Der Kindergarten und die Schule wurden 1966 gemeinsam errichtet, die Volksschule 1991 um den Turnsaaltrakt mit vier zusätzlichen Klassen erweitert. Die benachbarten Gebäude entsprachen nicht mehr den räumlichen, pädagogischen und technischen Anforderungen einer zukunftsorientierten Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtung. Der Auftrag für die Sanierung und Erweiterung ging nach einem europaweiten, zweistufigen Wettbewerb im Herbst 2015 an das Wiener Architekturbüro Schenker Salvi Weber.
Die Anforderung der Klimabündnis- und e5-Gemeinde Wolfurt war, die Bildungseinrichtung nach bauökologischen, baubiologischen und energetischen Kriterien zu sanieren. Der Kommunalgebäudeausweis für Vorarlberg und der klimaaktiv Kriterienkatalog erleichtern es der Gemeinde, diese Anforderungen an die Prozess-, Planungs- und Umsetzungsqualität zu überprüfen und bewerten.
Das Bauprojekt wurde von 2017 bis 2019 in zwei Etappen bei für die Hälfte der Klassen aufrechtem Schulbetrieb durchgeführt. Für fünf Klassen wurde eine Expositur im „Haus der Möglichkeiten“, einem mehrfach und somit nachhaltig nutzbaren Altbestand der Gemeinde, eingerichtet. Ein moderner, reduziert gestalteter Neubau in Holzbauweise erweitert nun das Raumangebot.
Die Architekten ließen vom Bestandsgebäude nur mehr das Betonskelett stehen, um es dann zu adaptieren. Der Turnsaaltrakt wurde aufgestockt und mit sechs lichtbringenden Oberlichten und zwei an der Ost- und Westseite vorgelagerten Pergolabauten ausgestattet. Diese werden als gedeckte Außenklassen, Pausenraum bei Regenwetter und geschützter Spielbereich für die Kleinkindbetreuung genutzt.
Schule, Kindergarten und Kleinkindbetreuung wurden in ein Gebäude zusammengelegt. Im Schnittpunkt der beiden Gebäudetrakte befindet sich der neue Haupteingang für Schule und Kindergarten sowie die Vertikalerschließung. Begegnungsräume für Eltern aus beiden Institutionen wurden geschaffen. Auch Räumlichkeiten für Ganztagesklassen und SchülerInnen-Betreuung mit Kleingruppenräumen und Lernlandschaften stehen für 13 Schulklassen auf einer Geschoßebene zur Verfügung. Fünf Gruppen- und Nebenräume ermöglichen eine bedarfsgerechte Betreuung der Kinder von 1,5 bis 6 Jahren. Die Kinderbetreuung ist für den ganztägigen und ganzjährigen Betrieb ausgelegt.
Um eine hohe Energieeffizienz erreichen zu können, wurden Passivhauskomponenten mit hohen Dämmeigenschaften verwendet. Die Wärmebereitstellung für Raumheizung und Warmwasser erfolgt zentral über eine Sole/Wasser-Wärmepumpe mit Tiefensonde. Bei Bedarf ist mit der Wärmepumpe auch eine Kühlung im Sommer möglich. Der Heizwärmebedarf des Sanierungsteils beträgt 6,58 kW/m2a, der des Neubauteils liegt bei geringen 2,01 kW/m2a.
Das effiziente Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung sorgt für hohe Raumluftqualität. Zusätzlich ist mittels Free Cooling-System eine Nachtlüftung ohne Energieaufwand möglich. Auf dem begrünten Flachdach wurde eine Photovoltaikanlage mit 95 Modulen und einer Gesamtleistung von 25,65 kWp realisiert. LED-Beleuchtung im Gebäude und im Außenbereich reduziert den Energieverbrauch.
Die hellen Räume sind mit Eichenböden, -türen, -fenstern und teilweise Eichenmobilar ausgestattet. Dank der ökologischen und umweltfreundlichen Materialien liegt der Schadstoffgehalt in den Räumen nachweislich im nicht messbaren Bereich.
Um sanfte Mobilität zu fördern und die Hol- und Bringdienste der Eltern auf ein Minimum zu reduzieren, wurde der Bereich vor der Schule in eine verkehrsberuhigte Zone mit einer neuen Bushaltestelle umgewandelt. Überdachte Fahrradabstellanlagen, absperrbare Parkplätze für Scooter und Fahrradanhänger sowie Ladestationen für Elektroautos und -fahrräder stehen zur Verfügung. Auf der großen, homogenen Fläche ist Platz für Freizeitaktivitäten wie Scooter-, Skateboard- oder Radfahren.
Eine große Herausforderung für alle Beteiligten war, die Vorgaben der Bauherrschaft, die hohen Standards des Kommunalen Gebäudeausweises sowie die klimaaktiv GOLD-Kriterien realisieren zu können, gleichzeitig den Kostenplan einhalten und den Schulbetrieb aufrecht erhalten zu können. In zahlreichen Besprechungen wurden gemeinsam die bestmöglichen Lösungen erarbeitet. Beispielsweise wurde das Projekt nach den ersten sieben Monaten intensiver Planung aus Kostengründen nochmals komplett überarbeitet und räumlich optimiert. Das Ergebnis besticht durch extreme Kompaktheit und Klarheit.
Projektleiterin Jutta Nenning von der Marktgemeinde Wofurt: „Der Campus Bütze ist nicht nur eine Schule, sondern ein qualitativ hochwertiger „Wohnort“ geworden. Dank der ausgezeichneten Planung wurde ein helles, freundliches Wohlfühlhaus mit ansprechenden Räumen, unterschiedlichen Lern- und Begegnungszonen sowie angenehmem Raumklima geschaffen.“
Projektbeteiligte
- Bauherrschaft: Marktgemeinde Wolfurt Immobilien Verwaltungs GmbH & Co KG
- Architektur: Schenker Salvi Weber ZT Architekten
- Projektsteuerung und Bauleitung: querschnitt pro 12 gmbH
- Bauphysik: IBO GmbH
- Haustechnik: GMI - Ing. Peter Messner GmbH
- Plausibilitätsprüfung: IBO GmbH