Objekt des Monats 12/2018: Die drei Schwestern – Seestadt Aspern

In der Seestadt Aspern wurde auf dem rund 5.200 m2 großen Baufeld D22 im südwestlichen Bereich des multifunktionalen Stadtteils nach den Plänen von Clemens Kirsch Architektur eine Wohnhausanlage im Zeitraum von 2015-2017 errichtet. Das Gebäude erreicht bei der ÖGNB Gebäudezertifizierung 769 von 1000 Punkten und wurde mit klimaaktiv GOLD ausgezeichnet.

Das Besondere daran: Für die Gebäudehülle der drei unterschiedlich ausformulierten Baukörper mit jeweils vier bzw. sechs Geschossen entschied sich das Team für den Porotherm 50 W.i -Ziegel von Wienerberger. Damit wurde das erste mehrgeschossige Wohnbauprojekt mit der neuesten Ziegelgeneration in durchgängig mineralischer und einschaliger Bauweise als Niedrigstenergiehaus errichtet und stellt so einen wesentlichen Beitrag zum Verzicht auf einen erdölbasierten Vollwärmeschutz dar.

Das Projekt wurde im Rahmen der Wohnbauförderung zur Vermietung errichtet und bietet Wohnungsgrößen und -zuschnitte für jeden Bedarf: Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen, jede Einheit mit zugeordnetem Freiraum (Terrasse, Balkon, Loggia) & Einlagerungsraum bis hin zum Wohnheim für mehrfach behinderte Kinder. In Summe wurden 76 geförderte Wohneinheiten (davon 1/3 als SMART-Wohnungen) errichtet. Sämtliche Wohnungen weisen größere lichte Raumhöhen (von ca. 2,63 m bis 4,00 m) auf, als von der Wiener Bauordnung verlangt: Die Decke "fällt einem nicht auf den Kopf", hohe Räume bedeuten Wohnkomfort. Jede Wohnung ist mit einer gesteuerten Frischluftzufuhr ausgestattet. Die Innenraumluftmessungen (VOC und Formaldehyd) wurden von einem unabhängigen Labor erbracht und fielen äußerst gut aus.

Bauteil A(NNA) / Baugruppenhaus: Dieser Bauteil mit insgesamt 33 Wohnungen ist als Baugruppenhaus für die Gruppe "Que[e]rbau" konzipiert. Que[e]rbau steht für selbstgewählte Identität, selbstgewählte Lebensformen und querdenken, unabhängig von propagierten Normen. Im Baugruppenhaus übernimmt ein fünfgeschossiges zentrales Atrium die Funktion der Erschließung als Ort der Begegnung.

Bauteil B(ELLA): Hier ist etwas für jeden dabei: von der SMART-Startwohnung mit zwei Zimmern bis zur Fünf-Zimmer-Wohnung. Zwei Drittel der Wohnungen sind nach Osten und Westen orientiert. Dieser Bauteil umfasst 40 Wohnungen, ist als 6-geschoßiger Baukörper (Riegel) mit umseitig angelagerten Freiraumzonen konzipiert und wird von 2 durchgesteckten Stiegenhäusern erschlossen. In den Obergeschossen erfolgt die Erschließung teilweise über einen offenen Laubengang.

Bauteil C(LARA) / Betreutes Wohnen: Dieser Bauteil ist gesamthaft für betreutes Wohnen mit mehreren Betreibern und unterschiedlichen Betreuungskonzepten konzipiert.

Im EG wurden vom Diakoniewerk drei Wohnungen zur Unterbringung und Betreuung von Migranten angemietet. Im 1. und 2. Obergeschoss betreibt HABIT – Haus der Barmherzigkeit - ein Wohnheim für mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche, im 3. OG der Verein Integration Wien die Wohngemeinschaft „Lebe bunt“, für behinderte und nicht behinderte junge Menschen.

Ein durchgängiges Grünraumkonzept verbindet die angrenzenden Baufelder zu einem schlüssigen Ganzen. Dachterrassen, eine Gemeinschaftssauna, ein Vereinscafé und ein »urban gardening«-Feld in der Mitte des Areals runden das Angebot für die Gemeinschaft ab.

Architekt DI Clemens Kirsch ist ein erklärter Befürworter des Bauens mit Ziegel: „Nicht umsonst wird der Ziegel seit Jahrtausenden eingesetzt. Seine bauphysikalischen Eigenschaften, gepaart mit Langlebigkeit und Wertbeständigkeit sprechen für sich. Ein durch und durch natürliches Produkt, das auch den Ansprüchen an modernen Hochbau in Sachen Effizienz und Dämmung gerecht wird.“

Auch Mag. Michael Gehbauer, Geschäftsführer der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA), fühlt sich in der Entscheidung pro Ziegel bestätigt: „Immer öfter äußern Wohnungssuchende den Wunsch, 'in Ziegel' zu wohnen. Wir setzen auf effiziente Lösungen für wirtschaftliches, gesundes und auf Langfristigkeit ausgelegtes Bauen und Wohnen, das gleichzeitig Behaglichkeit und Leistbarkeit ermöglicht.“

Beteiligte

  • Bauherrschaft: Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, gemeinnützige GmbH
  • Architektur: Kirsch ZT GmbH
  • Haustechnik: BPS Engineering GmbH
  • Bauphysik: Dr. Pfeiler ZT GmbH
  • Plausibilitätsprüfung: pulswerk GmbH
Veröffentlicht am 12.12.2018