© iStock.com/courtneyk

Leitfäden, Normen und Standards für Nachhaltigkeit in Unternehmen

Um die Aktivitäten von international tätigen Unternehmen besser steuern und überprüfen zu können, haben verschiedene Institutionen Verhaltenskodizes und Leitlinien entwickelt. Diese behandeln Themen wie Arbeitsbedingungen, Umweltstandards und ethische Grundsätze. Diese Leitfäden sind nicht rechtsverbindlich, sondern Empfehlungen. 

© iStock.com/courtneyk

Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften wollen, finden in diesen Empfehlungen wertvolle Hilfe bei der Umsetzung von Maßnahmen etwa im Bereich Klimaschutz. Im November 2010 veröffentlichte die ISO zum Beispiel die Leitlinie ISO 26000. Zusätzlich gibt es zertifizierbare und validierbare Standards, die von unabhängigen Prüfstellen bewertet werden können.

Im folgenden Artikel finden Sie kurze Erklärungen zu den wichtigsten Regelwerken, Leitfäden, Normen und Standards, die Sie als Unternehmen auf Ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen.

Normen

Environment - Umwelt

Diese internationale Norm versetzt Organisationen in die Lage, Systeme und Prozesse aufzubauen, die zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung, einschließlich Energieeffizienz, Energieeinsatz und Energieverbrauch, erforderlich sind. Der systematische Ansatz liegt im Energiemanagementsystem der Organisation.

ISO 14001 ist eine internationale Norm für Umweltmanagementsysteme, die Organisationen dabei unterstützt, Umweltauswirkungen zu identifizieren, zu bewerten, zu steuern und kontinuierlich zu verbessern.

Seit seiner Einführung im Jahr 1993 ist das Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) ein freiwilliges europäisches Umweltmanagementsystem, das als Instrument zur Förderung nachhaltiger Entwicklung in der Wirtschaft und Verwaltung dient. EMAS gilt als das weltweit anspruchsvollste System für Umweltmanagement. 

Erfüllen Organisationen die hohen Anforderungen der europäischen EMAS-Verordnung

(EG) Nr. 1221/2009, werden sie mit dem EMAS-Logo ausgezeichnet. EMAS-Organisationen betreiben aus eigenem Antrieb ein nachhaltiges Umweltmanagementsystem, welches über die Anforderungen internationaler Normen hinausgeht. Sie unterwerfen sich zusätzlichen Qualitätskriterien und Überwachungsmechanismen. 

Wesentliches Merkmal von EMAS ist die Transparenz und regelmäßige Kontrolle. Staatlich beaufsichtigte, unabhängige Umweltgutachter:innen prüfen regelmäßig vor Ort die Einhaltung gesetzlicher Umweltvorschriften und der EMAS-Richtlinien. Eine Umwelterklärung informiert die Öffentlichkeit über die Verbesserungen im Umweltschutz, belegt mit jährlich aktualisierten Zahlen, Daten und Fakten. 

Die Vorteile des EU-Instruments für Unternehmen und Organisationen liegen darin, dass sie ihre Verantwortung für nachhaltiges Handeln sichtbar machen können. Durch die Kommunikation ihres Engagements nach innen und außen binden sie zudem Mitarbeitende, stärken ihr Image, schaffen Vertrauen und stellen ihre Organisation langfristig zukunftssicher auf. Rund 1.200 Unternehmen in Deutschland leisten durch EMAS bereits einen wirksamen Beitrag zum Umweltschutz. Seien auch Sie dabei!

Wer an EMAS teilnimmt,

  • erfasst systematisch die eigenen Umweltauswirkungen,

  • verbessert kontinuierlich die Umweltleistung,

  • senkt Kosten und steigert die Effizienz,

  • kann bestimmte Erleichterungen in Anspruch nehmen,

  • weist die Rechtskonformität nach,

  • vermittelt das eigene Engagement glaubwürdig nach außen und

  • aktiviert Mitarbeitende in ihrem persönlichen Einsatz für das Unternehmen oder die Organisation.

Die Zertifizierung nach ISO 14064 Teil 1 und 2 ermöglicht es Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen (THG) zu verifizieren und die THG-Bilanz auf Organisations- oder Projektebene zu verbessern. Eine Verifizierung oder Validierung durch Prüfer:innen von Quality Austria gewährleistet die Unabhängigkeit der Bewertungen und Berichte.

Die Norm ISO 14064 umfasst drei Teile:

Teil 1 legt die Anforderungen an die Entwicklung und den Aufbau von Treibhausgasinventaren auf Unternehmens- oder Organisationsebene fest.

Teil 2 enthält die Anforderungen an die Quantifizierung, Überwachung und Berichterstattung von THG-Emissionen und deren Reduzierung auf Projektebene.

Teil 3 beschreibt die Richtlinien und Anforderungen an die Durchführung einer Validierung, Verifizierung und Zertifizierung von THG-Informationen.

Die erste internationale Norm für nachhaltige Beschaffung wurde am 17. April 2017 veröffentlicht. ISO 20400 ist nicht zertifizierbar, sondern bietet Unternehmen und Organisationen – unabhängig von Größe, geografischer Lage und Branche – eine Orientierung zur Integration nachhaltiger Beschaffungspraktiken und -richtlinien (Lieferkette). Sie beschreibt Grundsätze der nachhaltigen Beschaffung und zeigt mögliche Wege zur Umsetzung auf.

Zu den sieben Prinzipien von ISO 20400 gehören eine verbesserte Unternehmensführung, Achtung der Menschenrechte, faire Arbeitspraktiken, der Schutz der Umwelt, faire Betriebspraktiken, die Einhaltung von Verbraucherschutzbestimmungen sowie die Förderung des Engagements und der Entwicklung der Gemeinschaft.

Social - Soziales

ISO 45001 konzentriert sich auf Managementsysteme für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA-MS). Die Norm enthält Anforderungen an Arbeitsschutzmanagementsysteme, mit deren Hilfe Organisationen ihre Arbeitsschutzrisiken lenken und ihre Leistung verbessern können. Die SGA-MS-Spezifikation kann von jeder Organisation angewendet werden. Alle in der ISO-45001-Spezifikation enthaltenen Anforderungen sind darauf ausgelegt, in ein SGA-MS integriert zu werden. In welchem Umfang sie verwendet werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Unternehmenspolitik der Organisation, der Tätigkeitsart, den Risiken und der Komplexität der Betriebsabläufe.

ISO 9001 ist eine internationale Norm für Qualitätsmanagementsysteme (QMS) und stellt ein gutes Fundament für Unternehmen dar. Sie legt die Anforderungen an ein effektives Qualitätsmanagementsystem fest und unterstützt Organisationen dabei, Kundenanforderungen und -erwartungen zu erfüllen, die Produkt- oder Dienstleistungsqualität zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

Die ISO-27001-Zertifizierung ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Informationssicherheit und zur Erfüllung von Compliance-Anforderungen. Unternehmen, die diese Zertifizierung anstreben, stellen sicher, dass ihre Informationssicherheit auf dem neuesten Stand ist und ihre Prozesse und Systeme den aktuellen Standards entsprechen.

Unternehmensführung

ISO 37301 ist eine internationale Norm, die Anforderungen an Compliance-Management-Systeme festlegt und Richtlinien für die Einrichtung, Entwicklung, Implementierung, Bewertung, Aufrechterhaltung und Verbesserung eines effektiven Compliance-Management-Systems innerhalb einer Organisation bereitstellt. 

ISO 37001 ist ein Zertifizierungsstandard für Antikorruptionsmanagementsysteme, der seit Oktober 2016 existiert und weltweit von 37 Ländern bestätigt wurde. Die Norm legt die Anforderungen an ein Antikorruptionsmanagementsystem fest und gibt Leitlinien für den Aufbau, die Implementierung und die Aufrechterhaltung des Systems, einschließlich Maßnahmen zur Überprüfung und Verbesserung. ISO 37001 kann sowohl in kleinen und mittleren Unternehmen als auch in Stiftungen, Verbänden, Behörden und internationalen Konzernen angewendet werden.

?

Weitere Normen und Leitfäden

ISO 26000 ist ein Leitfaden für Corporate Social Responsibility (CSR), der zeigt, wie Organisationen, Unternehmen und öffentliche Institutionen weltweit gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können. Die Norm wurde 2010 veröffentlicht. Im Gegensatz zu anderen ISO-Normen ist sie nicht zertifizierbar, sondern dient als freiwilliger Leitfaden für die Integration von sozialer Verantwortung in Unternehmensstrategien und -prozesse. Sie ist weltweit anwendbar, passt sich an unterschiedliche kulturelle und rechtliche Kontexte an und ist kompatibel mit Standards wie den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen und der Global Reporting Initiative (GRI). 

ISO 26000 richtet sich an Unternehmen, NGOs, Behörden und andere Organisationen unabhängig von Größe und Branche und unterstützt langfristige Nachhaltigkeit und Reputation.

Die Grundlage für die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung bilden gemäß der ISO-26000-Norm sieben Grundsätze:

  • Rechenschaftspflicht

  • Transparenz

  • Ethisches Verhalten

  • Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen

  • Achtung der Rechtsstaatlichkeit

  • Achtung internationaler Verhaltensstandards

  • Achtung der Menschenrechte

Auf diesen basierend wurden folgende sieben Kernthemen formuliert:

  • Organisation und Organisationsführung

  • Menschenrechte

  • Arbeitspraktiken

  • Umwelt

  • Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken

  • Konsumentinnen- und Konsumentenanliegen

  • Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft (ISO 2010: ISO 26000)

ONR 192500 – CSR-Managementsystem

Die ONR 192500, die auf Basis der ISO 26000 (Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung) entwickelt wurde, ist zertifizierbar und definiert inhaltliche Anforderungen an ein CSR-Managementsystem (Corporate Social Responsibility). Die Norm beinhaltet einen umfassenden Anhang zu spezifischen Themen wie Umwelt, Konsumentenfragen, Menschenrechte et cetera. Im Gegensatz zu vielen ISO-Normen hat der Anhang der ONR einen erläuternden Charakter und enthält zudem Muss- und Sollbestimmungen zu den einzelnen Themen. Die Mussbestimmungen sind beim Aufbau eines CSR-Managementsystems zwingend zu berücksichtigen, während die Sollbestimmungen Empfehlungen darstellen.

GRI-Standard – Global Reporting Initiative 

Der GRI-Standard (www.globalreporting.org/) bietet einen praxisorientierten Rahmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, der weltweit für Organisationen aller Art anwendbar ist. Dieser umfasst Bereiche wie Unternehmensorganisation sowie ökologische, ökonomische und soziale Leistungsindikatoren (wie Produktverantwortung, Arbeitspraktiken und Menschenrechte). Grundsätzlich zeigt ein Nachhaltigkeitsbericht die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens anhand relevanter Kennzahlen, Programme und Projekte auf. Dabei können alle drei Säulen der Corporate Social Responsibility (CSR) abgedeckt werden, inklusive Projekte, Ziele und Zukunftsaussichten.

Agenda 2030 und SDGs (Sustainable Development Goals)

Die Agenda 2030 ist das erste internationale Abkommen, in dem das Prinzip der Nachhaltigkeit⁠ mit Armutsbekämpfung sowie ökonomischer, ökologischer und sozialer Entwicklung verknüpft wird. Sie bietet einen international verbindlichen Rahmen und soll helfen, allen Menschen weltweit ein Leben in Würde zu ermöglichen. Die Transformation der Volkswirtschaften hin zu einer deutlich nachhaltigeren und inklusiveren Entwicklung soll vorangetrieben werden. Neben vielen anderen Ländern hat auch Österreich sich zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen bekannt.

Die Agenda 2030 umfasst 17 Ziele (SDGs – Sustainable Development Goals) und 169 Unterziele für nachhaltige Entwicklung, die soziale, ökologische und ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die Unterziele wiederum werden in 107 inhaltliche Ziele und 62 Umsetzungsziele eingeteilt. SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele – enthält nur Umsetzungsmaßnahmen.