltige Impulse im Leben setzen kann. Die Themen reichen dabei von Energiespartipps bis hin zu Achtsamkeitsübungen und nachhaltiger Babynahrung.
Der KEM-Baby Ratgeber verweist auf eine gemeinsame Schonung des Klimas und des Geldbeutels. Wie passen diese beiden Themen zusammen?
Ein nachhaltiger Lebensstil wird oft auch mit teuren Produkten assoziiert. Dass dies nicht der Fall sein muss und nachhaltiges Leben oft sogar günstiger sein kann, zeigen unterschiedliche Beispiele. Ein prominentes Beispiel sind die Energie- und Wasserspartipps, die als Poster Teil des Ratgebers sind. So hilft beispielsweise die richtige Beheizung unterschiedlicher Räume nicht nur, unnötige Emissionen durch falsches Heizen einzusparen, sondern schont auch noch den Geldbeutel. Auch bei der Ernährung isst es sich nachhaltig meist günstiger. Achtet man beim Einkauf auf regionale und saisonale Produkte spart man sich oft viel Geld. Eine saisonale Marille aus Österreich eignet sich als Snack für das Baby meist genauso gut wie die Banane aus Ecuador und spart gleichzeitig noch unzählige CO2-Emissionen.
Insgesamt geht es bei einem nachhaltigen Lebensstil auch darum, bewusster und bedachter mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen umzugehen und nicht alles direkt wegzuwerfen bzw. neu zu kaufen. Indem wir darüber nachdenken, was wir wie konsumieren und kaufen, leben wir aber nicht nur nachhaltiger, sondern meist auch günstiger. Denn der Verzicht auf den ein oder anderen Neukauf kommt nicht nur dem Klima, sondern auch dem Geldbörserl zugute und hilft einem dabei zugleich, sich auf die wesentlichen Dinge zu besinnen.
Wie viele Eltern haben Sie bis jetzt erreicht?
Die KEM-Baby Boxen wurden an die Gemeinden im Mondseeland und in der Fuschlseeregion übergeben, wo diese dann an die frischgebackenen Eltern verteilt werden. Außerdem kooperieren wir in dem Projekt mit verschiedenen sozialen Einrichtungen, wo die Boxen sozial schwachen bzw. einkommensschwachen Eltern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. So konnten die Boxen in der gesamten Region breit verteilt werden. Insgesamt wurden so 150 Eltern mit den Boxen erreicht.
Einige Exemplare konnten beispielsweise auch im Rahmen der KEM Hauptveranstaltung 2024 in Mondsee an einige KEM-Regionen in Österreich als Probeboxen ausgeteilt werden. Darüber hinaus war die Presse- und Onlinearbeit sehr wirksam - allein im Mondseeland haben wir mindestens 500 Mütter und Väter sowie andere Zielgruppen mit den Informationen aus dem Projekt erreicht. Neben dem Ratgeber konnten Eltern mit Babys auch an unterschiedlichen Workshops und Kursen teilnehmen, die immer zahlreich besucht wurden.
Fühlen sich auch Eltern von der KEM-Baby-Box/dem Ratgeber angesprochen, die sich nicht zuvor mit klimarelevanten Themen auseinandergesetzt haben?
Dadurch, dass die Boxen an verschiedenste Personen und über unterschiedliche Einrichtungen verschiedenen Eltern mitgegeben wurden, können wir jedenfalls davon ausgehen, dass auch Familien erreicht wurden, die sich davor noch wenig oder gar nicht mit dem Thema Klimawandel und ihrem Beitrag zum Klimaschutz auseinandergesetzt haben. Gerade sozial schwache bzw. einkommensschwache Familien stehen oft vor so großen Herausforderungen im Alltag, dass sie nicht die Kapazitäten haben, sich mit dem Thema Klimaschutz auseinanderzusetzen. Dass aber auch schon kleine Entscheidungen letztlich einen bedeutenden Beitrag im Klimaschutz leisten und, dass wirklich alle etwas tun können, soll die KEM-Baby Box den Eltern vermitteln. Zugleich kann die Box einen leichten Einstieg zu den oft überfordernden Informationen rund um Klimaschutz bieten anhand der so prägenden Lebenssituation: der Geburt eines Babys.
Welche Rückmeldungen erfahren Sie von frisch gebackenen Eltern?
Die Boxen wurden mit großer Freude von den Eltern angenommen. Gerade die Informationen aus dem Ratgeber bieten wertvolle Tipps und Infos, wie uns die Eltern rückmelden. Vor allem durch die Vielfalt an Informationen und Produkten konnten Eltern nicht nur viele neue Informationen über das nachhaltige Leben mit Baby bekommen, sondern ihnen wurden auch neue Ideen vor Augen geführt.
Dadurch, dass die Gemeinden selbst die Boxen an die Eltern ausgeben und in diesem Zuge ins Gespräch mit den eigenen Gemeindebürger:innen kommen, wird vonseiten der Gemeinde viel Wertschätzung übermittelt und die kommunale Identität stark gefördert.
Dass die ganzen Produkte gratis zur Verfügung gestellt werden, nehmen die Eltern sehr positiv wahr. Sie haben so die Möglichkeit, neue, nachhaltige Produkte erst einmal auszutesten, bevor sie noch weitere selbst kaufen. Das ist ein toller Bonus, den die Box bietet. Die verschiedenen Produkte kommen den Eltern in unterschiedlichen Bereichen zugute. Die Vielfalt in der Box überrascht die Eltern. Sie sind erstaunt, welche nachhaltigen Produkte es in der Region zu kaufen gibt, welche Alternativen es teilweise zu herkömmlichen Wegwerfprodukten gibt und wie gut und alltagstauglich diese verwendet werden können.