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Auf was beim Stromanbieterwechsel zu achten ist.

Steigende Stromkosten – was dahintersteckt und was Sie tun können

Die Strompreise in Österreich werden 2025 deutlich steigen. Gründe dafür sind das Auslaufen staatlicher Entlastungen, die Rückkehr von Steuern und Abgaben sowie höhere Kosten für den Ausbau der Stromnetze. Was das für Sie bedeutet, und welche Entwicklungen dahinterstecken, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Auf was beim Stromanbieterwechsel zu achten ist.

Das erwartet Sie

Zusammensetzung der Kosten

Ihre Stromkosten setzen sich zusammen aus: Energiepreis, Netztarif sowie Steuern und Abgaben.

Energiesparmaßnahmen

Sie können rund vier Fünftel Ihrer Stromkosten durch Ihr Verbrauchsverhalten selbst beeinflussen.

Stromtarifwechsel

Die Hälfte der österreichischen Haushalte hat ihren Stromtarif noch nie gewechselt.

Sie haben sicher schon gehört, dass die Strompreise in diesem Jahr höher ausfallen als im letzten Jahr. Wir haben die Situation genauer unter die Lupe genommen. Um die aktuelle Situation zu verstehen, ist es gut zu wissen, wie sich die Preise auf Ihrer Stromrechnung zusammensetzen. 

Strom kostet Geld. Diese Kosten setzen sich aus drei Teilen zusammen: dem Energiepreis, den Netzkosten sowie Steuern und Abgaben. Der Energiepreis ist vom Anbieter abhängig. Sie können den Anbieter und Tarif wechseln, um den Preis zu verändern. Die Netzkosten werden von der Regulierungsbehörde E-Control für das Folgejahr festgelegt und ist je nach Bundesland unterschiedlich. Er kann somit von Verbraucher:innen nicht frei gewählt werden. Dazu kommen Steuern und Abgaben, zum Beispiel die Elektrizitätssteuer oder die Umsatzsteuer.

Es kann sein, dass Sie bei Ihrem aktuellen Anbieter eine gemeinsame Rechnung für die Energiekosten und die Netzkosten bekommen. Achten Sie bei Ihrer nächsten Rechnung auf die Kostenaufstellung. Es kann aber auch sein, dass Sie zwei Rechnungen bekommen, nämlich eine von Ihrem aktuellen Anbieter für die Energiekosten und eine gesonderte vom Netzbetreiber für die Netzkosten.

Es ist üblich, die Energiekosten in Teilzahlungen vorauszuzahlen. Das funktioniert so: Der Stromanbieter schätzt ab, wie hoch die Rechnung am Ende des Jahres voraussichtlich sein wird und nennt Ihnen einen sogenannten Teilzahlungsplan. Für die Schätzung verwendet er Ihren letzten Stromverbrauch und den Tarif, den Sie pro Kilowattstunde bezahlen. Sie zahlen also monatlich eine Summe an. Abgerechnet wird der tatsächliche Verbrauch schließlich erst am Jahresende. Von den Gesamtkosten werden nun alle bisherigen Teilzahlungen abgezogen. Übrig bleibt eine Nachzahlung oder − im besseren Fall − eine Gutschrift.

Ein Grund für die höheren Strompreise ist das Auslaufen der sogenannten Strompreisbremse. Diese hat bisher dafür gesorgt, dass der Preis für Strom für einen Verbrauch von 2.900 kWh Strom pro Jahr auf maximal 10 Cent pro Kilowattstunde begrenzt war. Außerdem entfällt der Stromkostenergänzungszuschuss (SKEZ), den Haushalte mit mehr als drei Personen erhalten haben, und der Netzkostenzuschuss für einkommensschwache Haushalte. Sie müssen ab 2025 also Ihre Energiekosten wieder vollständig tragen. 

Strompreisbremse, Stromkostenergänzungszuschuss und Netzkostenzuschuss wurden 2022 vom Bund eingeführt, um die Haushalte während der Energiekrise bei ihren Stromkosten zu entlasten. Da die Großhandelspreise für Strom nun wieder gesunken sind, wurde die Förderung nicht verlängert. Die Stromanbieter sollen die niedrigeren Preise an die Konsument:innen weitergeben. Zudem werden einige Steuern und Abgaben, die in den letzten Jahren ausgesetzt oder gesenkt wurden, 2025 wieder fällig. Das betrifft die Erneuerbaren-Förderkosten und die Elektrizitätsabgabe, auf welche wir hier jedoch nicht genauer eingehen werden.

Auch die Netzkosten sind höher als vergangenes Jahr − im Schnitt um etwa 23 Prozent. Das liegt zum einen daran, dass aktuell viel Geld in das Stromnetz investiert werden muss, damit es auch in Zukunft stabil bleibt. Zum anderen schlagen auch hier die Mehrkosten durch die Inflation auf. Insgesamt wird außerdem weniger Strom aus dem Netz bezogen, weil Konsument:innen weniger verbrauchen, eventuell weil sie selbst Strom produzieren, zum Beispiel mit Photovoltaikanlagen. Dadurch müssen die höheren Kosten auf die weniger verbrauchte Strommenge verteilt werden, was den Preis pro Kilowattstunde (kWh) steigen lässt. Die Gebühren für das Stromnetz sind je nach Bundesland unterschiedlich hoch. Das liegt daran, dass die Regionen geografisch unterschiedlich sind und mehr oder weniger in den Ausbau des Stromnetzes investiert wird.

Tabelle: Stromnetzentgelte ab 2025 (bei einem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 3.500 kWh)

Region

Netzentgelte in Cent/kWh (exklusive Umsatzsteuer)

Veränderung zum Vorjahr (inklusive Umsatzsteuer)

Durchschnitt Österreich

9,28

23,1 %

Kleinwalsertal

21,91

22,4 %

Kärnten

11,78

14,8 %

Steiermark

10,89

29,2 %

Niederösterreich

10,02

32,2 %

Innsbruck

9,86

2,9 %

Wien

9,47

31,6 %

Klagenfurt

9,39

22,9 %

Salzburg

9,34

13,7 %

Burgenland

8,63

23,7 %

Oberösterreich

8,16

25,8 %

Tirol

7,81

7,8 %

Graz

7,49

-4,5 %

Vorarlberg

7,06

19,0 %

Linz

7,07

18,9 %

Quelle: E-Control

Was kann ich gegen die erhöhten Strompreise tun?

Die gute Nachricht: Da die Großhandelspreise, zu denen die Anbieter den Strom einkaufen, gesunken sind, wird die Verringerung auch bei den Strompreisen für die Haushalte ­zu spüren sein. Um davon zu profitieren, sollten Sie Ihren Stromanbieter wechseln. Keine Sorge, dazu müssen Sie nur wenige Klicks machen. Hören Sie also nicht auf Ihren „inneren Schweinehund“, der sagt, dass ein Tarifwechsel sich nicht lohnt. Sie können viel Geld sparen. Wechseln ist einfach und dauert nur ein paar Minuten. Haushalte, die noch nie oder vor mindestens zwei Jahren den Stromanbieter gewechselt haben, sollten unbedingt einen Tarifvergleich machen. Sie profitieren von einem Wechsel am stärksten! 

Praxisbeispiel – Vergleich Stromtarife 

Wir gehen von einem durchschnittlichen österreichischen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh aus. Anhand von fiktiven Beispielen sehen Sie, wie viel Geld Sie durch einen Wechsel sparen können. Die Netzkosten und Abgaben sind unabhängig vom Tarif gleich und werden daher nicht verglichen.

Tarif 1: 41,40 €/Jahr (Grundpauschale) + 0,15 €/kWh (Arbeitspreis, Preisgarantie und Bindung für 12 Monate) bedeutet für 3.500 kWh Jahresverbrauch 566,40 € Energiepreis. 

Tarif 2: 60,00 €/Jahr (Grundpauschale) + 0,10 €/kWh (Arbeitspreis, Preisgarantie und Bindung für 12 Monate) bedeutet für 3.500 kWh Jahresverbrauch 410,00 € Energiepreis. 

Der zweite Tarif bringt also im Vergleich zum ersten eine Ersparnis von über 150 € im Jahr, obwohl sich der Arbeitspreis pro kWh um nur 5 Cent unterscheidet.

So einfach ist der Tarifwechsel

Die einzige Voraussetzung für den Tarifwechsel: Sie haben keine Bindung mehr bei Ihrem aktuellen Energieanbieter. Das heißt: Die Mindestvertragslaufzeit (falls eine vereinbart wurde) ist schon erreicht oder überschritten. Diese Information finden Sie auf Ihrem Vertrag. 

Überlegen Sie, welcher Tarif für Sie am besten ist. Floater-Tarife – das sind variable Preise – sind anfälliger für Preisschwankungen. Das heißt, sie können während eines Jahres steigen, aber auch sinken. Sie werden allerdings aufgrund der Energiewende immer wichtiger. Mehr Informationen dazu gibt es unter Strom smart nutzen: Wann sich dynamische Stromtarife lohnen. Tarife mit Preisgarantie sind etwas teurer als Floater-Tarifebieten aber Sicherheit bei Preissteigerungen.

Bleiben Sie wachsam und wechseln Sie Ihren Tarif regelmäßig, am besten alle zwölf Monate. Es gibt teils großzügige Angebote für Neukund:innen beziehungsweise Wechselprämien. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Rabatte können sehr hoch ausfallen, gelten aber in der Regel nur für das erste Jahr. Außerdem wird der Rabatt häufig erst im Nachhinein mit der Jahresabrechnung abgezogen, wodurch Ihre Teilbeträge nicht sofort niedriger sind. Wenn Sie nicht immer wieder den Tarif wechseln wollen, achten Sie lieber auf den Preis pro Kilowattstunde beziehungsweise vergleichen die Preise über mehrere Jahre.

Am einfachsten gelingt der Vergleich von Tarifen online (zum Beispiel E-Control Tarifkalkulator, durchblicker.at). Geben Sie Ihre Daten ein, und in wenigen Sekunden werden Ihnen passende Angebote angezeigt. 

Sie brauchen dafür vier Informationen, die Sie alle auf Ihrer letzten Jahresabrechnung finden:

  • den aktuellen Stromanbieter,

  • den aktuellen Tarif,

  • die Zählpunktnummer Ihres Stromzählers und

  • Ihren letzten jährlichen Stromverbrauch.

Notieren Sie sich zuerst den Namen Ihres aktuellen Stromanbieters und den Namen des Tarifs, den Sie abgeschlossen haben. Das brauchen Sie, um zu vergleichen, ob und wie viel Sie mit einem Wechsel einsparen. Die Zählpunktnummer Ihres Stromzählers benötigen Sie für die Anmeldung bei einem neuen Energieversorger. Für einen Preisvergleich und eine gute Einstufung der Teilbeträge sollten Sie unbedingt auch Ihren jährlichen Verbrauch kennen. Diesen finden Sie auf Ihrer letzten Jahresabrechnung. Falls Sie diese Rechnung nicht bei der Hand haben, können Sie sie meist unkompliziert bei Ihrem aktuellen Stromanbieter anfordern. Zusätzlich finden Sie im Bereich „Stromsparen“ eine Übersicht mit dem durchschnittlichen Stromverbrauch je Haushaltsgröße.

Sie können auch angeben, dass Sie zum Beispiel nur Ökostrom oder Strom aus Österreich wollen. Für Ökostrom achten Sie auf das Umweltzeichen UZ46. Wieso das Sinn macht, erklären wir im Artikel „Wie Sie mit der Wahl des Stromanbieters das Klima schützen“.

Ein Wechsel vor Ende der Mindestlaufzeit ist möglich, wenn der Anbieter seine Preise erhöht. Das muss er schriftlich mitteilen und Sie können widersprechen. Dann muss der Stromanbieter Ihnen drei Monate Zeit geben, um zu wechseln. In dieser Zeit wird der Preis ohne Erhöhung verrechnet. 

Gut zu wissen: Der Wechsel dauert maximal drei Wochen (dazu sind die Anbieter verpflichtet). Sie müssen für den Wechsel nichts bezahlen. Die Kündigung des alten Vertrags übernimmt der neue Anbieter mit Ihrer Vollmacht.

Strom sparen ist aktueller denn je

Der größte Teil Ihrer Stromkosten hängt davon ab, wie viel Strom Sie verbrauchen. Gerade jetzt bleibt Ihnen mehr Geld im Börserl, wenn Sie ein paar einfache Tipps zum Stromsparen beachten. 

Gut zu wissen: Unter „Stromsparen“ haben wir eine große Sammlung an Energiespartipps für Sie zusammengetragen. Durchstöbern und umsetzen lohnt sich!

Unterstützung im Ernstfall

Wenn die Energiekosten steigen, gibt es einige Möglichkeiten, um Unterstützung zu bekommen. Wir haben für Sie Informationen und Adressen gesammelt. 

Schauen Sie sich in Ihrem Umfeld um: Gibt es in Ihrer Familie, Ihrem Freundeskreis oder in der Nachbarschaft Menschen, denen diese Hilfe zustehen könnte? Viele wissen nicht, dass es diese Angebote gibt. Oder sie glauben nicht, dass sie Anspruch darauf haben. 

Die aktuell wichtigsten Unterstützungsleistungen:

Beratungsstellen

Falls Sie Ihre Stromrechnung nicht bezahlen können, wenden Sie sich am besten sofort an Ihren Stromanbieter. Bei hohen Nachzahlungen muss er Ihnen eine Ratenzahlung ermöglichen. Viele Anbieter suchen mit Ihnen nach einer Lösung oder sie sagen Ihnen, wo Sie Beratung bekommen.

Sie können sich auf die Grundversorgung berufen, wenn Sie Schwierigkeiten haben, einen Anbieter zu finden oder die Abschaltung des Stroms droht.

Über ganz Österreich sind verschiedene Stellen für Sie da, wenn Sie Hilfe benötigen. Auf e-control.at finden Sie beispielsweise eine nach Bundesland geordnete Auflistung der Angebote. Auf der Seite kea.gv.at ist diese Information auch als Karte verfügbar.

Fazit

Mit dem Auslaufen der Strompreisbremse und anderer Förderungen könnten Ihre Stromkosten steigen. Doch Sie haben die Möglichkeit, aktiv gegenzusteuern: Informieren Sie sich über passende Stromtarife, entdecken Sie neue Möglichkeiten zum Stromsparen und profitieren Sie von vorhandenen Hilfsangeboten – oder empfehlen Sie diese weiter.

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