Energiemanagementsystem nach ISO 50001
Ein Energiemanagementsystem (EnMS), das gut in die Unternehmensstruktur und organisatorischen Abläufe eingebettet ist, steigert die Energieeffizienz und senkt Kosten, Energieverbrauch sowie CO₂-Emissionen.
Das sollten Sie wissen
Kostensenkung
Die Implementierung eines Energiemanagementsystems ermöglicht die Identifizierung von Energieeinsparpotenzialen und die Reduktion der Energiekosten. Das steigert die Wettbewerbsfähigkeit.
Umweltschutz
Weniger Energieverbrauch bedeutet weniger CO₂-Emissionen und weniger Belastung für die Umwelt. Das EnMS zeigt, dass sich das Unternehmen für Klimaschutz einsetzt.
Energieeffizienzrichtlinie NEU
Ab 2025 sind Unternehmen mit einem Gesamtenergieverbrauch von mehr als 85 TJ pro Jahr verpflichtet, ein Energiemanagementsystem einzuführen und zu zertifizieren.
Transparente Energieziele
Die klare Definition von messbaren Energiezielen und Verantwortlichkeiten erleichtert die Umsetzung und Überprüfung von Verbesserungen.
Vorteile eines Energiemanagementsystems
- Fortlaufende Verbesserung: Der PDCA-Kreislauf (Plan-Do-Check-Act) fördert eine fortlaufende Optimierung der energiebezogenen Leistung durch regelmäßige Analyse und Anpassung der Maßnahmen.
- Transparente Energieziele: Die klare Definition von messbaren Energiezielen und Verantwortlichkeiten erleichtert die Umsetzung und Überprüfung von Verbesserungen.
- Datengestützte Entscheidungen: Die detaillierte Energiedatensammlung ermöglicht fundierte Entscheidungen und eine genaue Bewertung von Energieeinsparpotenzialen.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Durch regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen bleibt das Energiemanagementsystem dynamisch und kann auf veränderte Bedingungen flexibel reagieren.
Wo beginnen?
Für eine erfolgreiche Einführung eines EnMS sind folgende Schritte empfehlenswert: Eine Ist-Analyse und eine Projektstrukturierung.
Ist-Analyse
Die Einführung erfordert eine gründliche Ist-Analyse zur Bewertung der aktuellen Energiesteuerungsmaßnahmen, um den Bedarf und Nutzen eines EnMS nach ISO 50001 zu erkennen. Diese Analyse unterstützt die Argumentation zur Einführung eines EnMS gegenüber der Geschäftsführung.
Strukturiertes Projekt zur Einführung des EnMS
Die Einführung des EnMS erfolgt als strukturiertes Projekt, das interne Ressourcen und interdisziplinäre Zusammenarbeit benötigt, insbesondere in den Bereichen Einkauf, Instandhaltung, Produktion, und Controlling. Ein Projektteam koordiniert die Maßnahmen, berichtet regelmäßig an die Geschäftsführung und führt das EnMS nach Projektabschluss in den Normalbetrieb über.
Ein externes Zertifizierungsaudit sichert die Qualität und bietet Potenziale zur Verbesserung. Bei gesetzlichen Vorgaben, wie dem Energieeffizienzgesetz, ist eine externe Zertifizierung Pflicht.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Ein effektives Energiemanagementsystem erfordert ein interdisziplinäres Team und die Unterstützung des Topmanagements. Die Leitung ist verantwortlich für die Integration des EnMS in die Geschäftsprozesse, die Festlegung des Geltungsbereichs und die Bereitstellung erforderlicher Ressourcen. Zudem obliegt ihr die Erstellung der Energiepolitik und die Durchführung der Managementbewertung.
Ein Energiemanagementteam, koordiniert durch eine Fachperson, unterstützt die Umsetzung des EnMS, fördert die Kommunikation mit der Geschäftsleitung und moderiert regelmäßige Besprechungen. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung und Unterstützung des EnMS.
Energiepolitik
Die Energiepolitik bildet den Rahmen für das EnMS und verpflichtet zur fortlaufenden Verbesserung der Energieeffizienz. Sie muss alle relevanten Informationen enthalten, regelmäßig überprüft werden und im gesamten Unternehmen Anwendung finden. Die Energiepolitik sollte allen Mitarbeitenden und relevanten externen Parteien bekannt sein und idealerweise in der Unternehmensstrategie integriert werden.
Kontext der Organisation
ISO 50001 fordert, die Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien zu identifizieren und zu bewerten. Dies schließt Erwartungen externer Stakeholder wie Öffentlichkeit, Konzernleitung und Kunden ein. Unternehmen müssen analysieren, ob Maßnahmen erforderlich sind, um diese Erwartungen zu erfüllen, beispielsweise durch CO₂-Berichte oder das Monitoring von Energieleistungskennzahlen.
Einhaltung energierechtlicher Vorschriften und anderer Anforderungen
Das Einhalten energierechtlicher Vorschriften und anderer Anforderungen ist eine Kernaufgabe im Energiemanagement. ISO 50001 verlangt ein systematisches Verfahren zur Überwachung und Bewertung energierelevanter Vorschriften. Dies umfasst nicht nur Gesetze, sondern auch Verträge mit Kunden, Konzernvorgaben und interne Richtlinien. Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung dieser Anforderungen sind entscheidend für die Compliance.
Der Plan-Do-Check-Act-Kreislauf
Der PDCA-Kreislauf (Plan-Do-Check-Act) ist der Kern eines Energiemanagementsystems und unterstützt den fortlaufenden Verbesserungsprozess.
Die Plan-Phase umfasst die Identifikation von Risiken und Chancen, die Ermittlung von energiebezogenen Parametern und die energetische Bewertung, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Diese Analyse bildet die Basis für Energieleistungskennzahlen (EnPIs) und die Definition der energetischen Ausgangsbasis.
In der Do-Phase werden Energieziele und Aktionspläne festgelegt, die mit der Energiepolitik in Einklang stehen. Die Ziele müssen messbar sein und die Verantwortlichkeiten, Ressourcen und Zeitrahmen klar definieren.
Die Check-Phase dient der Überprüfung des Fortschritts, indem die EnPIs mit der energetischen Ausgangsbasis verglichen werden, um die erzielten Verbesserungen zu bewerten. Abweichungen werden dokumentiert.
In der Act-Phase werden notwendige Anpassungen vorgenommen, um die Wirksamkeit des EnMS zu erhöhen. Diese Phase schließt den Kreislauf, indem aus den Erkenntnissen neue Maßnahmen abgeleitet werden.
Das Ziel ist eine fortlaufende Verbesserung der energiebezogenen Leistung, unterstützt durch eine detaillierte Energiedatensammlung und regelmäßige Überprüfung der Fortschritte.
Im Rahmen der Betrachtung von Risiken und Chancen, die sich auf die energiebezogene Leistung auswirken können, ist eine entsprechende Analyse erforderlich. Die Beurteilung von Risiken und Chancen sollte sowohl auf strategischer Ebene als auch im Kontext der geplanten Energieeffizienzmaßnahmen erfolgen.
Als Beispiel für Risiken, die aus Extremwetterereignissen resultieren, können Hitzeperioden angeführt werden, welche den Energieverbrauch erhöhen können, beispielsweise durch verstärkten Einsatz von Klimaanlagen. Ein Energiemanagementsystem kann jedoch auch als Chance betrachtet werden, um Energieverbräuche und deren Ursachen transparenter darzustellen und das Vertrauen von Kunden zu gewinnen.
Im Rahmen der energetischen Bewertung erfolgt zunächst die Ermittlung und Analyse der derzeitigen Energiequellen, des bisherigen und aktuellen Energieeinsatzes sowie des Energieverbrauchs. Im Anschluss ist die Ermittlung der Bereiche mit wesentlichem Energieeinsatz erforderlich. Dazu zählen alle Anlagen, Einrichtungen, Systeme, Prozesse sowie das Personal, welche einen maßgeblichen Einfluss auf den Energieeinsatz und den Energieverbrauch ausüben.
Im Rahmen der energetischen Bewertung ist zudem zu ermitteln, welche Variablen den wesentlichen Energieeinsatz maßgeblich beeinflussen.
Die Überwachung und Ermittlung der energiebezogenen Leistung erfolgt gemäß ISO 50001 auf Basis einer energetischen Bewertung, wobei geeignete Energieleistungskennzahlen (Energy Performance Indicators = EnPIs) festzulegen, bei Bedarf anzupassen und zu dokumentieren sind.
Der Nachweis der Veränderung der energiebezogenen Leistung erfolgt bei Kennzahlen durch einen regelmäßigen Vergleich – beispielsweise des Energieverbrauchs – mit der energetischen Ausgangsbasis, der sogenannten Energy Baseline. Die Energy Baseline muss gemäß ISO 50001 bei Bedarf angepasst werden.
ISO 50001 legt fest, dass für alle relevanten Funktionen, Ebenen, Prozesse, Anlagen und/oder Standorte Ziele definiert und dokumentiert werden müssen. Dabei kann es sich um strategische oder operative Ziele sowie Aktionspläne handeln. Die Zielvorgaben müssen im Einklang mit der Energiepolitik stehen. Sofern in der Energiepolitik beispielsweise die Beschaffung von energieeffizienter IT oder die Schulung von Mitarbeitenden in energierelevanten Themen forciert wird, müssen sich diese Punkte in den Zielen widerspiegeln. Energierelevante Ziele können zudem aus verschiedenen anderen Prozessen abgeleitet werden, beispielsweise aus dem Prozess der energetischen Bewertung. Sofern möglich, sollten für Anlagen/Standorte, Einrichtungen, Systeme oder Prozesse mit wesentlichem Energieeinsatz Ziele abgeleitet werden.
In der Do-Phase des Energiemanagementsystems gemäß ISO 50001 stehen Kompetenzentwicklung, Kommunikation und ein kontinuierliches Ideenmanagement im Vordergrund. Mitarbeitende mit Einfluss auf den Energieverbrauch müssen über ausreichende Kenntnisse verfügen, was durch gezielte Schulungen und Trainings erreicht wird. Dies schließt auch externe Auftragnehmer ein, die relevante Kompetenzen nachweisen müssen. Ein Schulungsplan dokumentiert den Bedarf und die Durchführung von Fortbildungen, während Nachweise über Trainings in Personal- und Abteilungsordnern archiviert werden.
Effiziente interne Kommunikation ist entscheidend: Informationen werden über das Intranet, E-Mails, Newsletter, Berichte und Besprechungen verbreitet. Ziel ist, die Energiepolitik und -ziele sowie die Verantwortung der Mitarbeitenden klar zu vermitteln. Extern können Energiethemen über die Unternehmenswebsite oder bei Fachveranstaltungen kommuniziert werden.
Das Ideenmanagement stellt sicher, dass alle Mitarbeitenden und Auftragnehmer Vorschläge zur Energieoptimierung einbringen können. Dies erfolgt häufig über bestehende Qualitäts- oder Umweltmanagementsysteme, wobei Vorschläge dokumentiert, bewertet und gegebenenfalls prämiert werden. In einigen Fällen wird ein dedizierter Verbesserungsprozess implementiert, damit Vorschläge aktiv erfasst und bearbeitet werden können.
Diese umfassende Herangehensweise fördert eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und garantiert, dass alle Ebenen im Unternehmen zum Energiemanagement beitragen.
Die Dokumentation im Rahmen eines EnMS gemäß ISO 50001 umfasst Mindestanforderungen, die sorgfältig erstellt und archiviert werden müssen. Mit einer effizienten Dokumentenlenkung werden aktuelle Versionen verfügbar gemacht und alte Dokumente ordnungsgemäß archiviert, wobei EDV-Systeme bevorzugt zum Einsatz kommen.
In der betrieblichen Planung und Steuerung sind energierelevante Prozesse wie Instandhaltung, Auslegung und Beschaffung zentral. Ein Wartungsplan dokumentiert erforderliche Maßnahmen, während bei der Planung neuer Anlagen energierelevante Kriterien einfließen müssen. Auch bei Neubauten und Produktentwicklungen sind Energieeffizienzaspekte zu berücksichtigen.
Für die energierelevante Beschaffung sind klare Kriterien zu definieren, insbesondere für wesentliche Energieverbraucher wie Produktionsanlagen, IT-Equipment und Energiedienstleistungen. Diese Kriterien müssen aus Gründen der Energieeffizienz in den Beschaffungsprozessen berücksichtigt und Lieferanten mitgeteilt werden. Ein effektives EnMS integriert energierelevante Maßnahmen nahtlos in bestehende Unternehmensabläufe.
Die Überwachung und Messung der energiebezogenen Leistung sind zentrale Elemente im Energiemanagement gemäß ISO 50001. Unternehmen analysieren Energieleistungskennzahlen im Vergleich zur Baseline, wobei die Methodik an die Komplexität der Organisation angepasst wird. Hauptmerkmale wie wesentliche Energieeinsatzbereiche, Energieleistungskennzahlen und die Wirksamkeit von Aktionsplänen sind regelmäßig zu überprüfen. Messmittel müssen kalibriert und dokumentiert werden, um Genauigkeit zu gewährleisten.
Die Einhaltung energierechtlicher Vorschriften ist ebenfalls essenziell. Ein Energierechtsregister hilft, die relevanten Gesetze und Verordnungen zu identifizieren und zu bewerten. Es dokumentiert die geltenden Vorschriften, die Zuständigkeiten und die Ergebnisse der Einhaltungskontrolle. Korrekturmaßnahmen sind bei Abweichungen sofort umzusetzen. Ein risikobasierter Ansatz kann helfen, die Überprüfungshäufigkeit zu bestimmen. Ein transparentes Energierechtsregister unterstützt die langfristige Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen.
Interne Audits gemäß ISO 50001 sind essenziell, um die Konformität eines Energiemanagementsystems sicherzustellen. Sie prüfen, ob alle Normelemente ordnungsgemäß umgesetzt sind, Abweichungen bestehen und Optimierungspotenzial vorhanden ist. Dies erfolgt durch Dokumentenprüfungen und Befragungen von Mitarbeitenden. Externe Zertifizierungsaudits, die häufig jährlich stattfinden, sind keine Pflicht, werden jedoch oft durchgeführt, um Unabhängigkeit zu bestätigen.
Die Intervalle für interne Audits sind frei wählbar, orientieren sich aber oft an den externen Audits. Auditpläne sollten das Datum, den auditierenden Bereich, Zeitpläne und teilnehmende Auditor:innen enthalten, wobei frühere Auditergebnisse berücksichtigt werden. Interne Auditor:innen müssen objektiv agieren und dürfen ihren eigenen Aufgabenbereich nicht prüfen. Mindestens zwei qualifizierte Auditor:innen sind erforderlich, und sie sollten Kenntnisse der Normen ISO 50001 und ISO 19011 besitzen.
Die Ergebnisse der internen Audits werden dokumentiert und an die Geschäftsleitung berichtet. Abweichungen erfordern verpflichtende Korrekturmaßnahmen, während Verbesserungspotenziale als Empfehlungen für fortlaufende Adaptierungen dienen. Ein interner Prozess zur Umsetzung der Auditempfehlungen ist entscheidend, inklusive klarer Verantwortlichkeiten und Zeitpläne zur Maßnahmenerfüllung.
Ein Energiemanagementsystem benötigt Prozesse zur Identifikation und Behebung von Nichtkonformitäten, wie unerwartet hohem Energieverbrauch oder fehlender Dokumentation. Korrekturmaßnahmen sind zeitnah umzusetzen, zu dokumentieren und im Management-Review zu prüfen. Stetige Verbesserung des EnMS ist verpflichtend, basierend auf Leistungsdaten.
Das Management-Review bewertet die Funktionalität des Energiemanagementsystems und identifiziert Verbesserungsmaßnahmen. Es ist der abschließende Schritt im EnMS-Zyklus und dient als Grundlage für die kontinuierliche Verbesserung. Unternehmen legen das Intervall für die Bewertung fest, typischerweise jährlich bei externer Zertifizierung. Eingangsgrößen umfassen Aktivitäten aus vorherigen Reviews, die Energiepolitik, Energieleistungskennzahlen, Zielerreichung, Auditergebnisse und rechtliche Anforderungen. Ergebnisse des Management-Reviews beinhalten notwendige Änderungen in der Energiepolitik, Anpassung der Kennzahlen, neue Ziele und zusätzliche Ressourcenbereitstellung. Ein gemeinsames Review mit anderen Managementsystemen (zum Beispiel ISO 14001) wird empfohlen, wenn mehrere Systeme im Einsatz sind. Schulungsmaßnahmen fließen ebenfalls in das Review ein und können darin freigegeben werden.