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Raus aus Gas

Gastherme raus, klimafreundliche Heizung rein

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In Mehrfamilienhäusern und im großvolumigen Wohnbau ist der Umstieg von fossilen Heizungen auf klimafreundliche Heizungen sowohl technisch als auch rechtlich weitaus kniffliger als für Einfamilienhaus-Besitzer:innen. Hier finden Sie praktische Tipps, wie der Umstieg dennoch gut gelingt. 

Weiters unterstützen Sie unsere Factsheets, Ratgeber, Wegweiser, Leitfäden und Tools firmenneutral und produktunabhängig bei der Heizungswahl, der Optimierung der Heizungsanlage und bei der Auswahl einer passenden PV-Anlage (Toolbox Sanierung und Heizungsumstellung). Unsere Praxis-Beispiele innovativer Energieversorgung zeigen, dass Lösungen auf Basis erneuerbarer Energien nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich sind.

Ohne Gas heizen: So gelingt der Umstieg

Als Erstes empfiehlt sich, von einem befugten Fachunternehmen ein Konzept für das Haus ausarbeiten zu lassen. Denn überall sind die Voraussetzungen ein wenig anders: Wie ist der thermische Standard des Gebäudes? Soll es auch diesbezüglich Sanierungsmaßnahmen geben? Wo gibt es Platz für die notwendige Zentralisierung der Verteilleitungen und für die zu errichtende Heizzentrale? Wird das Warmwasser in Zukunft dezentral in den Wohnungen erzeugt oder auch über das gemeinsame Zentralheizungssystem? Können die in den Wohnungen verbauten Heizkörper weiter genutzt werden? Welche Umsetzungsvariante ist – unter Berücksichtigung von Förderungen – die kostengünstigste, und zwar bezogen auf die Invest- und die Lebenszykluskosten? Und das sind noch lange nicht alle Fragen. Für die Beauftragung eines solchen Sanierungskonzepts braucht es in der Eigentümer:innengemeinschaft einen Mehrheitsbeschluss. In Mietobjekten braucht es „nur“ einen entsprechenden Auftrag des Gebäudeeigentümers. 

Sobald die formalen Voraussetzungen geschaffen sind, Wärme zentral zu erzeugen und zu verteilen, kann die neue „Heizzentrale“ errichtet werden – zum Beispiel im Keller, in einem Gemeinschaftsraum wie der Waschküche, am Dachboden oder bei Wohnhausanlagen im Freien. Von dort aus muss ein Leitungsstrang zu allen Wohnungen errichtet werden. Für die Wärmeverteilung kommen drei Varianten in Frage: 

  1. Eine Leitungsführung durch die Kaminschächte verursacht in der Regel nur minimale bauliche und zeitliche Eingriffe in den Wohnungen. Die Heizzentrale befindet sich dabei meistens auf dem Dachboden oder Aufdach.  
  2. Eine Leitungsführung durchs Stiegenhaus (oder teilweise in Liftschächten) bis vor jede Wohnungstür erfordert Stemmarbeiten auf den Gängen und bei einem – späteren oder gleichzeitigen – Anschluss der Wohnung auch in der Wohnung.
  3. Eine Leitungsführung an der Außenwand ist bisher seltener praktiziert worden, aber auch eine Option. Die Steigleitungen werden außen am Gebäude oder über Innenhöfe und Lichtschächte geführt. Von dort wird durch die Außenwand in die Wohnung ein kleines Loch gebohrt, um gleich an der Innenseite den Anschluss an den Heizkreis der Wohnung vornehmen zu können. Anschließend können die Leitungen entweder durch eine Wärmedämmung überdeckt werden oder sie bleiben – zum Beispiel auf Gebäudeinnenseiten – ähnlich sichtbar wie Regenrinnen. 


Spätestens wenn die gemeinsame Wärmeverteilung im Haus fertiggestellt ist, können die Bewohner:innen von ihrer dezentralen Gastherme auf das neue zentrale Heizungssystem umsteigen. Davon müssen die Bewohner:innen aber individuell überzeugt werden und das kann in Hausgemeinschaften eine Herausforderung darstellen. Denn es gibt keine gesetzliche Verpflichtung für Wohnungseigentümer:innen oder Mieter:innen, sich an dieses System anzuschließen oder sich von ihrem fossilen Heizsystem zu trennen. 
Dabei ist die zentrale Heizung für die Eigentümer:innenbeziehungsweise ihre Mieter:innen  komfortabler: Sie müssen sich fortan nicht mehr um regelmäßige Wartung und mögliche Reparaturen der Therme kümmern, und die Rauchfangkehrertermine in der Wohnung gehören auch der Vergangenheit an. 
Trotz dieser Vorteile zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass sich auch mehrere Jahre nach Errichtung der Zentralisierung oft nur eine Minderheit der bewohnten Wohnungen zum Anschluss entschieden hat. Höhere Anschlussquoten können in der Praxis schneller erreicht werden, wenn es in einem Gebäude einen häufigeren Leerstand durch Bewohner:innenwechsel gibt.

Und was kommt in Zukunft als Wärmequelle der Heizzentrale in Frage? Im Idealfall gibt es vor dem Haus eine Fernwärmeleitung, oder diese wird im Zuge des Netzausbaus in Zukunft dorthin gelegt. Eine Wärmeübergabe aus dem Fernwärmenetz in die Hauszentrale und damit in die Wohnungen ist die einfachste Möglichkeit. Ist keine Fernwärme verfügbar, so wird im urbanen Gebiet oft eine Wärmepumpe die beste Option darstellen. Eine vollständige Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist erst gegeben, wenn sowohl die Fernwärme als auch der Strom für die Wärmepumpe erneuerbar erzeugt werden. Da es aber mittlerweile für beide Systeme ent- sprechende rechtliche Rahmenbedingungen seitens der EU und des Bundes gibt, sollte das spätestens rund um 2040 überall sichergestellt sein.
Aus verschiedenen Gründen kann es sinnvoll sein, dass die Dekarbonisierung, also der Anschluss an die Fernwärme oder die Installation einer zentralen Wärmepumpe, erst Jahre nach der Zentralisierung der Wärmeverteilung umgesetzt wird. Wenn zum Beispiel klar ist, dass Fernwärme in wenigen Jahren beim Haus verfügbar sein wird, wäre es nicht wirtschaftlich, ein anderes erneuerbares System im Haus zu verbauen. Auch kann es technisch und ökonomisch vernünftig sein, mit der Installation einer großen Wärmepumpe im Haus noch zu warten, bis ein Mindestanteil der Wohnungen ans zentrale System angeschlossenen worden ist.

Der Umstieg auf zentrale Heizungssysteme

Spätestens wenn die gemeinsame Wärmeverteilung im Haus fertiggestellt ist, können die Bewohner:innen von ihrer dezentralen Gastherme auf das neue zentrale Heizungssystem umsteigen. Davon müssen die Bewohner:innen aber individuell überzeugt wer-den und das kann in Hausgemeinschaften eine Herausforderung darstellen. Denn es gibt keine gesetzliche Verpflichtung für Wohnungseigentümer:innen oder Mieter:innen, sich an dieses System anzuschließen oder sich von ihrem fossilen Heizsystem zu trennen.
Dabei ist die zentrale Heizung für die Eigentümer:innen bzw. ihre Mieter:innen komfortabler: Sie müssen sich dann nicht mehr um regelmäßige Wartung und mögliche Reparaturen der Therme kümmern, und die Rauchfangkehrertermine in der Wohnung gehören ebenfalls der Vergangenheit an.
Trotz dieser Vorteile zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass sich auch mehrere Jahre nach Errichtung der Zentralisierung oft nur eine Minderheit der bewohnten Wohnungen zum Anschluss entschieden hat. Höhere Anschlussquoten können in der Praxis schneller erreicht werden, wenn es in einem Gebäude einen häufigeren Leerstand durch Bewohner:innenwechsel gibt.


Wer hilft beim Heizungswechsel?

Eigentümergemeinschaften und Hausverwaltungen sollten sich angesichts von CO₂-Steuern und der Erfahrungen mit den Gaspreisen des vergangenen Jahres besser heute als morgen fragen: Was ist in unserem Haus die optimale Lösung, und was ist das ideale Timing für den gemeinsamen Umstieg? In allen Bundesländern findet man Unterstützung und es empfiehlt sich die Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Energieberatungsstellen.
 

Aus der Praxis

© SIR - Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen GmbH