"Klima-Mythen auf der Spur"
Österreichs Beitrag zum Klimaschutz ist wichtig, China hin oder her
Öfters hören wir das Argument „Aber warum sollen wir in Österreich was machen, wenn China nichts tut?“. Dieses Argument ist eine typische Ablenkungstaktik. In unserer Serie „Klima-Mythen auf der Spur“ zeigt Jungjournalist Jannik Hiddeßen, warum wir in Österreich trotzdem handeln müssen.
Österreich und China haben ähnlich hohe Emissionen pro Kopf
Beim Klimathema auf andere Länder zu verweisen ist eine typische Ablenkungstaktik. Es stimmt, kein anderes Land der Erde stößt mehr CO2 aus als China. Rund 31 Prozent aller Emissionen kamen 2024 aus der Volksrepublik. Dem Land kommt daher eine besondere Verantwortung für den Klimaschutz zu, Maßnahmen in Österreich sind deshalb aber nicht weniger wichtig.
Die Statistik kippt nämlich, wenn man sich anschaut, wie viel CO2 pro Kopf ausgestoßen wird. Dabei führen ölfördernde Staaten wie Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate das Feld an. China hingegen bewegt sich mit 8,05 Tonnen pro Kopf und Jahr zwischen Österreich (7,24 Tonnen) und Deutschland (8,09 Tonnen). Das liegt auch am westlichen Lebensstandard, der mit hohen Emissionen einhergeht.
Ein großer Teil von Chinas Emissionen entsteht durch unser Kaufverhalten
Außerdem gibt es eine laufende Diskussion darüber, wem gewisse Emissionen überhaupt zugerechnet werden können. China und andere Länder des Globalen Südens wurden lange als „verlängerte Werkbank“ des Westens gesehen und produzieren immer noch einen großen Teil unserer Konsumgüter. Nur aus Deutschland importierte Österreich 2024 mehr Waren als aus China. Ein entscheidender Teil der chinesischen Emissionen entsteht so durch die Nachfrage europäischer Märkte, also ebenfalls durch uns in Österreich.
Auch China bewegt sich
Letztlich entspricht auch die Vorstellung, China würde nichts gegen die Klimakrise unternehmen, nicht der Wahrheit. Kein Land baut die erneuerbaren Energien derzeit schneller aus als die Volksrepublik. Im Jahr 2024 hat das Land mehr neue Solaranlagen gebaut, als es in den USA insgesamt gibt.
Das Land ist natürlich bei Weitem kein Musterbeispiel. Trotz des Erneuerbaren-Booms steigen seine Emissionen bisher weiter an, da noch immer viel Kohle verbrannt wird. Doch die chinesischen Verhältnisse als Vorwand zu nutzen, um Klimaschutz in Österreich entgegenzuwirken – das geht nicht auf. Forschende gehen davon aus, dass Chinas Emissionen 2025 erstmals fallen könnten.
Alle müssen anpacken für den Klimaschutz
Drehen wir den Spieß einmal um: Der größte Teil der Emissionen, knapp 70 Prozent, kommt nicht aus China. Fasst man die EU zusammen, stehen wir in der Liste übrigens an vierter Stelle, gleich hinter den USA und Indien. Viele Klimaschutzmaßnahmen werden auf EU-Ebene entschieden. Die ganze Verantwortung auf den größten Emittenten zu schieben, bringt uns nicht weiter. Denn selbst wenn China morgen klimaneutral werden würde, wären wir nicht gerettet. Um die Erderhitzung einzudämmen, müssen alle Länder zusammenarbeiten.
Klima-Mythen auf der Spur
Dieser Text ist Teil der Reihe "Klima-Mythen auf der Spur" in der wir Artikel der Klimajournalismus-Redaktion Klimareporter.in veröffentlichen.
Noch immer geistern im Diskurs um den Klimaschutz viele Mythen und Falschinformationen herum. Die jungen Journalist:innen von Klimareporter.in gehen der Sache auf den Grund. Sie finden heraus, was an den Argumenten dran ist und liefern dir die wichtigsten Fakten, um Klimamythen zu entkräften. Schreib uns gerne, welchen Mythos die Klimareporter:innen als nächstes aufklären sollen klimadialog@energyagency.at