Impulse für Wandel und Dialog
Klimakommunikation neu denken
Wenn wir Klimaschutz durch Kommunikation voranbringen wollen, müssen wir analysieren, was Menschen davon abhält, sich klimafreundlich zu verhalten, und was ihnen helfen würde, um aktiv zu werden. Es gilt zu verstehen, wie Klimaschutzmaßnahmen rasch in die Breite getragen werden können und welche Rolle Kommunikation dabei spielen kann.
Die Fakten sprechen nicht für sich
Lange Zeit gingen Klimakommunikator:innen davon aus, dass der notwendige Wandel in der Gesellschaft vor allem durch ein Wissens- oder Informationsdefizit verhindert wird. Wenn Menschen sich nicht klimafreundlich verhalten, dann vor allem deshalb, weil sie noch nicht genug über die Klimakrise wüssten. Hätten sie mehr Informationen, würden sie ihr Verhalten entsprechend anpassen und Klimaschutz konsequent umsetzen, so die damals gängige Meinung. Diese These, das sogenannte Informationsdefizit-Modell, hat sich als falsch erwiesen.
Tatsächlich zeigen Umfragen, dass das Bewusstsein für die Klimakrise und die allgemeine Betroffenheit in allen Ländern der Welt hoch sind. Dennoch klaffen Wissen und Handeln oft weit auseinander. Nicht selten haben gerade jene Bevölkerungsgruppen, die sich selbst als umweltbewusst einschätzen, einen besonders hohen CO2-Fußabdruck. Auch die zunehmend spürbaren Folgen der Klimakrise führen nicht automatisch zu einer höheren Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen.
Tipp
Kluft zwischen Wissen und Handeln
Die Gründe dafür, dass viele Menschen dem Klimaschutz nicht die Priorität einräumen, die die Dringlichkeit der Klimakrise eigentlich erfordert, sind vielfältig. Als globales Problem löst die Klimakrise oft Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Wir glauben nicht, dass unser Handeln wirklich einen Unterschied macht, im Guten wie im Schlechten: Wenn wir uns anstrengen, scheinen unsere Bemühungen vergeblich zu sein. Wenn wir nichts tun, können wir immer auf größere Emittenten verweisen.
Zudem sind viele Prozesse und Strukturen unserer Gesellschaft auf fossile Energieträger ausgerichtet, sodass wir als Einzelne schnell an unsere Grenzen stoßen, wenn wir Klimaschutz innerhalb dieser Strukturen konsequent umsetzen wollen. Scheinbar allein gegen den Strom zu schwimmen ist nicht nur anstrengend, sondern oft auch mit hohen Kosten und großem Aufwand verbunden.
Klimaschutz als gemeinschaftliche Aufgabe
Damit klimafreundliches Verhalten zur Norm wird, müssen die Strukturen unserer Gesellschaft nachhaltig gestaltet werden: Zum einen gilt es, Energieversorgung, Wirtschaft, Industrie und Verkehr von Erdöl, Kohle und Erdgas unabhängig zu machen und effizienter zu gestalten. Auch das Ernährungssystem muss auf nachhaltige Proteinquellen umgestellt werden, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und Böden und Biodiversität zu schützen.
Klimaschutz ist also weit mehr als eine individuelle Aufgabe, sondern erfordert das Engagement und die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure: Politik, Verwaltung, Unternehmen, Energieversorger, Landwirtschaft, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Zivilgesellschaft, Medien, Kunst, Kultur und viele mehr. Auch wenn Macht, Verantwortung und Einfluss ungleich verteilt sind, kann auf allen Ebenen gesellschaftlicher Wandel vorangetrieben werden.
Klimakommunikation: Weit mehr als Bewusstseinsbildung
Versteht man Klimaschutz als gemeinschaftliche Herausforderung, ist Klimakommunikation vor allem eine Einladung zum Dialog: Menschen sollen ermutigt werden, sich in die Klimadebatte einzubringen und ihre persönlichen Hebel für den Klimaschutz zu nutzen. Ein motivierendes Konzept ist hier der „Handabdruck“: Statt nur zu versuchen, unseren negativen Einfluss auf Umwelt und Klima zu verringern, können wir in unserem Einflussbereich nachhaltige Strukturen schaffen, die es auch anderen Menschen leichter machen, sich klimafreundlich zu verhalten.
Darüber hinaus ist es wichtig, Akzeptanz für notwendige Maßnahmen zu schaffen und diese sichtbar zu machen. Oft wissen wir gar nicht, wie groß die Zustimmung unserer Mitmenschen zum Klimaschutz ist, weil wir selten darüber sprechen und die Klimadebatte von wenigen lautstarken Gegenstimmen dominiert und als sehr polarisiert wahrgenommen wird.
Warum Fakten trotzdem wichtig sind
Die Klimakrise kommuniziert sich also nicht von selbst. Es bedarf einer konstruktiven und empathischen Kommunikation, die Aufmerksamkeit erzeugt, Interesse weckt, Akzeptanz für Maßnahmen schafft und Menschen motiviert und befähigt, sich für den Klimaschutz zu engagieren.
Auch wenn Bewusstseinsbildung nicht automatisch zu Verhaltensänderungen führt, kommt Klimakommunikation nicht ohne die Vermittlung von Faktenwissen aus: Schließlich geht es darum, eine informierte und konstruktive öffentliche Debatte darüber zu führen, wie wir als Gesellschaft auf die Klimakrise reagieren sollen.
Tipp:
Fachliche Einordnung bieten Fachleute von Organisationen wie Climate Change Center Austria (CCCA) zu Klima- und Klimafolgenforschung, die Österreichische Energieagentur und klimaaktiv zu Fragen der Energiewende, der Klima- und Energiefonds zu Themen wie Klimawandel und Energiewende oder auch das Umweltbundesamt als größte Umweltfachinstitution Österreichs.