Bindemittel im Straßenbau
Österreich verfügt über ein Straßennetz von etwa 200.000 km für dessen Bau etwa 250 Millionen Tonnen Asphalt nötig waren. Da ein Straßenbelag im Durchschnitt nach 20 Jahren erneuert werden muss, wird jährlich etwa 8,3 Millionen Tonnen neuer Asphalt aufgetragen. Dieser Asphalt besteht hauptsächlich aus Mineralstoffen und dem fossilen Rohstoff Bitumen als Bindemittel. Bitumen ist eine zähflüssige Substanz die durch Fraktionierung von Erdöl gewonnen wird. Etwa 400.000 Tonnen Bindemittel werden jährlich für den Neubau und die Sanierung der heimischen Straßen eingesetzt. Da die Mischung aus Mineralien und Bitumen unter normalen Bedingungen fest ist, wird sie für die erleichterte Verarbeitung erhitzt und organische Fluxmittel beigemischt. Diese Fluxmittel entweichen während und nach der Verarbeitung in Form von Treibhausgasen aus dem Asphalt. Vor diesem Hintergrund ist ein Ersatz der fossilen Binde- und Fluxmittel mit Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen ein gutes Beispiel für aktiven Klimaschutz.
Das neue Produkt
Bereits im Jahr 1992 begann das oberösterreichische Unternehmen Vialit damit einen klimafreundlichen Ersatz für den Bitumenanteil und das Fluxmittel im Asphalt zu entwickeln. Insbesondere Rapsöl hat sich als besonders geeignet erwiesen. Nach 8-jähriger Entwicklungszeit wurde im Jahr 2000 ein innovativer Reaktiv Asphalt als umweltfreundliche Alternative zum konventionellen Asphalt auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zu bisherigen Verarbeitungsmöglichkeiten von Bitumen durch Erhitzen, Emulgieren oder Beigabe von Lösemittel wird hier das Bindemittel mit Ölen aus nachwachsenden Rohstoffen weichgefluxt. Dazu kommt eine Rapsöl-Bitumen Emulsion mit einem Anteil nachwachsender Rohstoffe von bis zu 90% zur Anwendung. Das Material ist lösemittelfrei, recyclingfähig, wird kalt verarbeitet und benötigt zum Aushärten nur die Zugabe von Wasser. Diese einfache Verarbeitungsweise mindert die Schadstoff- und Geruchsbelastung für den Verarbeiter auf der Straße, die langfristige Ausgasung von flüchtigen Kohlenwasserstoffen sowie die Bildung von bodennahem Ozon. Die Verarbeitung des kalten Mischgutes ist darüber hinaus ungefährlicher und energiesparender als das konventionelle Verfahren mit Heißmischgut. Reaktiv Asphalt kommt als fertige Mischung zur Baustelle, wird aufgetragen und durch die Befeuchtung des Materials vernetzen Bindemittel und Mineralstoffe zu einem Belag. Die neuen Beläge bringen den Vorteil, dass sie bereits unmittelbar nach dem Verdichten befahrbar sind. Das verkürzt die Dauer der Baustelle und fördert den reibungslosen Verkehrsfluss. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Belag weder hitze- noch frostempfindlich ist und daher über einen großen Temperaturbereich verarbeitet werden kann. Auch bei Temperaturen unter 0°C ist die Verarbeitung noch möglich. Aufgrund dieser Eigenschaften ist Reaktiv Asphalt für einen breiten Anwendungsbereich geeignet. Er kann sowohl im Neubau als auch in der Sanierung als dünne Deckschicht verwendet werden. Fahrbahnschäden können ohne großen Aufwand rasch und günstig behoben werden. Für den privaten Anwender ermöglicht die kalte und einfache Verarbeitungsweise die Anwendung in Eigeninitiative. Aus diesem Grund hat Vialit die Gebinde von Reaktiv Asphalt den verschiedenen Anwendungsbereichen angepasst und beliefert sowohl Verarbeiter als auch den Handel.
Vorteile von nachwachsenden Rohstoffen
Alleine am Produktionsstandort Braunau verarbeitet Vialit jährlich rund 1.300 Tonnen Pflanzenöl und ersetzt damit fossile Rohstoffe. Durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen fördert das Unternehmen die Wertschöpfung in Österreich und eine ressourcenschonende Bauweise. Dadurch werden alleine in der Produktion in Braunau jährlich etwa 8.000 Tonnen CO² langfristig gebunden. Ein großer Vorteil des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe im Straßenbau ist, dass dabei pflanzlich gebundenes CO² langfristig in den Straßenbelägen gespeichert wird und die Straße damit zu einer CO2-Senke wird. Zusätzlich setzt Vialit auch in der Produktion ausschließlich auf elektrische Energie aus dem betriebseigenen Kleinwasserkraftwerk.