Wie geht konstruktiver Klimajournalismus?
Was jetzt? Das ist die entscheidende Frage, wenn es um die Energie- und Mobilitätswende geht. Medien, die die klassischen W-Fragen um genau diesen Blickwinkel erweitern, sind Teil der Lösung. Wir erklären das Konzept des „konstruktiven Klimajournalismus“.
Wann? Wo? Was? Wer? Wie? Warum? – Was jetzt? Konstruktiver Klimajournalismus beleuchtet nicht nur Ursachen, Verursacher:innen und Auswirkungen der Klimakrise, sondern zeigt auch konkrete Handlungsoptionen auf. Aufgabe der Journalist:innen ist es dabei nicht, selbst Lösungen zu finden, sondern fundiert zu recherchieren und verschiedene Perspektiven aufzuzeigen: Wo stehen wir heute beim Klimaschutz? Welche Maßnahmen sind jetzt notwendig, um unsere Lebensgrundlagen zu sichern? Welche Ansätze sind erfolgversprechend und sinnvoll – und welche nicht? Wo wird Klimaschutz bereits erfolgreich praktiziert? Wer sind die Menschen und Organisationen, die sich dafür engagieren? Konstruktiver Klimajournalismus überschreitet Ressortgrenzen, um systemische Zusammenhänge sichtbar zu machen und Probleme mit konkreten Lösungsansätzen zu verbinden.
Die wichtige Frage lautet: Was jetzt?
Berichte über die Erderwärmung lassen die meisten Menschen nicht kalt. Das liegt nicht unbedingt an der Berichterstattung an sich, sondern an den Inhalten, die zu Recht Angst, Wut, Trauer und ein Gefühl von Hilflosigkeit auslösen. Wenn wir mit diesen Gefühlen nicht angemessen umgehen können, kann dies unter anderem dazu führen, dass wir Nachrichten aktiv meiden (Stichwort: Nachrichtenmüdigkeit) und uns in eine sogenannte „erlernte Hilflosigkeit“ zurückziehen: Wir versuchen nicht mehr, Probleme zu lösen, sondern widmen uns weniger belastenden Themen. Konstruktiver Journalismus versucht, diese Negativspirale zu durchbrechen: „Über Probleme reden schafft Probleme, über Lösungen reden schafft Lösungen“, bringt es die Neurowissenschaftlerin Maren Urner im klimaaktiv-Webinar auf den Punkt.
Auch unabhängig von psychologischen Überlegungen ist eine konstruktive Berichterstattung wichtig. Umfragen zeigen immer wieder, dass die Besorgnis über die Klimakrise weltweit hoch ist. Uneinigkeit herrscht jedoch bei der Frage „Was jetzt?“, also bei der Wahl der notwendigen Maßnahmen. In Demokratien sollte dieser Prozess offen und kontrovers diskutiert werden, doch die Verbreitung von Falschinformationen und Verzögerungsdiskursen erschwert die öffentliche Debatte. Den Medien kommt daher eine besondere Verantwortung zu, Maßnahmenvorschläge kritisch einzuordnen, Wissen zu vermitteln und Orientierung zu geben.
Klima-Kodex:
Im Mai 2023 hat das Netzwerk Klimajournalismus Österreich gemeinsam mit Journalist:innen aus verschiedensten Redaktionen in Österreich eine Leitlinie für eine angemessene, klare und konstruktive Klimaberichterstattung erarbeitet. Mit dem Klima-Kodex soll das Bewusstsein rund um die Klimakrise in Medien und Gesellschaft gestärkt werden. Ziel ist es, den Kodex in die redaktionellen Leitlinien und redaktionsinternen Diskussionen aufzunehmen, um so auch dem gesteigerten Interesse des Publikums in diesem Bereich nachzukommen. Der Kodex ist an die Klimacharta angelehnt, eine Kooperation der Klimajournalismus-Netzwerke in Deutschland und Österreich, die länderübergreifend von über 450 Journalist:innen unterzeichnet wurde.
Nähere Infos zum Klima-Kodex gibt es hier.