
Bericht zur Exkursion Hall AG und Tirol Kliniken
Am 27. März 2025 erhielten die Projektpartner des klimaaktiv Netzwerks "klimafitte Betriebe" die Gelegenheit, im Rahmen einer Exkursion die Hall AG und die Tirol Kliniken GmbH näher kennenzulernen. Neben der Besichtigung stand ein Erfahrungsaustausch zwischen den teilnehmenden Unternehmen im Fokus.

Hall AG
Die Hall AG setzt bei der Strom- und Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien. Die Wärmeenergie wird über ein Fernwärmenetz verteilt und für die Warmwasseraufbereitung sowie Raumheizung genutzt. Die Exkursion ermöglichte Einblicke in das Zusammenspiel verschiedener Technologien – von Biomasse und Wärmepumpen bis hin zur Power-to-Heat-Anlage.
Biomasse-Heizkraftwerk
Die Hall AG betreibt zwei Biomasse-Kessel die zugleich Wärme und elektrischen Strom erzeugen. Durch den Einsatz einer hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung (ORC-Anlage) hinter dem Biomassekessel wird der eingesetzte biogene Brennstoff maximal genutzt – es entsteht gleichzeitig klimafreundliche Wärme und grüner Strom. Somit wird ein aktiver Beitrag zur nachhaltigen Energiezukunft geleistet.
Dank diverser Wärmetauscher-Stufen kann nahezu die gesamte Energie des Rauchgases genutzt werden. Das Heizkraftwerk nutzt bereits seit längerem Economiser zur Wärmerückgewinnung. Durch eine verbesserte Prozesssteuerung wurde die Energieeffizienz weiter optimiert, unter anderem durch eine mehrstufige Enthitzung und Rauchgaskondensation.
Die verbleibende Abwärme aus dem Rauchgas wird für den Betrieb von vier Wärmepumpen genutzt. Mit der eingesetzten Technologie und speziell entwickelten Wärmetauscherstufen, die das Rauchgas auf die richtige Temperatur senkt, kann fast die gesamte darin enthaltene Energie genutzt werden. So werden jährlich bis zu 18.000 MWh Energie gewonnen und der CO2-Ausstoß um 2.200 Tonnen verringert. Vier Mitteltemperatur-Wärmepumpen mit Frequenzregelung ermöglichen eine stufenlose Leistungsanpassung und bilden das Kernstück der Rauchgaskondensation
Kennzahlen Biomasse-Heizkraftwerk:
- Wärmeabgabe in das Fernwärmenetz: circa 120.000 MWh
- Stromerzeugung: circa 7.500 MWh
- Verbrauch: circa 120.000 Schüttraummeter Hackgut jährlich
- Kundenversorgung: circa 1.000 Anschlüsse
Kennzahlen Wärmepumpen:
- Jährliche Energieproduktion: circa 18.000 MWh
- CO2-Einsparung: 2.200 Tonnen pro Jahr
Power-to-Heat-Anlage
Die 2024 fertiggestellte Power-to-Heat-Anlage nutzt einen Elektrodenheizkessel mit 20 MW Leistung zur Erzeugung von Wärme anhand von Nutzung der überschüssigen elektrischen Energie, sogenannter Regelenergie. Die entstehende Wärme wird in einem 1.400 m³ großen Speicher gesammelt und ins Fernwärmenetz eingespeist.
Technische Daten zur Power-to-Heat-Anlage
- Betrieb: Nutzung von Sekundärregelenergie
- Jährliche Betriebsstunden: circa 1.000
- Leistung: 20 MW (innerhalb von 3 Minuten abrufbar)
- Speichervolumen: 1.400 m3, entspricht 85.000 kWh Wärmeleistung
- Nennspannung Elektrodenkessel: 1o kV
Diese Technologie stabilisiert das Stromnetz, erhöht die Versorgungssicherheit und ermöglicht die Speicherung von überschüssiger erneuerbarer Energie in Form von Wärme. So können Abregelungen von Windkraftanlagen vermieden und die Wärme effizient genutzt werden.

„Die HALLAG Kommunal GmbH verfolgt konsequent ihren Weg in Richtung klimafreundlicher Zukunft und setzt dabei auf den Ausbau erneuerbarer Wärmeerzeugung. Durch die intelligente Bündelung nachhaltiger Technologien wie Biomasse, Wärmepumpen und Power-to-Heat am Standort entsteht ein flexibles, emissionsfreies Wärmekonzept, das nicht nur den ökologischen Fußabdruck deutlich reduziert, sondern aktiv zur Energiewende beiträgt”
Tirol Kliniken GmbH
Am Nachmittag wurde die Energiezentrale des Landeskrankenhauses (LKH) Hall in Tirol besichtigt. Die tirol kliniken sind seit 2019 Teil des Netzwerks "klimafitte Betriebe" und setzen konsequent Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs um. Die Gruppe der tirol kliniken umfasst die Landeskrankenhäuser Innsbruck, Hall in Tirol mit angeschlossener Landespflegeklinik und Hochzirl-Natters sowie weitere Tochtergesellschaften.
Seit 2015 erfolgt die Energieversorgung des Standorts Hall in Tirol nahezu vollständig ohne fossile Energieträger. Das Chirurgiezentrum wird mit Wärmepumpen beheizt, welche über das Grundwasser von drei Tiefbrunnen versorgt werden. Das Gebäude wird über diese Brunnen aber nicht nur geheizt, sondern auch gekühlt.
Energiequellen LKH Hall in Tirol
- Biogene Fernwärme
- Kühlung mit Brunnenwasser (aktivierte Estriche sowie Lüftung)
- Grundwasserwärmepumpen (1.500 kW Leistung)
- Thermische Solaranlagen (375 kW)
- Photovoltaikanlagen (573 kWp Eigenstromproduktion)
- Netzstrom 100 Prozent Erneuerbar (75 Prozent Anteil aus Österreich)
- Seit 2016: Einsatz von Elektrotransportern für die Logistik
- Test: Lüftungsanlage mit adiabater Kühlung
Energieoptimierung im Bildungsstandort Hall
Seit 2014 erfolgt die Wärmeversorgung über biogene Fernwärme. Durch den Ausbau der Photovoltaikleistung auf 267 kWp und optimierte Wärmerückgewinnungen in den Lüftungsanlagen konnte der Fremdenergiebezug gesenkt werden. Eine therm. Solaranlage mit 105 kW sorgt für eine umweltfreundliche Warmwassererzeugung im Campushotel.

„Das Brunnenwasser wird zur Kühlung verwendet, und das leicht vorgewärmte Wasser verwenden dann die Wärmepumpen und entziehen daraus wieder die Energie, und das abgekühlte Wasser wird dann wieder zurückgegeben an das Erdreich. Es ist also ein schöner Kreislauf, wo wir die Temperatur kaum verändern, aber Energie gewinnen, um Wärme für die Heizung aber auch das Warmwasser zu erzeugen.”
Kennzahlen Tirol Kliniken GmbH
- Mitarbeiter:innen: 8.550
- Operative Einzelleistungen pro Jahr: 65.800
- Stationäre Behandlungen: 100.000
- Ambulante Behandlungen: 1,8 Millionen
Energieentwicklung (2010 bis 2024)
- Bruttogeschossfläche: plus 30 Prozent
- Spezifische CO2-Reduktion: minus 55 Prozent (kg/m2)
- Spezifischer Energieverbrauch: minus 30 Prozent (kWh/m²)
- Photovoltaikleistung: 1.500 kWp (Stand 2024)