Wirtschaftsfaktor Gehen: Studie zeigt hohen volkswirtschaftlichen Nutzen des Fußverkehrs
Wer sich zu Fuß in einem Ort oder einer Stadt bewegt, hat einen positiven Einfluss auf die Volkswirtschaft. Der Wert des Gehens steht dabei auf einer Stufe mit jenem des Online-Handels. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Technischen Universität Wien.
Wissenswertes
Gehen im Alltag schafft so viel Wert wie der Online-Handel.
Gehen und Wandern sichern insgesamt rund 45.000 Arbeitsplätze.
1,4 Milliarden Euro fließen jährlich durch den Fußverkehr an Steuern zurück.
In der aktuellen Studie „Wirtschaftsfaktor Gehen“ wird das Zufußgehen in Österreich quantitativ erfasst und mit Wirtschaftsbranchen verglichen. Damit kann erstmals der Wert des Fußverkehrs monetär gemessen werden. Dieser drückt sich vor allem in Bruttowertschöpfung, Beschäftigung und Fiskaleffekten aus.
Die Studie wurde von der Technischen Universität Wien im Auftrag von klimaaktiv mobil durchgeführt. Als Bezugsjahr wurde das Jahr 2019 gewählt. Berechnet wurden die Effekte des Gehens im Alltag und in einem zweiten Schritt auch des Gehens sowie des Spazierens und Wanderns in der Freizeit. Sportliche Aktivitäten wie Joggen wurden ausgeklammert. Externe Effekte, insbesondere solche, die mit der positiven Wirkung auf die Gesundheit oder mit der geringeren Umweltbelastung zusammenhängen, sind in dieser Studie nicht enthalten. Diese wären jedoch im Rahmen weiterer Forschungsarbeiten von Interesse.
Gehen im Alltag in etwa so stark wie der Online-Einzelhandel
Das Gehen betrifft eine Vielzahl von Branchen: Vom Schuh- und Bekleidungsgroßhandel bis hin zum Tiefbau für den Bau von Gehwegen. Insgesamt erreichte der Fußverkehr im Jahr 2019 damit eine Bruttowertschöpfung von 563,7 Millionen Euro. Im Alltag erreichte der Fußverkehr eine Bruttowertschöpfung, die dem Online-Einzelhandel (534,1 Mio. Euro) oder mehr als dem jährlichen Umsatz der österreichischen Tankstellen (429,1 Mio. Euro) entsprach.
Zählt man die Freizeitaktivitäten Wandern und Spazieren dazu, ergibt sich eine Bruttowertschöpfung von 3.296,5 Millionen Euro. Jeder 108. Euro, der in Österreich 2019 erwirtschaftet wurde, war somit auf das Gehen und Wandern zurückzuführen. Das entspricht einem Wert, der mit der Herstellung von Kraftfahrzeugen (3.468,0 Mio. Euro), dem Tiefbau (2.776,8 Mio. Euro) oder der chemischen Industrie (2.767,2 Mio. Euro) vergleichbar ist.
Gehen sichert zahlreiche Arbeitsplätze
Für 2019 gilt: Das Gehen hat in Österreich eine große Bedeutung für die Beschäftigung. Dazu zählen Branchen wie der Gartenbau, der Einzelhandel, das Tiefbauwesen und zu einem großen Teil auch das Beherbergungswesen, wenn man das Gehen in der Freizeit in die Berechnung einbezieht.
Jeder 733. Arbeitsplatz in Österreich ist direkt auf das Gehen zurückzuführen, jeder 86. Arbeitsplatz, wenn man das Wandern und Spazieren in der Freizeit berücksichtigt. Insgesamt finden 45.000 Personen durch Gehen und Wandern einen Vollzeit-Arbeitsplatz, das entspricht 1,16 Prozent aller Erwerbstätigen in Österreich. Werden indirekte und induzierte Effekte hinzugerechnet, beträgt die totale Beschäftigung sogar 55.986 Arbeitsplätze. Davon profitiert auch der Fiskus, denn knapp 1,4 Milliarden Euro fließen dadurch jährlich an Steuern und Abgaben an die Gebietskörperschaften und Sozialversicherungsträger retour.